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Nexus - Band 1

Nexus - Band 1

Titel: Nexus - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Enzberger
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Eingreifen Tom die Gunst seiner fortwährenden Existenz verdankte.

Doch war es wohl gerade diese, wohl mit Abstand törichtste in der langen Reihe vergangener Dummheiten seines Lebens gewesen, die ihnen allen eben jenes gerettet hatte. Denn auch wenn sie wohl nie in der Lage sein würden, den Missionsspeicher des Infiltrator-Assassinen gänzlich zu entschlüsseln, war dennoch eines sicher - er war kurz davor gewesen, ganze Arbeit zu leisten… und das Schicksal des Grauen Adlers, genauso wie sein eigenes, mit einem einzigen Tastendruck so explosionsartig wie endgültig zu besiegeln. Ein selbstmörderisches Attentat… verübt von einer Monstrosität kybernetischer Perfektion - mit dem einzigen Zweck für immer verschwinden zu lassen, was nicht existieren durfte. Es war die erste, einstimmige Entscheidung seit langem gewesen, die Überreste des Cyborgs nach der Extraktion aller brauchbaren Daten aus seiner Speichereinheit durch die Hangarschleuse des Adlers zu stoßen - um sie anschließend mit einem der Bordgeschütze in möglichst kleine Atome zu zerschießen. Weder Tom, noch Hank oder gar Kimberly war besonders erpicht darauf herauszufinden, welche perfiden Mechanismen selbst nach seinem Ende noch im Inneren des Attentäters nur darauf warten mochten, ihr blutiges Werk zu vollenden.

Aber auch wenn er letztlich gescheitert war - so hatte der Anschlag auf ihr aller Leben dennoch nicht nur physisch deutliche Spuren hinterlassen. Ein düsterer Nebel aus Anspannung, unterdrückter Wut und gegenseitigen Schuldzuweisungen hatte sich über die Crew des Grauen Adlers gesenkt, und Tom hatte keine Wahl als mit anzusehen wie sich das ohnehin brüchige Fundament ihres Vertrauens wie Säure schleichend weiter zermürbte. Die Sorge um seine schwere Verletzung war nur kurz dazu in der Lage gewesen, Kimberlys selbst auferlegte Bürde aus depressiven Selbstvorwürfen von ihren müden Schultern zu nehmen - und manchmal hatte Tom sogar den Eindruck, dass selbst Hank von der brutalen Schnelligkeit und rigorosen Effizienz ihres namenlosen Gegners nicht nur in jenem Kampf getroffen worden war, den er so beeindruckend schnell beendet hatte.

Ein unangenehm heißer, peinigender Impuls zog sich wie ein gezackter Kugelblitz durch Tom Parkers Brustkorb, ließ ihn leise fluchend in seinem Sitz zusammenfahren. Eine von vielen Erinnerungen seines Körpers daran, dass keine noch so große Dosis hochwirksamen Morphiums die Herrschaft seiner ganz eigenen Gesetze durchbrechen konnte… und dass die ungeliebten Bilder des vergangenen Tages noch lange dort bleiben würden, wo sie waren. Toms Ansturm, das Heft seiner Waffe zum kraftvollen Schlag erhoben, die unnatürliche Schnelligkeit seines Gegners… der tödlich präzise Streich seiner mit Widerhaken besetzten Nanitklinge, die Toms Kehle wohl nur aufgrund des beherzten Eingreifens seiner eigenen, gut trainierten Reflexe und trotzdem mit kaum weniger unglücklichem Ausgang verfehlt hatte. Dann nur noch Schmerz… eine Detonation aus purem Chaos, die jeden einzelnen klaren Gedanken seines Bewusstseins pulverisierte… lähmende Schwäche… Dunkelheit… und schließlich… nein. Er war am Leben - nichts weiter durfte für ihn zählen. Wenn nichts anderes, dann war dieser Augenblick ein Beispiel für sie alle gewesen - dass sie nur durch die Synergie ihrer Fähigkeiten, Talente und Einzigartigkeit überleben konnten… und es auch würden.

Denn sie waren weit gekommen. Der Feind hatte wertvolle Ressourcen, Zeit und wenn es nach Tom ging auch seine einzige Gelegenheit verloren. Mit jedem Lichtjahr, das sie sich von dieser letzten Grenze der zivilisierten Welt hinaus in die unerforschte Unendlichkeit des gesetzlosen Raumes entfernten, erkaltete ihre Spur ein wenig mehr… und gab der Crew des Grauen Adlers hoffentlich bald die bitter nötige Gelegenheit, über ihr so plötzlich wie nunmehr so gut wie gänzlich aus den Fugen geratenes Leben nachzudenken.

Was dann passieren sollte… es war nur eine von vielen Fragen, auf die Tom keine Antwort wusste - und die Erklärungen seiner beiden Kameraden was die Details über ihre wertvolle Datenfracht betrafen, waren vom Zeitpunkt seines Erwachens in der Krankenstation bis zu diesem Moment, so halblaut und spärlich ausgefallen wie auch der Rest ihrer knapp gewechselten Worte. Für den Augenblick war selbst Kimberlys brillanter, analytischer Verstand daran gescheitert, mehr als rein nur zu verifizieren, dass tatsächlich nur lediglich etwa 5 Prozent des

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