New York für Anfaengerinnen
bis sieben Vornamen hatten und sich nostalgisch an ihre Sommer als Teenager mit Picknicken auf Gutshöfen erinnerten, auf denen es irgendwie immer frische Erdbeeren mit Schlagsahne gab.
Aber leibhaftiges Rockefeller-reich oder – wie in Zoes speziellem Fall – Mimi-und-Whitney-reich, das war nicht von dieser (ihrer) Welt. Für Zoe Schuhmacher war das Stoff aus Hollywood-Filmen.
Reiche und Superreiche oder Wer sind eigentlich die legendären 0,1 Prozent?
»Bis ich zwölf Jahre alt war, dachte ich, dass jeder Mensch ein Haus an der 5th Avenue, eine Villa in Newport und einen eigenen Eisenbahnzug besaß.« Cornelius Vanderbilt, Jr.
Heutzutage muss ein Haushalt in den USA mehr als 380.000 Dollar pro Jahr verdienen, um zu dem einen Prozent der Reichen des Landes zu gehören. Im Durchschnitt. In New York reicht das natürlich noch lange nicht. Dort bringt das die obere Mittelklasse nach Hause. In New York müssen es schon mehr als 609.000 Dollar im Jahr sein. Und vor den Stadtgrenzen, im benachbarten Greenwich, Connecticut, sind gar 908.000 Dollar nötig.
Superreiche hingegen – das oberste eine Prozent des einen Prozents – rechnen ausschließlich in Milliarden. Siehe auch: Hedgefonds-Manager.
( New York für Anfängerinnen , S. 87)
Zoe lief die 26th Street entlang, an der sich eine Galerie an die andere reihte: Andrea Meislin, Lehman Maupin, BravinLee und natürlich Mimi Mellon. Platzhirsch Gagosian war gleich um die Ecke. Als sie Mimis Ausstellungsräume an diesem Spätnachmittag betrat, klingelte ein kleines Glöckchen, aber sonst war niemand zu sehen. Zoe sah sich um und wunderte sich sofort, welche Art von bewusstseinserweiternden Drogen sie wohl versehentlich zum Lunch eingenommen hatte? Die Wände der ganz in Weiß gehaltenen ehemaligen Fabriketage waren mit monumentalen Gemälden des amerikanischen Kunstpunks Astarot Frist gepflastert. Exakt gleich große Quadrate in psychedelischen Bonbonfarben wiederholten sich schier endlos in exakt gleich großen Abständen auf weißen Leinwänden. Die Serie hieß The Square Paintings , stand auf einem Infoblatt, das hinter Plexiglas an die Wand geschraubt war, und machte auf den ersten Eindruck einfach nur happy. In etwa so, wie wenn man in der Kinderaufbewahrungsabteilung von IKEA von der Rutsche ins bunte Bällebassin eintauchte.
Je länger Zoes Blick aber von einem der quietschigen Vierecke zum nächsten wechselte und sie versuchte irgendeinen Rhythmus, irgendein Muster ausfindig zu machen, desto unruhiger wurde sie.
»Das geht nicht nur dir so.« Mimi legte ihr zur Begrüßung beruhigend eine Hand auf die Schulter. »Keines der über fünfhundert Quadrate auf der jeweiligen Leinwand hat den exakt gleichen Farbton wie eines der anderen. Das sorgt gezielt für unterschwellige Unruhe.«
Mimi trug heute eine eigenwillige Pelzweste mit Zottelbommeln über einer cremefarbenen Seidenbluse zu schwarzen Lederleggings. Die Haare waren zu einem unschuldigen, asymmetrischen Schulmädchenzopf geflochten. Auf der Nase balanciert sie eine riesige schwarze Hornbrille. Downtown-Chic.
»Das Bild sieht irgendwie aus wie ein unsortiertes Periodensystem.« Zoe erinnerte sich dunkel daran, in der elften Klasse einmal kurz das Fach Chemie belegt zu haben.
»Daher kam wohl auch Frists Idee. Jedes Werk hat den Namen eines chemischen Elements. Du stehst übrigens gerade vor Ac – Actinium. Achtung! Radioaktiv!«
»Und das hängen sich die Leute wirklich ins Wohnzimmer?«, fragte Zoe und überlegte gleichzeitig, ob sie vielleicht die Zunft wechseln und einfach viele bunte Dreiecke malen sollte. Oder Kreise.
»Nicht nur ins Wohnzimmer, du Kulturbanause«, lachte Mimi. »La – Lanthan hängt sogar im MoMA.«
»Was kostet denn so ein Spaß?«
»Bis zu drei Millionen.«
Zoe schaute sich in Mimis Galerie um und überschlug schnell: »Dann hast du also um die einundzwanzig Millionen Dollar hier an der Wand hängen?«
»Wenigstens«, grinste Mimi. »Im Lager sind noch mehr.«
»Wie viele hat der liebe Frist denn davon gemalt?«
»Du meinst selber?«
»Wie – selber? Kann man auch unselber malen?«
»Frist lässt malen. Von seinen Assistenten. Insgesamt gibt es so an die achthundert Square Paintings . Er selbst hat vielleicht fünfundzwanzig davon fabriziert.«
»Und Kunstsammler zahlen tatsächlich Millionen für Bilder, die nicht einmal vom Künstler selbst gemacht worden sind?«
»Da kannst du deine Louboutins drauf wetten. Hast du noch nie etwas von
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