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deutlich, dass Lloyd Brauns Entlassung eine vorschnelle Entscheidung war.Fast 19 Millionen Zuschauer haben die Pilotsendung gesehen, was ABC seinen größten Erfolg seit fünf Jahren beschert. Auch nach den ersten beiden Folgen zieht Lost die Zuschauer in seinen Bann und beendet die erste Staffel als eine der bestbewerteten Fernsehserien der Vereinigten Staaten. Wenig später wird Lost in aller Welt ausgestrahlt und erzielt in über 20 Ländern gleichzeitig den Status als eine der beliebtesten Fernsehsendungen.
Die teure Produktion und der hervorragende Start sind nicht die einzigen historischen Fakten in Bezug auf Lost. Die erste Staffel macht außerdem die Darsteller von sage und schreibe 14 Hauptrollen zu umschwärmten Stars. Der Chirurg Jack, der unglückliche Lottogewinner Hurley, die gesetzesflüchtige Kate und der Hochstapler Sawyer erlangen bald besondere Popularität. Die ungewöhnlich zahlreiche Besetzung ermöglicht der Sendung eine hohe Flexibilität bei der Einführung neuer Nebenhandlungen und Verwicklungen, Rückblenden und Dreiecksbeziehungen. Eigentlich dreht sich die Geschichte um 72 überlebende Flugzeugpassagiere, doch es werden auch ständig neue Darsteller eingeführt, weil alte verschwinden (und wieder auftauchen).
Als die zweite Staffel exakt ein Jahr und eine Stunde nach der Pilotsendung ausgestrahlt wird, am Mittwoch, dem 21. September 2005, um 21 Uhr, stellt sie einen neuen Rekord auf. Fast 23 Millionen Zuschauer sitzen vor ihren Fernsehgeräten und hoffen, dass sich ein paar der ungeklärten Angelegenheiten aus der ersten Staffel auflösen lassen. Und während einige Geheimnisse aufgedeckt werden, wirft die zweite Staffel sogar noch mehr Fragen auf. Neue Figuren werden eingeführt, weitere Inselmythen werden entwickelt, und es gibt merkwürdige Rückblenden in die Vergangenheit der Charaktere. Bis zum Ende der Staffel waren die Zuschauerzahlen unter das Niveau der ersten Staffel gesunken.
Nach der Sommerpause im Oktober 2006 startet die dritte Staffel von Lost. Mittlerweile tobt sich die Serie richtig aus, hat zahlreiche parallele Handlungsstränge und ein riesiges Sortiment an Figuren. Ein paar Tage nach der Premiere zeigen die Einschaltquoten, dass jeder fünfte Zuschauer sichausgeklinkt hat. Die Ausstrahlung wird von November bis Februar unterbrochen. Als sie wieder aufgenommen wird, hat sie erneut mehr als jeden fünften Zuschauer verloren. Zwei Folgen später lassen weitere 2 Millionen ihren Fernseher am Mittwochabend ausgeschaltet.
Die negative Entwicklung dieser Serie wurde in den Medien, in Zeitungen, Magazinen und Messageboards viel diskutiert. Das Media Life Magazine spekulierte, dass die sinkenden Zuschauerzahlen durch die Unzufriedenheit mit den zahlreichen Handlungssträngen ausgelöst worden seien, die offenbar nie zusammenfanden. In Blogs und Online-Foren wurden ähnliche Standpunkte verbreitet, denn überzeugte Lost-Fans beklagten sich, dass die Produzenten offenbar selbst abgestürzt waren; niemand wäre mehr in der Lage, das heillose Durcheinander aufzuräumen und die ganzen Teile wieder zusammenzufügen.
Wie um den Beginn einer neuen Ära einzuläuten, startet die vierte Staffel von Lost am 31. Januar 2007, einem Donnerstagabend. Um 21 Uhr kommen die Zuschauer aus der winterlichen Kälte herein, um ein neues Schmankerl kennenzulernen: Vorausblenden. In Abweichung von den Grundsätzen der bisherigen drei Staffeln wurden die klassischen Rückblenden jetzt durch Ausblicke in die Zukunft ersetzt, Anzeichen für eine Auflösung. Dieses Mal sind die Erstausstrahlungsquoten nicht so enttäuschend, denn sie bewegen sich wieder auf demselben Niveau wie beim Beginn der zweiten Staffel.
Vor dem Start der vierten Staffel, zu Sommeranfang, hatte der neue ABC-Chef Stephen McPherson verkündet, dass der Sender noch drei weitere Staffeln von Lost produzieren wolle. Im Jahr 2010 werde Lost dann mit einem schockierenden Finale am 23. Mai enden. Staffel 6 werde eine umfassende Auflösung enthalten. Natürlich wollte niemand vor einem solchen Abschluss mit Lost aufhören. Die Ankündigung brachte eine Reihe von Gerüchten ins Rollen, befeuert von Trailern und undichten Stellen in den Storylines, die Hinweise auf Lösungen enthielten.
Die Reaktionen der Zuschauer auf den Handlungsverlauf in den ersten drei Staffeln von Lost sind ein gutes Beispiel für unser Verhalten in der Erwartungsgesellschaft. Und die Reaktion von ABC ist typisch für die daraus folgende Logik des
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