New York - MERIAN Portraet
dem »Method Acting« ausgebildet sind, liest sich wie ein Who is who der großen amerikanischen Darsteller. In jüngster Zeit haben neben Angelina Jolie oder Scarlett Johansson auch der österreichische Oscarpreisträger Christoph Waltz und die deutsche Schauspielerin Franka Potente in New York oder an der Lee-Strasberg-Dependance in Los Angeles Kurse belegt.
Trotz seines Erfolgs hat Strasberg nicht nur Bewunderer. So wird von der Hollywood-Ikone Marlene Dietrich kolportiert, dass sie vom »Method Acting« wenig gehalten habe. Als sie ein Journalist einmal darauf anspricht, soll die Diva ungehalten erwidert haben: »Wissen Sie was, manchmal zähle ich im Stillen einfach nur von eins bis zehn.«
Für den New Yorker Joseph London, der seine Ausbildung im HB Studio ( ▶ E 3 ) absolviert hat, einer Schauspielschule in Downtown Manhattan, an der beispielsweise Barbra Streisand und Sarah Jessica Parker gelernt haben, ist entscheidend, dass der Schauspieler bei aller Intensität seiner Darstellung die Kontrolle behält. »Ich kannte eine Kollegin, die hat sich auf der Bühne so stark mit ihrer Rolle identifiziert, dass sie nur zwei bis drei Mal pro Woche auftreten konnte. Die übrigen Tage war sie mental völlig erschöpft.«
Wer sich als Schauspieler in seiner Rolle und den damit verbundenen Emotionen verliere, dessen Darstellung werde rasch langweilig, meint Joseph London, der in einem der frühen Streisand-Filme mitspielt hat und nun für die Vereinten Nationen als Guide arbeitet. »Der Weg zu einer guten Szene kann unterschiedlich sein. Ich bin sicher, dass auch Marlene Dietrich manchmal, ob bewusst oder unbewusst, Techniken des ›Method Acting‹ angewandt hat – jedenfalls dann, wenn es ihre Rolle erfordert hat.« Damit würde sich vermutlich auch Lee Strasberg anfreunden können, von dem das Zitat überliefert ist: »›Method Acting‹ ist das, was alle Schauspieler anwenden, wenn sie gut spielen.«
Strasbergs Anleitungen finden Eingang in Lehrbücher und sogar in die Encyclopædia Britannica. Der Meister übernimmt Lehraufträge in
Harvard, Yale
und
Kalifornien
und hält Seminare in
Moskau, Paris
und
Bochum
. 1974 tritt er unter der Regie von
Francis Ford Coppola
selbst vor die Kamera und wird für seine Nebenrolle in »Der Pate II « für einen Oscar nominiert.
WAR MARILYN MONROE DEN STRASBERGS HÖRIG?
In den letzten Jahren vor ihrem Tod lässt sich auch
Marilyn Monroe
von den Strasbergs als Schauspielerin betreuen. Lee und seine zweite Ehefrau
Paula
raten ihr davon ab, in
Capotes
Romanverfilmung »Frühstück bei Tiffany« mitzuspielen. Die Rolle der Holy Goldwater sei zu »sophisticated« für Marilyn. Zum Ärger ihres damaligen Ehemanns
Arthur Miller
haben die Strasbergs so großen Einfluss auf Marilyn Monroe, dass sie nicht nur auf die Rolle verzichtet, sondern das Ehepaar auch als ihre Nachlassverwalter einsetzt. Arthur Miller soll daraufhin Lee Strasberg als Scharlatan bezeichnet haben.
Auch andere üben Kritik, wie etwa Elia Kazan. Strasberg habe Schauspieler zur Unselbstständigkeit erzogen, ja sie sogar regelrecht abhängig von ihrem omnipotenten Lehrer gemacht. Besonders seine zweite Frau Paula habe Marilyn Monroe auf eine Weise begleitet, dass der Star »ohne Paula verloren war«.
Im Erdgeschoss der legendären Schauspielschule führt eine rot lackierte Tür zum
Marilyn Monroe Theater
, der Hauptbühne des Strasberg-Studios. In einem der Büros hängt ein Bild an der Wand. Es zeigt Marilyn Monroes Porträt auf einer Briefmarke.
The Actors Studio
33 ( ▶ H/J 3 ) bildet inzwischen keine Schauspieler mehr aus, sondern existiert nur noch als gemeinnützige künstlerische Probebühne für Profis. Man kann dort allerdings in Kooperation mit der Pace University ein dreijähriges Master-Studium in »Fine Arts« absolvieren. Seit dem Tod seines Gründers 1982 wird das
Lee Strasberg Institute
von dessen dritter Ehefrau
Anna
geleitet.
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ARTHUR MILLER
1915 – 2005
Der Autor von »Tod eines Handlungsreisenden« ist einer der meist gefeierten Dramatiker Amerikas. Da begegnet er einem Sexsymbol. Und ihn durchzuckt der »Schock der Bewegung ihres Körpers« …
D er 39 -jährige New Yorker Bühnenautor Arthur Miller hat gerade
Marilyn Monroe
kennengelernt. Ein gemeinsamer Freund, der Regisseur
Elia Kazan
, hat die beiden in
Los Angeles
miteinander bekannt gemacht. Zwei Menschen treffen aufeinander, wie sie unterschiedlicher kaum sein können. Er: ein typischer Ostküsten-Intellektueller
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