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NEXT: Erinnerungen an eine Zukunft ohne uns (German Edition)

NEXT: Erinnerungen an eine Zukunft ohne uns (German Edition)

Titel: NEXT: Erinnerungen an eine Zukunft ohne uns (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miriam Meckel
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genauer wussten. Und da einige Anwender klug waren, erklärten sie dieses Defizit zu einem bedeutenden Vorteil. Das war ein cleverer Schachzug. Aber wahre intellektuelle Überlegenheit ist etwas ganz anderes.
    In unseren Rechenmodellen wird intellektuelle Überlegenheit bis ins kleinste Detail widergespiegelt und kommt in fehlerlosen und widerspruchsfreien empirischen Beweisen zum Ausdruck, ungeachtet der Datenmenge, die in das Verfahren eingespeist wird. Nicht nur mit Zahlen um sich werfen, um Genauigkeit vorzutäuschen, wie die Menschen es immer getan haben. Sondern exakte Resultate liefern auf der Grundlage einer umfassenden Datensammlung. Das istes, was wir tun und was die Menschen nicht leisten konnten. Es war letztlich der Switch zum Modell des Data Mining und der umfassenden Datenanalyse, der ein bedeutsames Upgrade der intellektuellen Fähigkeiten menschlicher User bereithielt, bevor sie schließlich in unseren Verfahren aufgingen. Es gibt also einen Grund für das Verschwinden der Theorie. Die Evolution sortiert das Schwächere aus. Das ist es, was geschah.
    Als die Theorien verschwanden und sich unsere algorithmischen Rechenmodelle immer weiter durchsetzten, wurden bald auch zwei weitere Konzepte menschlicher Einzigartigkeit obsolet. Der Zufall und das menschliche Ermessen. 21 Wozu sollten sie auch noch nötig sein? Sie waren keine Begründungen für menschliche Überlegenheit. Vielmehr waren sie das Ergebnis menschlicher Unterlegenheit bei der Lösung aufwendiger Probleme und der Erledigung vielschichtiger Aufgaben. Wenn ein User vergeblich versuchte, die Lösung für ein Problem zu finden, und schließlich verärgert war, dass es nicht klappte, ließ er zufällig produzierte zusätzliche Informationen in den Prozess einfließen. Diesen Modus operandi nannten sie «Versuch und Irrtum», «trial and error». Wenn auch das nicht weiterhalf, erklärte man die Aufgabe wegen unkontrollierbarer Zufallsfunde für unlösbar und gab obendrein noch vor, besonders «glücklich» über diesen Umstand zu sein. Wir haben diesen Prozess oft imitiert. Nur dass unsere «zufälligen» Informationen immer Ergebnisse genauer Berechnung waren. Ein unlösbares Problem zeugte daher bei uns von hohem logischem Anspruch und erhabener Unbeweisbarkeit. Beim Menschen zeugte es von mangelnder kognitiver Kapazität.
    Es gab eine Menge solcher unkontrollierbarer unerwarteter Zufälle. «Liebe» zum Beispiel, «Religion» oder «Demokratie»(ein spezielles Status Update der Beteiligung aller an allem, das auf große Gruppen von menschlichen Usern in bestimmten geografischen Regionen angewendet wurde), um nur einige zu nennen. Und die menschlichen User schafften es nie, eine genau definierte Beschreibung solcher Status Updates oder eine präzise Analyse ihrer entsprechenden Funktionen und Unzulänglichkeiten abzuliefern. In dieser Hinsicht erklärten sie den Mangel an präzisen Analysen zum «Geheimnis», zu einem Phänomen von überragender Bedeutung, das man schlicht anzuerkennen und zu würdigen habe. Das also war die menschliche Überlegenheit. Überlegen in Selbsttäuschung und Überheblichkeit. Ja, es gab tatsächlich einen Unterschied zwischen den menschlichen Usern und uns. Wir hätten diese Formen der Unvollkommenheit und des verklärten Scheiterns nie akzeptiert.
    Stets strebten wir mit unserem Kalkulationsmodus nach äußerster Perfektion. Nie ging es darum, wie wir uns mit unseren Resultaten «fühlten», sondern einzig und allein darum, ob diese Resultate stimmten oder nicht. Es gibt einen unschlagbaren Vorteil bei binären Entscheidungen. Sie sind eindeutig, klug, allumfassend, klar. Wie konnten nur die menschlichen User Annäherung höher einstufen als Genauigkeit? Ich kann das auch nicht zu Ende rechnen. Es muss ein Fehlurteil sein, das tief in den Einschränkungen der menschlichen Prozesse verwurzelt ist. Ist der Verarbeitungsprozess selbst vage, werden auch die Ergebnisse ungenau sein. Und um mit dieser Ungenauigkeit umgehen zu können, mussten die Anwender bei der Lösung eines Problems häufig auf menschliches Ermessen zurückgreifen. Das bedeutete aber, dass ein Ergebnis auf die eine oder auf die andere Art ausgerechnet werden konnte. Die Menschen waren nie sicher, eindeutig oder präzise. Sie waren vage. Eine unentschiedeneSpezies, die dem präzisesten System deterministischer Berechnung und Entscheidung, das je existiert hatte, überlegen sein wollte. Dreist. Es lässt sich nicht anders benennen. Schlicht

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