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Empfinden des Tagebuchschreibers auswirkten. Nach Ablauf dieser drei Monate hatten der neue Arbeitsplatz, die neue Beziehung oder der Lottogewinn keine Wirkung mehr, und der Betreffende war wieder am Ausgangspunkt angelangt.
In die gleiche Richtung ging auch eine Studie, bei der die Lebenssituationen von fast 3000 Russen und 7000 Deutschen mit ihren persönlichenSichtweisen verglichen wurden. Weder Familie noch Arbeitsplatz, Freizeit, Geld oder Gesundheit hatten im Verlauf eines Jahres irgendwelche signifikanten Auswirkungen auf das Wohlergehen der Probanden. Weitere Analysen ließen die Forscher schließen, dass nur Veränderungen sich auf das Glück eines Menschen auswirken, und dies auch nur für kurze Zeit. Dieser Zeitraum betrug – nicht mehr als drei Monate.
Britische Forscher identifizierten eine Reihe von Lebensereignissen oder Veränderungen, die sich entscheidend auf das Glück auswirken:
Eine neue Beziehung
Eine Beförderung
Eine Schwangerschaft
Eine bestandene Prüfung
Der Kauf z.
B. eines Autos oder eines Hauses
Kein Wunder, dass die Menschen immer länger mit dem Heiraten warten. In der Welt beliebiger Verfügbarkeit gibt es so viele potenzielle Partner, mit denen man eine neue Beziehung eingehen kann, und so viele Möglichkeiten, glücklich zu sein. Kein Wunder auch, dass die Menschen ihren Arbeitsplatz häufiger wechseln als je zuvor. Man kann innerhalb einer Firma nur eine begrenzte Anzahl an Beförderungen erwarten. Insofern macht eine neue Stelle sie nahezu per definitionem glücklicher. Natürlich nur für höchstens drei Monate.
Die Binsenweisheit, dass man Glück nicht kaufen könne, ist offenbar falsch.
Wie sich zeigt, klappt das mit dem Glückskauf hervorragend. Eine Zeit lang. Wenn man berücksichtigt, dass eigentlich nichts sich intensiv und nachhaltig auf das Wohlbefinden auswirkt, ist doch dieser shoppinginduzierte Zeitraum von drei Monaten völlig in Ordnung. Vielleicht sogar das Beste, was man kriegen kann.
Offensichtlich kann jeder in der Welt beliebiger Verfügbarkeit eine Beziehung eingehen oder heiraten, und die meisten Paare können irgendwie schwanger werden. Selbst wenn dies die großen Geheimnisse des Lebens sind, die ultimativen Glücksräusche, bleibt die Tatsache bestehen, dass sie nicht von Dauer sind. Und bei der Mehrzahl der Menschen wiederholen sie sich nur begrenzt häufig. Beförderungen, Gehaltserhöhungen und bestandene Prüfungen kann man wahrscheinlich öfter erlangen, aber auch die unterliegen gewissen Beschränkungen. Doch bei dem verfügbaren Einkommen, das die Portemonnaies der meisten Menschen füllt, gibt es praktisch keine Grenze, was das Kaufen von Glück betrifft. Alles, immer, überall.
Also kaufen wir mehr als je zuvor, weil wir es können und weil es gut ist. Und trotzdem sind wir nicht glücklich. Einfach weil wir es nicht sein sollten. Das Streben nach Glück ist ein Menschenrecht, aber fortwährendes Glück ist ein menschlicher Irrtum. Wie die Ratten, die auf den Hebel drücken, um mehr Drogen zu bekommen, würden fortwährend glückliche Menschen sterben. Glück kostet Energie und hindert uns am Weiterkommen.
Wir müssen immer weiter!
AUF GEHT’S! Nicht weiterzukommen bedeutet für den Menschen genau genommen einen Rückschritt. Im Geschäftsleben gilt das alte Klischee: »Du musst schon rennen, nur um an deinem Platz zu bleiben.« Aber für das Individuum ist die Bedeutung noch wörtlicher zu verstehen. Wir können rein physisch nicht glücklich sein (genau wie beim Drogenkonsum ist Glück letzten Endes eine physische Reaktion), indem wir stillstehen. Sehen Sie sich mal die folgende Abbildung an.
[Bild vergrößern]
Die abfallende Linie steht für das rasch abfallende Glück, das ein bestimmtes Lebensereignis uns mit sich wiederholenden Begegnungen vermittelt. Ein zweites Mal zu heiraten beispielsweise ist wahrscheinlich weniger aufregend als beim ersten Mal, und beim dritten Mal ist der Rausch sogar noch geringer. Ein weniger extremes Beispiel auf derselben romantischen Linie: Viele Menschen erinnern sich noch an ihren ersten Kuss – aber nicht an ihren zweiten. Ihre erste Lohnerhöhung ist gewaltig, die neunte nicht. Als Sie in Ihrem ersten eigenen Auto durch die Gegend gefahren sind, haben Sie sich wahrscheinlich einen Monat oder so wie ein König gefühlt, beim zweiten Auto dagegen reichte es nur noch für den Landadel.
Amerikanische Wissenschaftler haben Experimente an mehr als 500 Teilnehmern durchgeführt, um herauszufinden,
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