New York - MERIAN Portraet
Szene ab, die Fotogeschichte schreibt. Es ist das Jahr 1954 und
Billy Wilder
lässt Marilyn Monroe für »Das verflixte siebte Jahr« mit hoch wirbelndem Rock über dem U-Bahn-Schacht posieren. Die Fotografen flippen aus – und leider auch DiMaggio, Marilyns Ehemann. Am nächsten Drehtag, so schreibt Christa Maerker in ihrem Buch »Marilyn Monroe und Arthur Miller«, braucht Marilyn mehr Puder als sonst. Kurz darauf reicht sie die Scheidung ein und zieht nach New York. Sie nimmt Schauspielunterricht bei den
Strasbergs
und trifft sich heimlich mit Arthur Miller.
Eines Nachts steht Miller, der inzwischen zu Hause ausgezogen ist, in
Nevada
in einer Telefonzelle. Marilyn Monroe dreht gerade »Bus Stop« und verzweifelt mal wieder an sich und der Welt. »Oh Daddy, ich kann nicht mehr alleine kämpfen«, schluchzt sie durch die Leitung. Arthur Miller fällt vor Schreck erst mal in Ohnmacht. Dann beschließt er, die Geliebte zu heiraten und fortan vor sich selbst zu beschützen.
Während des Kalten Kriegs hat sich das innenpolitische Klima in den USA dramatisch verschärft. Der republikanische Senator
McCarthy
veranstaltet eine hysterische Kommunistenjagd auf Intellektuelle. Auch Miller, der Mitglied der Kommunistischen Partei ist und dessen Stück »Hexenjagd« unmissverständliche Anspielungen enthält, gerät ins Visier des FBI . Der Autor muss sich vor dem berüchtigten Senatsausschuss für unamerikanische Umtriebe quälenden Verhören unterziehen.
Während eines Hearings verkündet er öffentlich, dass er beabsichtige, Marilyn Monroe zu heiraten. Und deshalb, so Miller mit Nachdruck, fordere er unverzüglich seinen Pass zurück, den ihm die Behörde entzogen habe. Die Klatschpresse überschlägt sich vor Entzücken – ein Traumpaar!
Die Hochzeit findet im Sommer 1956 statt. Ihrem Mann zuliebe tritt Marilyn zum Judentum über und bemüht sich nach Kräften, eine gute Hausfrau zu sein. Sie kocht nach dem Rezept ihrer Schwiegermutter »Gefilte Fisch« und trocknet die selbstgerollten Nudeln mit dem Föhn. Die Millers wohnen jetzt in
Sutton Place
32 ( ▶ K 6 ) . Ein exklusives Wohnviertel am
East River
, mit Blick auf die
Queensboro Bridge
und
Brooklyn
, in dem später auch Michael Jackson, Aristoteles Onassis, Stararchitekt Ieoh Ming Pei und die Schauspielerin Sigourney Weaver leben.
Doch die Erwartungen der ungleichen Ehepartner aneinander sind zu gewaltig, die Bilder voneinander zu illusorisch. Die Beziehung beginnt bald zu bröckeln. Zweimal wird Marilyn schwanger, beide Male verliert sie ihr Kind vor der Geburt. Miller, der in seiner Frau vor der Hochzeit einen Engel gesehen hat, hält sie schon kurz danach für eine unberechenbare Kindfrau. Marilyn, die schlecht mit Geld umgehen kann, gründet ihre eigene Firma. Sie wird immer abhängiger von den Strasbergs – und von unfähigen Psychiatern, die ihr gegen ihre Ängste schwere Schlafmittel verschreiben.
Sie ziehen in ein altes Haus aufs Land, das Marilyn durch einen Neubau ersetzten will. Die Pläne zeichnet
Frank Lloyd Wright
, der gerade das
Guggenheim-Museum
entworfen hat. Doch seine Entwürfe landen in der Schublade, zu aufwändig. Um seiner Frau eine Freude zu machen, überwindet Arthur seine Vorbehalte gegenüber
Hollywood
und schreibt für sie ein maßgeschneidertes Drehbuch: »Misfits« (»Nicht gesellschaftsfähig«) – die Geschichte einer eigenwilligen, starken Frau, konträr zur Rolle des blonden Herzchens, auf die Marilyn zu ihrem Leidwesen bisher abonniert ist. Doch diese zögert – und verletzt damit ihren Mann.
EINE TRAUMEHE WIRD GESCHIEDEN
Zwar wird der Film mit
Clark Gable
ein Erfolg, doch die Ehe der Millers ist nicht mehr zu retten. Zu groß ist inzwischen die Entfremdung. »Marilyn war nicht die alles vergebende und sinnliche Geliebte … auf die mich ein Leben der Selbstverleugnung lange vor ihrem Auftauchen vorbereitet hatte« , bekennt Arthur Miller selbstkritisch. Am 11 . November 1961 wird das Traumpaar geschieden.
Im darauffolgenden Mai haucht Marilyn im
Madison Square Garden
18 ( ▶ G 3 ) auf John F. Kennedys Geburtstagsgala in einem hautengen Glitzerkleid ihr laszives »Happy Birthday, Mr. President« ins Mikrophon. Es ist Marilyns letzter öffentlicher Auftritt. Drei Monate später stirbt sie kurz vor ihrem 36 . Geburtstag in
Kalifornien
an einer bis heute ungeklärten Schlafmittelvergiftung.
Die New Yorker verehren sie nach wie vor abgöttisch. Überall in der Stadt, bei den Souvenirhändlern im
Central Park
( ▶ K 3 /
Weitere Kostenlose Bücher