Nextopia
gewisser Weise, so etwas wie eine Droge. Wenn wir essen, geht es uns gut, und sicherkann jeder von uns sich an eine Reihe von Anlässen erinnern, da er beim Essen richtig glücklich war. Vielleicht haben Sie sogar – ob scherzhaft oder nicht – Bissen für Bissen eines üppigen Schokoladenkuchens verputzt und voller Wonne bekannt: »Das ist besser als Sex!« Die klassische Szene im Film Harry und Sally, in der Meg Ryan beim Abendessen einen Orgasmus simuliert, ist gar nicht so weit hergeholt.
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Geben Sie mal das Wort »Sexsucht« bei Google ein. Sie erhalten Millionen von Treffern. Vor ein paar Jahrzehnten hatte noch niemand je von diesem Begriff gehört, heute ist er Teil unseres Grundwortschatzes, nicht anders als beispielsweise »Heroinabhängiger«. Ich bin relativ sicher, dass jeder Leser sich die körperlichen Reaktionen einer sexuellen Erfahrung vorstellen kann. Nur allein der Gedanke an Sex lässt das Herz schneller schlagen und den Blutdruck steigen, sorgt für eine bessere Hautdurchblutung und eine Konzentration auf die Gegenwart (obwohl manche wünschten, es wäre anders).
Kein Wunder, dass Sex ein Suchtmittel ist wie Drogen, er ist pures Glück. Eine Studie an über 14
000 Erwachsenen über einen Zeitraum von fünf Jahren ergab, dass Sex die Menschen ohne jeden Zweifel glücklich zu machen scheint. Je mehr Sex sie hatten, desto besser fühlten sie sich. Das British Household Panel fand sogar heraus, dass Sex diejenige Alltagsaktivität ist, die von den Briten als die genussvollste eingestuft wird und mit der sie sich täglich durchschnittlich zwölf Minuten beschäftigen.
Nun bedeutet die Beschäftigung mit sexueller Aktivität nicht nur, tatsächlich physischen Sex zu haben. Eine Internetumfrage ergab, dass über 70 Prozent der amerikanischen Männer zwischen 18 und 34 Jahren allmonatlich eine Porno-Website besuchen. Laut Suchmaschinen-Statistiken ist Sex das interessanteste Thema weltweit, auf das über ein Viertel aller Suchanfragen entfällt. Und die kommen nicht nur von Männern. 34 Prozent der Leserinnen des Online-Newsletters von Today’s Christian Woman gaben in einer Umfrage von 2003 zu, dass sie bewusst Internetpornografie konsumieren.
Wo ist also das Problem? Wenn Sex die Menschen glücklich macht, wäre er nicht die perfekte Droge? Wahrscheinlich schon, wenn wir nicht die Neigung hätten, uns auch hier mal wieder wie die Ratten zu verhalten. Immer mehr Menschen bleiben neben dem Hebel stehen und drücken ihn ohne Unterlass. Laut einer amerikanischen Umfrage gaben 10 Prozent der Erwachsenen zu, eine Internet-Sexsucht zu haben (sogar eine von sechs Frauen aus dem Bericht des christlichen Newsletters kämpft gegen ihre Abhängigkeit von Pornografie an). Studien bringen Sexsucht mit einer Reihe negativer Lebensumstände in Verbindung, darunter die gestiegene Scheidungsrate, Depressionen und Arbeitslosigkeit.
Wenn wir die amerikanische Studie an 14
000 Erwachsenen noch einmal näher betrachten, stellt sich heraus, dass die Zahl der glücksmaximierenden Sexualpartner eins beträgt. Solange Sie sexuellen Umgang mit einem Partner haben, geht es Ihnen umso besser, je öfter sie es machen. Das Problem ist nur, dass die Menge an Sex und die Anzahl der Partner in einem gewissenZusammenhang stehen. Je mehr Sexualpartner Sie haben, desto weniger glücklich werden Sie. Außerdem gibt es einen Zusammenhang zwischen der Anzahl der Partner und dem passiven Konsum von Sex, was im Großen und Ganzen bedeutet: Wenn Sie den Hebel häufiger zu drücken beginnen, wird es immer schwieriger loszulassen. Das heißt nicht, dass man keinen Sex haben sollte, dass junge Menschen so lange wie möglich auf sexuelle Erfahrungen verzichten sollten oder dass der Anblick eines nackten Menschen die Gefahr in sich birgt, Sie zum Sexmonster zu machen. Offensichtlich ist Sexsucht eine extreme Angelegenheit. Tatsache ist jedoch, es ist möglich, zu viel Sex zu konsumieren, genauso wie es möglich ist, zu viel zu essen, und das betrifft mehr Menschen als noch vor zehn Jahren.
Was soll’s, wenn es mich glücklich macht?
WENN GLÜCKLICHSEIN DER SINN DES LEBENS IST und wenn das Streben nach Glück ein Menschenrecht ist, könnte man eigentlich sagen, dass Drogenkonsum, exzessives Essen oder der Konsum von Sex die richtigen Methoden sind. Sinn des Lebens erfüllt, Mission vollendet. Das Problem ist nur, wenn jeder Drogen nähme, sich Essen hineinschaufelte und sexsüchtig würde, wäre bald keiner
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