Nextopia
im übertragenen Sinne, sondern wortwörtlich. Die Symptome eines Kokainrauschs gleichen exakt der körperlichen Reaktion eines Menschen, der einen Augenblick des Glücks und der äußersten Freude erlebt – erhöhter Puls, gesteigerter Blutdruck, Hautreaktionen, verstärkte Gehirnaktivität und ein größerer Fokus auf die Gegenwart.
Drogen könnten die Antwort auf die Frage sein, welche die Menschheit seit Anbeginn der Welt begleitet – was ist der Sinn des Lebens? Philosophen diskutieren dieses Thema seit Jahrhunderten, aber eine kurze Suche bei Google ergibt, dass die meisten Menschen rund um die Welt zum selbenSchluss gekommen sind: Der Sinn des Lebens ist es, glücklich zu sein. Der Zusammenhang zwischen Lebenssinn und Glück wird durch interkulturelle Studien bestätigt, die beispielsweise belegen, dass Kanadier und Koreaner zwar vollkommen unterschiedliche Vorstellungen von der Welt und den wichtigen Fragen des Alltags haben, doch letztlich kommt es nur darauf an, glücklich zu sein. Eine israelische Studie, bei der inhaftierte Kriminelle und Nichtkriminelle verglichen wurden, ergab eine negative Korrelation zwischen dem Sinn des Lebens und Neurotizismus auf der einen Seite sowie eine positive Korrelation zwischen Glück und dem »Pfad der Tugend« auf der anderen. Mit anderen Worten, wer keinen Sinn im Leben erkennen konnte, neigte zu neurotischem Verhalten und nahm Zuflucht zu Gesetzesverstößen, während Menschen mit Glückserfahrung einen Antrieb in ihrem Leben gefunden hatten.
Ist der Drogenkonsum ein Menschenrecht? Wenn Glück der Sinn des Lebens ist, dann könnte das zutreffen. Fragen Sie doch die Gründerväter Amerikas. Das »Streben nach Glück« ist eins der »unveräußerlichen Rechte« des Volkes, die in der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung aufgeführt werden. Es ist grundlegender Bestandteil der meisten US-Bundesstaaten, deren Menschenrechtserklärung besagt, dass »alle Menschen gleichermaßen frei und unabhängig sind; sie sind von ihrem Schöpfer mit gewissen unveräußerlichen Rechten versehen, zu denen Leben, Freiheit und das Streben nach Glück gehören«. Ratten kennen die Antwort darauf.
Labortests haben gezeigt, dass nicht nur Menschen auf Drogen stehen. Ratten lieben sie geradezu. Bei einem Experiment wurde Ratten die Möglichkeit gegeben, sich selbst Drogen zu verabreichen. Wenn sie einen Hebel bedienen, können sie sich mehr von dem Wirkstoff injizieren, wann immer ihnen danach ist. Alle Ratten verhalten sich gleich. Sie bleiben am Hebel und drücken ihn, bis sie sterben. Was im Allgemeinen nicht sehr lange dauert. Offensichtlich folgern die Ratten, dass das Leben genau so sein sollte, nichts anderes zählt. Sie sind glücklich und leben in der Gegenwart, am Hebel, bissie sterben. Sie denken nicht zurück, sie räumen ihren Unrat nicht weg, sie denken nicht voraus, sie essen nicht, um stark zu werden und Energie zu gewinnen. Sie hungern sich zu Tode. Und das dauert nicht lange, denn sie »vergeuden« sehr viel Energie in ihrem Glückszustand.
Offensichtlich kann zu viel Glück tödlich sein.
Dann vielleicht Essen oder Sex?
VIELLEICHT SIND DROGEN NICHT DIE LÖSUNG. Glück gibt es in vielen Formen und Gestalten. Viele Menschen haben Freude am Essen, so viel, dass sie kaum damit aufhören können. Der Prozentsatz übergewichtiger Menschen ist in den letzten paar Jahren regelrecht explodiert, und Übergewicht wurde als Krankheit des Jahrtausends bezeichnet, eine Krankheit, die das Leben von Millionen Menschen gefährdet. Im Folgenden sehen Sie ein paar ausgewählte statistische Daten aus weltweiten Studien der International Obesity Task Force, die in den ersten Jahren des 21. Jahrhunderts durchgeführt wurden.
Ein Blick auf die folgende Tabelle zeigt, dass sämtliche Länder der Welt, von Neuseeland am einen Ende bis zu den Vereinigten Staaten am anderen und Norwegen irgendwo mittendrin, bei aller Unterschiedlichkeit doch eins gemeinsam haben: Zwischen einem Fünftel und einem Drittel ihrer Bevölkerung läuft Gefahr, sich zu Tode zu essen. Und die Geschwindigkeit der Entwicklung ist schockierend. Die USA brauchten 25 Jahre, um ihren Anteil übergewichtiger Menschen zu verdoppeln, England steigerte sich von 13 Prozent im Jahre 1993 auf 24 Prozent heute. Wie Ratten im Käfig stellen wir uns vor dem Futterhebel an und halten ihn gedrückt. Verhungern tun wir offenbar nicht, aber sterben tun wir trotzdem.
Für diese Menschen ist Essen, wie für die meisten von uns in
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