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New York für Anfaengerinnen

New York für Anfaengerinnen

Titel: New York für Anfaengerinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susann Remke
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sogar Obstsalat hatte er mitgebracht.
    »Der Mann ist Heiratsmaterial«, rutschte es Zoe auf Deutsch heraus.
    » Excuse me ?«, fragte McNachbar und grinste dieses sensationelle schiefe Lächeln von heute Morgen. Seine Haare standen immer noch geordnet ungeordnet in alle Richtungen ab. Bed hair nannten das die Amis. Wie frisch aus dem Bett.
    »Ach nichts«, murmelte Zoe und bat ihn herein.
    Sie frühstückten, und Zoe geriet in Erzählmodus. McNachbar lächelte erneut entzückend schief, als Zoe ihm erzählte, dass sie ihre beiden Katzen Carrie und Mr. Big schon jetzt vermisste, aber erst nachholen konnte, wenn sie eine Wohnung gefunden hatte. Er beugte sich interessiert zu ihr hinüber, als sie gestand, unbedingt nach SoHo ziehen zu wollen, am liebsten in die Mott Street, weil dort das supercoole Café Gitane war, wo man am Samstagmorgen so toll Leute gucken konnte, bevor die ganzen Touris mit ihren schlechten Turnschuhen und Sicherheitsbauchtäschchen vorbeischlappten. McNachbar konnte ganz eindeutig zuhören und lachte an den richtigen Stellen. Das motivierte. Als horoskoptechnisch gesehen dreifacher Zwilling liebte Zoe dankbares Publikum, weil sie sehr gerne sehr amüsante Lach- und Sachgeschichten aus ihrem Leben preisgab. Zwilling, Merkur, Planet der Kommunikation. Zoe Schuhmacher war quasi ein Naturtalent.
    Weil es laut ihrer inneren Uhr bereits Nachmittag war und sie zu Hause in Berlin mit Allegra längst auf Promillehaltigeres als O-Saft umgestiegen wäre, killten McNachbar und Zoe als nächstes den Willkommensschampus.
    »Nenne mir fünf völlig unzusammenhängende Tatsachen über dich«, sagte Zoe, und ihre Augen blitzten ihn auffordernd an.
    »Wenn ich unter Laternen durchlaufe, erlischt oft das Licht.«
    »Wie mysteriös. Kannst du etwa auch zaubern?«
    »Wer weiß?«
    »Weiter!«
    »Ich bin gestern aus England angekommen.«
    »Ich aus Deutschland.«
    »Das dachte ich mir schon. Du energiesparende Klimaanlagenhasserin mit charmantem Akzent.«
    »Du findest meinen deutschen Akzent charmant, du Heuchler? So wie ich sprechen bei euch Amis doch nur Nazis in Kinofilmen.«
    Tom lachte. »Christoph Waltz war extrem charmant in Inglourious Basterds.«
    »Und endete mit einem auf der Stirn eingeritzten Hakenkreuz.«
    Tom lachte erneut. Ich scheine ihn zu amüsieren, dachte Zoe und war auf einmal unheimlich zufrieden mit sich selbst. Schließlich war sie nicht eine dieser Frauen, die um alles in der Welt gefallen wollten, wenn sie einen Mann kennenlernten. Wie manch eine amerikanische Kollegin, über die Allegra so gerne lästerte.
    »Du bist um eine Antwort nie verlegen, meine Liebe. Oder?«, fragte Tom.
    »Und du, mein Lieber, schuldest mir noch drei Tatsachen.«
    »Lass mich nachdenken. Ich trage grundsätzlich keine Krawatten.«
    »Und ich besitze 129 Paar Schuhe.«
    »Das ist sehr …«
    »… durchgeknallt?«
    »Weiblich wollte ich sagen.«
    »Danke für das Verständnis, mein Herr.«
    Während McNachbar die Champagnergläser wieder auffüllte, genehmigte sich Zoe einen verstohlenen Musterungsblick. Toms wasserblaue Augen, die hohen Wangenknochen und die beneidenswert langen Wimpern bescherten ihm den einfühlsamen Grübel-Look eines Bohemiens. McNachbar saß so selbstverständlich auf ihrem Küchenstuhl, dass man den Eindruck gewinnen konnte, er sei gar nicht Gast hier, sondern die Bude, nein, das ganze Gebäude gehöre ihm. Dieser Mann strahlte die beneidenswerte Selbstsicherheit derjenigen aus, die ganz genau wussten, dass sie immer auf der Gewinnerseite des Lebens stehen würden. Die ein fast schon seismografisches Gespür dafür hatten, wann sie eine Party, einen Job oder eine Frau verlassen mussten, bevor die Stimmung kippte. Eine Selbstsicherheit, die man sich durch gute Erziehung, exzellente Bildung oder mit viel Geld nicht erarbeiten konnte. Man wurde schlichtweg mit ihr geboren.
    »Mein Mittelname ist übrigens Prescott«, knüpfte Tom wieder an die Unterhaltung von eben an.
    »Nobel, nobel. Und du bist der erste Mann, der meinen Namen auf Anhieb richtig ausgesprochen hat. So-i, wie in: So ist das. Und nicht Zo-i, wie in: Zoo.«
    »Ich bin sicherlich auch der erste Mann, der dir das Leben gerettet hat.«
    »Jetzt wollen wir mal nicht übertreiben, Prinz Charming. Oder hast du draußen vor der Tür deinen Schimmel geparkt?«
    »Wer weiß das schon, Prinzessin?«
    McNachbar schaute sie nachdenklich an. Er griff langsam über den Tisch und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Dann küsste er

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