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New York für Anfaengerinnen

New York für Anfaengerinnen

Titel: New York für Anfaengerinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susann Remke
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keinen Stress (und jede Menge Sex natürlich). Bis er seine Geliebte langsam und vielleicht sogar völlig unbewusst in die Abhängigkeit zwingt.
    Sie wartet darauf, dass er Zeit hat für sie. Auf den nächsten Anruf zwischen Büro und Haustür. Vom heimlich angeschafften Zweithandy. Sie wartet auf die nächste Dienstreise, auf die er sie mitnehmen will. Darauf, dass er sich endlich von seiner Frau trennt (nach der Einschulung des Sohnes, dem nächsten Weihnachten, dem nächsten Geburtstag, aber ganz-sicher-ich-verspreche-es-hoch-und-heilig nach dem wirklich allerletzten nächsten Familienurlaub). Um dann die Geliebte, die zum neuen Muttchen mutiert ist, irgendwann mit einer anderen zu betrügen.

    Trostloses Thema, dachte sich Zoe und fing an, ihren Artikel zu schreiben. Den Webdesigner hatte sie über den neu einzurichtenden Partnerschafts-Channel, der Sex & Love heißen sollte, schon informiert. Er codete hoffentlich bereits fleißig vor sich hin. Zoe schrieb den ersten Satz ihrer Geschichte und löschte ihn wieder. Sie schrieb einen anderen ersten Satz, aber auch der gefiel ihr nicht. Erste Sätze waren eine Kunst für sich. Der erste Satz war die Angel, mit der man die Leser an den Haken bekam. Irgendwie so hatte sie das im Volontariat gelernt. Sie schrieb noch einen neuen ersten Satz – und löschte auch ihn wieder. Alles Schrott. Schreiben war manchmal einfach nur Qual.
    Schließlich gab sie sich mit »Zu Weihnachten bekommt sie um Mitternacht eine SMS. Aber erst, wenn die Familie schon schläft« vorerst zufrieden. Nicht brillant, aber ausbaufähig. Doch wie sollte es weitergehen? Zoe starrte in die Luft und dann zum Fenster hinaus. Sie hatte absolut überhaupt keine Idee, was sie eigentlich schreiben wollte. Eigentlich wollte sie gar nicht schreiben, sondern lieber schmollen und sich noch ein bisschen selbst bemitleiden. Es war schließlich nicht fair, dass ausgerechnet ihr solch ein Chef-Desaster passieren musste. Kaum hatte sie sich aus ihrer comfort zone rausgewagt, ging alles schief.
    Gott, dem Universum oder wem auch immer war zu danken, dass gerade in diesem Moment Eros Mittermayer den Kopf zur Tür hereinsteckte. »Klopf. Klopf. Willst du mit mir und meiner Freundin Mimi zum Lunch gehen? Ich habe um eins einen Tisch im Pastis.«
     

Stars & Sternchen oder: Wie man Promis richtig ignoriert
     
    Egal ob Robert DeNiro am Nebentisch sitzt oder Jay-Z und Beyonce mit ihrer Tochter Bleu auf demselben Spielplatz schaukeln, Stars und Sternchen werden grundsätzlich ignoriert. Kein »Oh, guck mal, das ist …«, kein Mit-dem-Finger-Zeigen und absolut überhaupt kein Foto oder eine Frage nach einem Autogramm. Kreischen und ohnmächtig werden wird ausschließlich dem Bridge-and-Tunnel-Volk überlassen, das sich mühsam aus Queens oder New Jersey über die Queensboro-Brücke oder den Holland Tunnel nach New York einschleichen muss.
    Echte New Yorker nehmen die Existenz von Stars einfach hin – wie die Existenz des Empire State Building. Man kann schließlich nicht jedes Mal, wenn man daran vorbeigeht, stehen bleiben und mit offenem Mund nach oben gucken.
     
    ( New York für Anfängerinnen , S. 69)
     

»Der New Yorker Meatpacking District war einmal genau das, was der Name besagt: das Schlachthofviertel«, dozierte Eros, als er mit Zoe im Taxi Richtung 14th Street fuhr. »Schweinehälften, Kuhfüße, Hackfleischberge – und dazwischen jede Menge menschliches Frischfleisch der horizontalen Variante.«
    »Das klingt aber ziemlich abgeschmackt«, sagte Zoe.
    »Gar nicht! Vor ein paar Jahren sind dort dann die Yuppies eingezogen und haben ihre Boutiquen und Restaurants aufgemacht: Stella McCartney, Diane von Fürstenberg und Theory. Das SoHo House New York mit seinem Swimmingpool auf dem Dach ist auch gleich um die Ecke.«
    Zoe und Eros ließen sich einen Tisch vor dem Pastis zuweisen und setzten sich in die warme Septembersonne. Einen Platz weiter hatte sich Uma Thurman mit einer riesigen schwarzen Chanel-Sonnenbrille auf der Nase niedergelassen, eine Tatsache, die die beiden einfach gnadenlos ignorierten. Wer war schon Uma Thurman? Wen kümmerte es schon, dass sie in einem der besten Filme aller Zeiten mitgespielt – und vor allem mitgetanzt – hatte? Auf den Straßen New Yorks wurde ständig irgendein Film gedreht oder eine Modekampagne fotografiert. Nur Anfänger blieben stehen, belästigten die Stars und machten Fotos mit ihren Handykameras, die sie dann sofort auf Facebook stellten.
    »Wie bist du

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