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New York für Anfaengerinnen

New York für Anfaengerinnen

Titel: New York für Anfaengerinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susann Remke
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Rauchzeichen. Der Nachbar schien zu verstehen und rannte in ihr Apartment. Zoe hörte, wie er die heiße Pfanne in die Spüle donnerte und zischend Wasser darauf laufen ließ. Sie verweilte währenddessen in sicherem Abstand auf dem Gang hinter einem Mauervorsprung, der zum Aufzug führte. Mit Feuer war schließlich nicht zu spaßen. Bis ihr auffiel, dass sie nur Höschen und BH trug. Und die passten nicht mal zusammen. Dunkelblaue Baumwollbuchsen unbekannter Herkunft und ein gelb-geblümter Calvin-Klein-Spitzen-BH dazu. Dabei hatte ihre Oma ihr immer eingebläut: »Zieh ordentliche Unterwäsche an, Kind! Du weißt nie, wann du ins Krankenhaus kommst. »
    Krankenhaus waberte als letzter Gedanke noch in Zoes Gehirn, wie der Nachklang eines eben zu Ende gegangenen Songs auf dem iPod, als der Nachbar ein bisschen zu selbstzufrieden für ihren Geschmack wieder auf den Gang herausspazierte. Irgendwie sah er aus wie Patrick Dempsey aus Grey’s Anatomy . Nur größer. Unordentliche Wuschelhaare, wie frisch aus dem Bett, wo er ja ganz offensichtlich auch herkam. Und die angeborene Selbstsicherheit von TV-Neurochirurg Dr. Derek Shepherd – völlig zu Recht McDreamy bespitznamt –, der jede OP mit dem göttlichen Satz begann: »Auf geht’s, Leute. Heute ist ein großartiger Tag, um Menschenleben zu retten.«
    »Hi, ich bin Tom«, sagte McNachbar, immer noch nur in Schlafanzughose, völlig nonchalant, und streckte Zoe die Hand hin.
    »Danke. Äh, hi. Zoe«, stammelte Zoe, immer noch in nicht zusammenpassender Unterwäsche und zutiefst peinlich berührt. Nur mit Mühe konnte sie ihren Fluchtreflex unterdrücken, den ein XY-Chromosomenträger wie ihr Gegenüber sicherlich als Undankbarkeit auslegen würde. Und nicht als blanke weibliche Panik angesichts der Tatsache, dass sie erstens ungeduscht, zweitens ungeschminkt und drittens quasi unbekleidet war.
    »Da ich sowieso schon wach bin und Ihnen das Leben gerettet habe, dürfen Sie mich zum Frühstück einladen, Zoe«, grinste McNachbar und musterte sie unverhohlen von oben bis unten.
    »Okay«, war alles, was Zoe herausbrachte.
    »Sie dürfen sich auch gerne was überziehen. Natürlich nur, wenn Sie unbedingt wollen.«
    Zoe öffnete schon den Mund für ein weiteres, nicht wirklich von ihrem Gehirn veranlasstes Okay, verkniff es sich aber gerade noch.
    »Und schalten Sie verdammt noch mal die Klimaanlage ein. Sonst geht der Feueralarm gleich wieder los.«
     
    *
     
    In ihrem Apartment roch es Gott sei Dank nur etwas angerußt. Das Wasser lief noch immer über die Bratpfanne im Spülbecken. Lediglich ein Küchenhandtuch war angebrannt. McNachbar hatte es wohl als Topflappen benutzt, um die flambierte Pfanne anzufassen. Zoe schaltete gehorsam die verhasste Klimaanlage wieder ein.
    Und was war jetzt der Schlachtplan? Duschen, rein prophylaktisch die La-Perla-Unterwäsche anlegen und Allegra eine SMS schreiben. Falls McNachbar sich als Kettensägenmassakermörder entpuppte und das FBI Zoes letzte Lebensminuten rekonstruieren musste. Sie machte ihr iPhone an, das mit einem melodischen Ploppen nach dem anderen eine neue SMS nach der anderen ankündigte.
     
    Benni Nigmann
    Wo bist du, Zoe? Wir müssen unbedingt reden!
    Benni Nigmann
    Zoe, jetzt lass uns doch vernünftig sein. Es hilft ja nichts
    Benni Nigmann
    Wo ist eigentlich der Kühlschrank? Und der Fernseher? Und
    Benni Nigmann
    Bist du total verrückt geworden? Was hast du mit dem Teppich
    Benni Nigmann
    Sag mal, spinnst du? TODESANZEIGE? Meine Eltern waren völlig
    Benni Nigmann
    WO BIST DU VERDAMMT NOCH MAL?
     
    Benni Nigmann. Wie weit weg die blasse, nette Null plötzlich zu sein schien. Wie in einem anderen Leben. Sie würde ihm nie verzeihen, dass er sie für eine andere verlassen hatte. Genau genommen für einen digitalen Avatar, schließlich hatte das Ganze ja im Internet begonnen. Zoe machte sich nicht die Mühe, die eben angekommenen SMS ganz zu lesen, sondern ließ sie direkt in den Papierkorb wandern. BNN war schließlich history . Stattdessen textete sie Allegra genüsslich: Frühstücke mit 47A. Lecker!
    Nach dem Duschen band Zoe die noch feuchten Haare zu einem lockeren Knoten am Hinterkopf zusammen und schlüpfte in ein himbeerfarbenes Leinenkleidchen. Dann klopfte es schon an ihrer Tür. McNachbar stand, zur Abwechslung züchtig in Jeans und weißes T-Shirt gekleidet, mit einer Papiertüte und der telefonbuchdicken Sonntagsausgabe der New York Times unterm Arm im Rahmen. Bagels, Crème Cheese, Orangensaft und

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