Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Newtons Schatten

Newtons Schatten

Titel: Newtons Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
Vom Netzwerk:
es sein, dass Macey einfach zufällig darüber stolperte.»
    Newton las seine Übersetzung vor.

    Denkt an Sir Edmund Berry Godfrey. Werter Doktor Davies, ich glaube nicht, dass wir uns, Eurem Vorschlag gemäß, treffen sollten. Wenn Ihr beim Betreten meines Hauses erkannt würdet oder man uns zusammen sähe, erschiene diese Nachricht in jedem Schmierblatt im ganzen Land. Doch ich wüsste gern von Euch, wie die Katholiken ausfindig gemacht werden sollen. Ihr könnt wie immer brieflich über Major Mornay mit mir kommunizieren. Denkt an St. Bartholomäus.
    Der Eure, Lord A.

    -317-

    Ich glaube, Lord A. ist kein anderer als Lord Ashley, der Parlamentsabgeordnete von Poole, bei welchem Major Mornay, wie Eure Spione berichteten, regelmäßig verkehrte. Er ist der Enkel jenes Anthony Ashley Cooper, Earl von Shaftesbury, welcher einst die extreme Whig-Opposition gegen den König anführte. Er war ein notorischer Grünbändler und Republikaner und musste nach der Rye-House-Verschwörung gegen König Charles nach Holland fliehen.»
    «Den Ausdruck kenne ich», sagte ich. «Grünbändler. Mein Vater benutzte ihn als Schimpfwort, aber ich wusste nie, was er bedeutet.»
    «In der Regierungszeit Charles' II. waren die Grünbändler eine größere Gefahr für das Königreich als die Franzosen», erklärte Newton. «Sie waren eine Gruppe von extremen Whigs, welche Katholiken beinahe so ingrimmig hassten wie Monarchen und die einen wie die anderen in England ausgerottet sehen wollten.
    Sie hätten die Republik reinstalliert und Richard Cromwell wieder zum Lord Protector gemacht.
    Die Grünbändler schmiedeten eine Reihe Komplotte gegen König Charles und die Katholiken und die so genannte Papistenverschwörung von 1678, bei der sie, angeführt von Titus Oates, ein katholisches Komplott aufdeckten, das es gar nicht gab, war von allen das Übelste, da so viele katholische Priester zu Unrecht beschuldigt und getötet wurden.
    Doch seit Shaftesburys Tod im Jahr 1683 und der Glorreichen Revolution, welche den katholischen König James absetzte, hörte man so gut wie nichts mehr von den Grünbändlern. Wenn es so viele echte katholische Komplotte gegen König William gab, zuerst das von Aliesbury, dann das von Fenwick, wozu dann noch welche erfinden?»
    «Vielleicht», spekulierte ich, «wollten Lord Ashley und sein Korrespondenzpartner ja herausfinden, ob es noch weitere Katholiken gibt, welche Ränke gegen König William
    -318-

    schmieden. Ich denke doch, jeder englische Patriot hat den Wunsch, mögliche Verräter unter uns zu entlarven.»
    «Haltet noch einen Augenblick mit Eurem Urteil zurück», sagte Newton. «Hört erst die Botschaft, die wir von Doktor Wallis bekommen haben. Die, welche ihm Macey dagelassen hatte. Ich glaube, sie ist die Antwort auf die erste Botschaft.

    Mylord A. Wir werden die Katholiken auf dieselbe Art ausfindig machen, wie man die Hugenotten ausfindig machte. Anhand der Steuerlisten. Zudem habe ich vom letzten Mal noch Listen, welche von Konstablern für die Friedensrichter erstellt wurden, ferner eine von Mister Lee erstellte Ortsbeschreibung, eine Karte von Mister Morgan und einen Plan von Mister King, welche uns allesamt zeigen, wo sich die Nester des katholischen Natterngezüchts befinden. Keiner wird uns entkommen.
    Euer gehorsamer Diener, Doktor Davies Nun, was sagt Ihr dazu?», fragte Newton.
    «Ich muss gestehen, es klingt nach einer zweiten Papistenverschwörung», sagte ich.
    «Es ist viel schlimmer», sagte Newton ernst. «‹Keiner wird uns entkommen.› Ist Euch nicht klar, was das heißt?»
    «Doch, ich wage es nur nicht auszusprechen, Doktor.»
    «Dann will ich es für Euch aussprechen, junger Freund. Was sich hier offenbart, ist der Plan für ein Massaker an den Londoner Katholiken. Anhand der Steuerlisten wurden die Pariser Hugenotten identifiziert, am Bartholomäustag 1572. Es hieß, dass in jener einen Nacht in Paris über zehntausend protestantische Männer, Frauen und Kinder ermordet wurden.
    Und im gesamten Land noch viele weitere.»
    «Aber das war vor über hundert Jahren», wandte ich ein. «Und Engländer sind nicht wie Franzosen. Wir ermorden keine
    -319-

    Menschen in ihren Betten. Und außerdem gibt es in London nicht so viele Katholiken, wie es Hugenotten in Paris gab.»
    «Meint Ihr?», sagte Newton spöttisch. «In London gibt es viele heimliche Katholiken, Kirchenpapisten, welche sich nach außen hin als Anglikaner geben, aber heimlich ihre Messe feiern.»
    «Aber verlangt

Weitere Kostenlose Bücher