Nextopia
alle anderen, denn die Probanden zeigten keinerlei Neigung, zum nächsten Song auf der Liste weiterzugehen.
Bei diesem Test ging es nicht so sehr um Musikgeschmack, vielmehr sollte er erklären, warum wir uns so verhalten, wie wir es tun. Die Ergebnisse ergeben eine einfache Illustration dessen, wie Gefühle unser Verhalten leiten und wie unterschiedliche Gefühle unterschiedliche Verhaltensweisen auslösen. Anhand der Dimensionen von Schnelligkeit und positiver/negativer Wertigkeit lassen sich unsere grundlegendsten Emotionen in einem Diagramm zusammenfassen.
[Bild vergrößern]
Das Diagramm zeigt, warum Lebenszufriedenheit ein natürlicher Zustand ist und Unzufriedenheit nicht. Zufriedenheit ist ein positives Gefühl, das optimistisch und offen für Gelegenheiten macht, aber es ist relativ energiearm, weshalb es keine wirkliche Anstrengung erfordert oder an den Kräften zehrt. Unzufriedenheit dagegen ist ein negatives Gefühl, das die Sinne nicht im gleichen Maße für neue Gelegenheiten öffnet. Eine vorübergehende Unzufriedenheit in Form von Frustration kann gut sein, denn sie gibt Ihnen die Energie, um zu handeln und etwas an Ihrer Situation zu ändern. Ist die Unzufriedenheit dagegen anhaltend, wie das etwa bei der Unzufriedenheit mit dem Leben der Fall ist, verwandelt sie sich in einen trauerähnlichen Zustand, der Sie passiv, unvorbereitet und unwillig macht, nach neuen Chancen Ausschau zu halten.
Die Abbildung zeigt auch, dass Glück nicht dasselbe ist wie Zufriedenheit. Während Zufriedenheit ein Zustand mit niedrigem Energielevel ist, ein natürlicher Verweilzustand, ist Glück ein Hochenergiegefühl, ein belohnender Zustandswechsel. Die Überschrift der letzten Episode war eine Lüge – nicht jeder ist glücklich. Jeder ist zufrieden, Glück ist etwas anderes. Genau genommen könnte Glück eine Erklärung dafür sein, warum der Zufriedenheitsgrad niemals vollständig geradlinig verläuft in all den Lebenszufriedenheitsstudien – zu manchen Zeitpunkten sind die Menschen vielleicht einfach zufälligerweise glücklich. Nähme man die Lebenszufriedenheitskurven aus den Diagrammen der letzten Episode und bräche sie herunter auf den individuellen Zufriedenheitsgrad statt auf den Durchschnittswert einer ganzen Nation, dann sähen sie wahrscheinlich ungefähr so aus wie in der folgenden Abbildung.
[Bild vergrößern]
Hier und dort würden die Linien Spitzen aufweisen. Diese Spitzen ließen sich am besten als Glück beschreiben. Glück ist nicht unsere Zufriedenheit mit dem Leben, sondern wenn wir etwas Extremes empfinden. Glück lässt uns Freude und Erregung verspüren und lenkt unseren Fokus von allem anderen in unserem Leben ab (was selbstverständlich bedeutet, dass es nichts mit unserer Lebenszufriedenheit zu tun hat, denn die fokussiert sich wiederum auf eben jenes »alles andere« im Leben). Ganz genau wie beim Drogenkonsum, erinnern Sie sich?
Das Glück ist eine Bodenwelle
GENAU WIE DROGEN HÄLT AUCH DAS GLÜCK NICHT LANGE AN. Der Rausch verebbt ziemlich schnell. Es kann eine Frage von Stunden, von Tagen oder von Wochen sein. Beim Rausch Ihres Lebens kann die Dauer sogar in Monaten berechnet werden. Aber nicht mehr als drei. Wie bei der heiligen Dreifaltigkeit der Erwartungsgesellschaft scheinen drei Monate das absolute Maximum für die Glücksdauer eines Menschen zu sein. Dann ist man wieder auf der ebenen alten Straße.
Die Untersuchung von über 10
000 Menschen beim British Household Panel ergibt, dass es in puncto Glück einen großen Unterschied zwischen Lebenszuständen und Lebensereignissen gibt. Während Verheiratete nicht viel zufriedener mit ihrem Leben zu sein scheinen als Singles, sind Menschen in einer ganz frischen Beziehung viel positiver und zeigen Anzeichen eines »Lebensrausches«. Ebenso fühlen sich Menschen mit einem höheren Einkommen nicht wesentlich besser als solche mit bescheideneren Mitteln, aber wer vor kurzem eine Gehaltserhöhung bekommen hat, fühlt sich großartig. Einen coolen Arbeitsplatz zu haben scheint nicht viel auszumachen, aber einen coolen Arbeitsplatz zu bekommen ist ein ganz anderes Kaliber. So könnte man diese Liste noch ewig fortsetzen.
Eine amerikanische Studie kam zu ähnlichen Ergebnissen. 115 Personen wurden mit Tagebüchern ausgestattet und ihr Leben während eines Zeitraums von zwei Jahren beobachtet. Die Wissenschaftler stellten fest, dass nur Ereignisse, die innerhalb der letzten drei Monate stattgefunden hatten, sich auf das positive
Weitere Kostenlose Bücher