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Nexus - Band 1

Nexus - Band 1

Titel: Nexus - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Enzberger
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Ernte zu beteiligen, nicht halb so schmackhaft wie zuerst erhofft. "Wir werden wohl noch ein wenig zusammen… arbeiten müssen, was?" Seine Miene verdüsterte sich, fast als hätte er fest mit einer Antwort auf seine Frage gerechnet. "Geh… geh! Verschwinde und mach dich nützlich!"

Falcons Körper bebte, als sie sich beinahe hastig aus Stingers Berührung befreite und einen schnellen Schritt zurückwich. Für einen Herzschlag lang, so war es Tom, schien sie ihn abermals zu mustern, vielleicht seine Rolle einzuschätzen, die er, der neueste Besucher in diesem ihrem gefängnisgleichen Kosmos aus Folter und Schmerz zwangsläufig spielen musste, ehe sie sich schließlich übergangslos mit der geschmeidigen Eile eines rastlosen, aber keinesfalls gebrochenen Geistes entfernte.

Stinger sah ihr noch eine ganze Weile nach, lachte leise und spöttisch, jedoch begleitet von einer seltsam schwermütigen Nuance in sich hinein, bevor er kurzentschlossen zu seinem Glas griff und den Inhalt in einem einzigen, langen Zug bis auf den Grund leerte.

"Weiber." murmelte er verächtlich an Tom gewandt, blinzelte und schwankte für einen Moment wie von der schockartigen Wirkung des Alkohols halb betäubt. "Also… wo… waren wir?"

"Deine Freundin redet nicht sehr viel, was?" meinte Tom, sein eigenes Glas ein Stückchen weiter weg aus seiner Reichweite schiebend, und ohne auf die Frage seines Kameraden einzugehen, dessen williger Kampf gegen die ungehemmte Vorherrschaft des Blutgiftes in seinen Adern immer offenkundiger wurde.

"Falcon?" Stinger schüttelte den Kopf und verzog das Gesicht zu einer Grimasse. Ob eines schlechten Geschmackes wegen, oder aus einem anderen Grund wusste Tom nicht zu erkennen. "Stumm wie´n Fisch. War Teil einer dieser überbezahlten Schicki-Micki-Privateskorten für ein paar Kernweltler, die wohl mal ein Stück der großen weiten Welt sehen wollten. Haben wohl nicht damit gerechnet, dass man es ihnen als Ganzes in ihre blasierten Hälse stopft."

Nevalle erstickte sein eigenes, glucksendes Lachen in einem weiteren Schwall synthetischen Alkohols aus seinem sich rasch leerenden Glas. Tom hörte schweigend weiter zu.

"Wie auch immer. Manchmal denke ich, sie wäre am liebsten dort draußen zusammen mit ihren Kumpels in ihren Maschinen verdampft." Stingers Blick starrte für eine kurze Weile mit trüber Düsternis in die schaumigen Überreste seines Drinks, von der Tom nicht genau feststellen konnte woher sie nun wirklich kam. "Aber damals… sie wollte leben, oh ja… das verdammte Weib. Und wenn es nur war um mir ihren Blaster unters Kinn zu halten und zuzusehen wie meine Birne zerplatzt - kaum als mein Messer mit den Gurten ihres Feuerstuhls fertig war."

Ein unschönes Szenario gewann vor Tom Parkers geistigem Auge an Gestalt. Aber bevor er in der Lage war seiner Neugier Ausdruck zu verleihen, hatte Stinger seine Intention bereits erkannt und kam ihr zuvor.

"Der Verband? Nein, nein… so schnell wärst nicht mal du gewesen, alter Junge. Sie blutete schon damals mehr als jedes arme Schwein das ich zuvor gesehen hatte…" Nevalle schüttelte den Kopf, und Tom glaubte tatsächlich so etwas wie ehrliches Bedauern in seinem Ausdruck erkennen zu können. "…viel zu viel Splitter für so ein hübsches kleines Gesicht." Er zuckte in schlecht fingierter Gleichgültigkeit mit den Achseln bevor er fortfuhr. "Kann wohl uns allen mal passieren, schätze ich. Die Helmpanzerung hat das Schlimmste verhindert, aber für den Rest… na ja, das siehst du selbst. Hatte wohl Glück, dass sie ihn Ohnmacht fiel, bevor sie mir das Hirn rauspusten konnte."

Vielleicht hätte das ihrem Tod einen Sinn gegeben, dachte Tom… einen besseren als dieses Leben das sie nun gezwungen war zu führen, allemal. Seine Augen wanderten für eine kurze Sekunde hinüber zu Falcons unbewegt über ihren Tresen gebeugten Gestalt… und einmal mehr empfand er ein seltsames Gefühl der Affinität und Verbundenheit - so als hätte ein unbewusster Teil von ihm schon bei ihrer ersten Begegnung irgendwie vermocht, hinter diese entstellte Mauer eisig kalten Schweigens zu blicken, und Gefallen daran zu finden was er sah. Aber so sehr er es sich auch anders wünschte, musste sich Tom eingestehen, dass er womöglich lange zu spät gekommen war... dass er es auch dieses Mal, so wie es das unerbittliche Gesetz der Wirklichkeit diktierte, nicht in der Lage sein würde, jeden einzelnen in Unschuld Verdammten zu retten, dessen Pfad sich mit dem Seinen

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