Nextopia
Bereitschaft sei, für den Erhalt einer der restlichen drei CDs zu bezahlen. Die erste Hälfte bot im Durchschnitt 12 Euro. Die zweite bot 18 Euro. Dass die anderen CDs nicht ausgewählt wurden [D], steigerte die Wertschätzung der Personen in der zweiten Gruppe dafür so sehr, dass sie bereit waren, 50 Prozent mehr zu bezahlen als jene, denen die Auswahl von jemand anderem abgenommen worden war (und die daher weder gewählt noch »abgewählt« hatten).
Wie die Experimente zeigen, erhöht sich der Wert eines Produkts, wenn es nicht gekauft, oder der einer Chance, wenn sie nicht ergriffen wird. Die Versuche wurden auch mit einer größeren Anzahl von Optionen wiederholt, was den Wert des Verpassten weiter steigerte. Und genau wie bei dem Marshmallow-Test, der weiter oben erwähnt wurde, bewerteten die Menschen, die nicht den Schokoladenkuchen gewählt hatten, diesen noch höher, wenn sie ihn vor sich auf dem Tisch stehen sahen. Etwas nicht haben zu können, das sich in Reichweite unserer langen Finger befindet, ist unerträglich.
Keiner kommt davon!
ES IST EINE GRUNDLEGENDE MENSCHLICHE VERHALTENSWEISE, HANDLUNGEN MEHR ZU BEREUEN als Untätigkeit. Durch Handeln, durch Kaufen, durch Nutzen einer Gelegenheit verpassen Sie etwas anderes – etwas, das Sie, allein durch dieses Handeln, mehr schätzen. Wenn Sie untätig bleiben, steht Ihnen immer noch alles zur Verfügung; nichts zieht an Ihren Fingerspitzen vorüber, ohne daran zu haften. Warum wählen, wenn Sie praktisch automatisch immer die falsche Wahl zu treffen scheinen?
Stellen Sie sich vor, Sie bekämen ein tolles Angebot – ein Nokia-Handy für nur 99 Dollar! Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass Sie eins kaufen würden. Aber was ist, wenn Sie zwei Angebote bekommen, das Nokia-Handy für 99 Dollar oder ein topaktuelles Modell von Sony für den Supersonderpreis von 169 Dollar? Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass Sie keins von beiden kaufen würden. Das ist es, was die Experimente belegen: Während 66 Prozent der Konsumenten angesichts eines Angebots sich entschlossen, das Produkt zu kaufen, bevorzugten es 34 Prozent zu warten, ehe sie etwas kauften. Wurden ihnen dagegen zwei Angebote vorgelegt, entschieden sich 27 Prozent für das erste, ebenso viele, also 27 Prozent, für das zweite – und 46 Prozent entschieden sich für das Abwarten.
Kein Wunder, dass ein Drittel aller italienischen Männer über 30 noch bei den Eltern lebt.
Die Welt der beliebigen Verfügbarkeit macht das Heiraten zu einer höchst reuevollen Handlung. Früher, vor langer Zeit, konnten Sie relativ schnell entscheiden, wer ein Heiratskandidat war und wer nicht. Anfangs waren die Gesellschaften und Nachbarschaften nicht so groß, sodass jeder im Prinzip seine potenziellen Verabredungen an den Fingern einer Hand abzählen konnte. Auch als Gesellschaft und Nachbarschaft größer wurden, blieben unsere sozialen Netzwerke relativ klein – denn es war keine Zeit für mehr soziale Kontakte, oder es machte zu viel Mühe (die meisten von uns habenimmer noch nur zehn Finger an den Händen), den Überblick über mehr Menschen zu bewahren. Dann – zack! – kommt das Internet und die grenzenlose, globale Community.
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900 User sind an einem kalten Freitagmorgen im Februar online. Ohne nennenswerten Aufwand an Zeit oder Mühe hat die Welt der beliebigen Verfügbarkeit die Anzahl Ihrer potenziellen Partner vermillionenfacht.
Wie können Sie bei Millionen von potenziellen Verabredungen sicher sein, dass Sie die Richtige oder den Richtigen heiraten? Wie können Sie sicher sein, dass sie oder er Ihnen nicht durch die Lappen geht? In der Erwartungsgesellschaft wollen wir nicht, dass »der Dadurchgeschlüpfte«, jener besondere Mensch, den wir nicht vergessen können, uns bis ans Ende unserer Tage verfolgt. Und wir lassen ihn auch nicht. Ehe heißt nicht länger »gewählt werden«, sondern ist ein Synonym für »gebunden, aber Ausschau haltend«.
Wie wollen Sie sich registrieren lassen, als »zurzeit verheiratet«, »gebunden, aber Ausschau haltend« oder »keine Angabe«? Der Legende nach gab es mal eine Zeit, als die Definition von ledig oder verheiratet keine Kompromisse zuließ.
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