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Nextopia

Nextopia

Titel: Nextopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Micael Dahlén
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rasanten Fortentwicklung unserer Erwartungen Schritt halten zu können.
Die Hintertür zum Glück
    WENN SIE BIS HIERHIN GELESEN HABEN, WERDEN SIE SCHON HERAUSBEKOMMEN HABEN, inwiefern Analsex ein Symptom der Erwartungsgesellschaft ist. Und wenn man die Antwort kennt, kann man wahrscheinlich auch die Begründung dafür liefern:
Bei Google erzielt der Suchbegriff »Analsex« Millionen von Treffern.
Eine Studie aus dem Jahr 2002 belegte, dass über 11 Prozent der amerikanischen Teenager zwischen 15 und 19 Jahren schon mal Analverkehr hatten.
Der Prozentsatz amerikanischer Zwölftklässler, die schon einmal Geschlechtsverkehr hatten, sank von 66,7 Prozent im Jahr 1991 auf 60,5 Prozent im Jahr 2001.
Bis zu 70 Prozent der 10- bis 17-jährigen Amerikaner gaben zu, schon mal Online-Pornos angeschaut zu haben (und die taiwanesischen Kinder stehen dem in nichts nach).
    Sicherlich sehen wir mehr fern, weil wir es können. Wir nutzen das Internet häufiger, weil wir es können. Und, was wenig überrascht, wir haben viel mehr Sex, weil wir es können. In der Welt beliebiger Verfügbarkeit kann jeder jederzeit überall Sex haben.
    Willkommen auf der Megaschnellstraße des Sex:
Von anfangs 900 Pornoseiten im Jahr 1997 stieg die Zahl bis zum Jahr 2006 auf über 4,2 Millionen. 2010 nahm die Anzahl der Seiten um weitere 266 zu. Täglich.
2008 besuchten 36 Prozent der Internetnutzer mindestens einmal im Monat eine Erwachsenen-Website. 2010 entfielen 25 Prozent aller Suchvorgänge auf erotische Inhalte.
    Eine Online-Studie mit nahezu 30

000 Teilnehmern weltweit enthüllte die drei Antriebskräfte für den Sexkonsum: Verfügbarkeit, Erschwinglichkeit und Anonymität. Das Internet bietet Sex, der nur einen Klick von unseren langen Fingern entfernt ist, kostenlos und ohne Fragen zu stellen. Und so erleben wir mehr Sex als je zuvor, weil wir es können.
    Berichte aus Ländern in aller Welt von Amerika über Europa bis nach Asien weisen darauf hin, dass »Sex-Know-how« weit verbreitet ist, sowohl geografisch als auch in allen Altersklassen. Es spielt keine Rolle, ob Sie jung oder alt sind, denn zwischen 40 und 70 Prozent junger Menschen (Umfragen schließen sogar 10-Jährige mit ein) haben sich online schon mit sexuellen Inhalten beschäftigt. Das heißt, dass die meisten Menschen heutzutage schon Erfahrungen mit Sex gemacht haben, lange ehe sie sich zum ersten Mal vor einem anderen nackt ausziehen.
    Sich nackt ausziehen, um Sex zu erleben, hört sich für junge Menschen im neuen Jahrtausend möglicherweise wie Marsianisch an, denn man kann jede nur gewünschte Art von Sex haben, und das (fast?) völlig lebensecht, ohne irgendwelchen körperlichen Kontakt herzustellen. Ebenso fremdartig kommen ihnen wahrscheinlich die Wäschekataloge vor, an die sich frühere Generationen als erste Gelegenheiten der sexuellen Bildung erinnern. In der Welt beliebiger Verfügbarkeit brauchen wir keine halbbekleideten Katalog-Models, um uns mit der Nacktheit vertraut zu machen. Jeder Teil des menschlichen Körpers, jede Aktivität oder Stellung ist in unmittelbarer Reichweite.
    Wenn man schon so viel gesehen hat, steigen die Erwartungen ins Unermessliche. In der Erwartungsgesellschaft hat der sogenannte »Blümchensex« vielleicht weniger Reiz als je zuvor. Und hier tritt der Analverkehr auf den Plan.
    Analsex ist ein Zeichen der neuen Zeit, ein Symptom der Erwartungsgesellschaft, in der die Erwartung von Möglichkeiten, die wir noch nicht erforscht haben, unsere Interessen und Verhaltensweisen bestimmt. Für viele Menschen ist er eine fortgeschrittenere Form von Sex, vielleicht sogar ein Tabu, und sie erwarten sich davon einen intensiveren Kick, mehr Glück als vom »Blümchensex«, dem sie schon so häufig begegnet sind und an den sie sich längst gewöhnt haben. Analverkehr ist die erwartete Bodenwelle auf der Megaschnellstraße des Sex.



Episode 6
Nextopia

    VIELLEICHT HABEN SIE SCHON MAL VON PHINEAS GAGE GEHÖRT. Sein Leben wurde in zahlreichen Psychologie-Lehrbüchern beschrieben, denn von ihm geht eine nicht enden wollende Faszination aus. Verständlich, schließlich ist er eine der merkwürdigsten Figuren der Geschichte. Phineas war Vorarbeiter im Eisenbahnbau quer durch den amerikanischen Kontinent Mitte des 19. Jahrhunderts. Man nannte ihn den »Ironman«, weil er die schwere und nervenbelastende Aufgabe hatte, Sprengstoff in den Felsen anzubringen, die aus dem Weg geräumt werden mussten. Bei seiner Arbeit sollte er jedoch bald aus anderen

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