Nextopia
Jahren?
Vor drei Jahren?
In drei Monaten?
In einem Jahr?
In zwei Jahren?
In drei Jahren?
Manch einer mag das schwierig finden, aber den meisten Menschen, denen ich begegnet bin, fällt es recht leicht, sich vorzustellen, wie sich das Leben früher anfühlte und wie es sich später anfühlen wird. Das ist an sich schon eine interessante Entdeckung, die eine genauere Betrachtung wert ist. Aber das muss bis in naher Zukunft warten.
Nehmen Sie jetzt erst mal Papier und Stift zur Hand und bewerten Sie Ihre Lebenszufriedenheit zu jedem der verschiedenen Zeitpunkte auf einer Skala von 1 bis 10. Verbinden Sie dann die Punkte, um ein ähnliches Diagramm zu erhalten wie in den vorherigen Kapiteln.
FERTIG? Ich bin ziemlich sicher, dass Ihr soeben erstelltes Diagramm ungefähr so aussieht wie die Abbildung auf der nächsten Seite.
Dies ist das typische Muster, das ich bei einer Befragung von mehreren Hundert Menschen im Alter von 20 bis 60 erhielt, die ihr Leben in den letzten und den nächsten Jahren zusammenfassen sollten. Die Grafiken der meisten Menschen sahen aus wie ein großes V, wobei der tiefste Punkt in der Gegenwart lag und der höchste in drei Jahren. Auch wenn die Diagramme in Gesamtniveau und Form variierten, waren die Unterschiede doch überraschendgering. Genau wie der Grad und die Stabilität der Lebenszufriedenheit von Individuen und Gruppen sehr ähnlich sind, gilt dies auch für ihre Sicht auf die Vergangenheit, die Gegenwart und das zukünftige Leben. In der Zusammenfassung aller individuellen Diagramme entsteht dieses perfekte V-Muster.
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Interessanterweise schienen sich die meisten Teilnehmer an der Studie am Tiefpunkt ihres Lebens zu befinden, zumindest was die vergangenen und folgenden sechs Jahre anbelangt. Man könnte das als deprimierendes Zeugnis des Zeitalters auffassen, in dem wir leben, das Zeitalter der Generation Stress. Betrachtet man jedoch das Gesamtniveau der Lebenszufriedenheit, so erkennt man, dass dieser »Tiefpunkt« gar nicht so tief ist. Genau genommen liegt er recht nah bei dem Grad von Lebenszufriedenheit, der in den Grafiken der vorherigen Kapitel dargestellt wird.
ZEIT FÜR EINE WEITERE ÜBUNG. Legen Sie dieses Buch zur Seite und warten Sie drei Monate, ehe Sie weiterlesen.
Weiter geht’s.
IST ES DREI MONATE HER, SEIT SIE DIE LETZTEN SÄTZE GELESEN HABEN? Natürlich nicht. In einer Welt des Nowcasting und der Minisodes ist es Ihnen praktisch unmöglich, nicht sofort weiterzulesen (vielleicht lesen Sie sogar nur jede zweite oder dritte Zeile, um schneller zum Punkt zu kommen). Sie werden stattdessen ein bisschen Ihre Vorstellungskraft bemühen müssen. Das sollte nicht allzu schwierig sein, denn inzwischen haben Sie vermutlich eine Ahnung, wie die Dinge laufen.
Stellen Sie sich vor, dass drei Monate oder sogar sechs Monate vergangen sind, seit Sie Ihr Diagramm gezeichnet haben. Wenn Sie es nun erneut zeichnen, wie würden Sie Ihre Lebenszufriedenheit bewerten? Vermutlich in Form eines genau gleich geformten V.
Die Abbildung unten ist nicht die gleiche wie die vorhergehende. Es handelt sich um den Durchschnitt der Antworten derselben paar Hundert Menschen, die ihr Leben in der vorherigen Grafik bewertet hatten, nur drei Monate später. Oder sechs Monate später. Das spielt keine Rolle, das Diagramm sieht gleich aus.
Ich habe mich drei und sechs Monate nach der ersten Befragung noch einmal an dieselben Personen gewandt. Um zu vermeiden, dass sie sich an ihre vorhergehenden Antworten erinnerten und ihre folgenden Aussagen entsprechend anpassten, war die Aufgabe anders formuliert (beispielsweise sollten sie Zahlen notieren statt zeichnen), und alle Antworten waren anonym. Auf dem Gesamtniveau waren die neuen Muster identisch mit den ersten: ein großes V mit dem tiefsten Punkt in der Gegenwart und dem höchsten Punkt in drei Jahren.
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Offensichtlich ist der gegenwärtige »Niedrigststand« nicht der tatsächliche Tiefpunkt im Leben der Probanden, denn drei Monate später erweist er sich im Rückblick als ganz gute Zeit (das vormalige »jetzt« wird in der nachfolgenden Befragung durch »–3 Monate« ersetzt). Geht man in die entgegengesetzte Richtung, so erweist sich die überragende Zukunft, die in drei Monaten beginnen sollte, in Wirklichkeit als die schlechteste Phase im gesamten Zeitverlauf (»+3 Monate« wird in der nachfolgenden Befragung durch »jetzt« bezeichnet).
Man könnte die falschen Vorhersagen in Bezug auf die Zukunft
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