Nexus

mit einem Limerick bei ihr versucht? Hier ist einer:
     
    Ein junges Mädchen aus Peru ,
    Die packte sich ein Jud im Nu .
    Und als sie in der Nacht erwachte ,
    Da dachte sie beglückt und lachte:
    Es war kein Traum. Oh, bin ich froh. Juhu!»
     
    «Gut, gut!» rief er. «Kennen Sie noch andere?»
    «Ja», sagte ich. «aber nun muß ich wieder an die Arbeit gehen. Jetzt fühlen Sie sich besser, was? Morgen besuchen wir die Schwarzen. An einem Tag der nächsten Woche fahre ich mit Ihnen nach Bluepoint. Wie wäre das?»
    «Würden Sie das tun? Das wäre großartig - einfach großartig. Wie kommen Sie übrigens mit dem Buch weiter? Sind Sie bald fertig? Ich möchte es gern lesen. Meine Frau auch.»
    «Ihnen wird das Buch nicht gefallen, Reb. Das möchte ich Ihnen gleich sagen.»
    «Wie können Sie das behaupten?»-schrie er fast.
    «Weil es nicht gut ist.»
    Er sah mich an, als wäre ich nicht bei Sinnen. Einen Augenblick wußte er nicht, was er sagen sollte. Dann prustete er hervor: «Miller, Sie sind verrückt! Sie können kein schlechtes Buch schreiben, das ist unmöglich. Ich kenne Sie zu gut.»
    «Sie kennen mich nur zum Teil. Sie haben nie die andere Seite des Mondes gesehen. Das bin ich. Terra incognita . Glauben Sie mir, ich fange gerade an. In zehn Jahren werde ich vielleicht etwas herzeigen können.»
    «Aber Sie schreiben ja schon seit Jahren.»
    «Ich übe mich, meinen Sie. Mache Fingerübungen.»
    «Sie scherzen», sagte er, «Sie sind ungebührlich bescheiden.»
    «Da irren Sie sich. Ich bin alles, nur nicht bescheiden. Ich bin ein schlimmer Egoist. Aber auch ein Realist - wenigstens mit mir selbst.»
    «Sie unterschätzen sich», meinte Reb. «Ich gebe Ihnen Ihre eigenen Worte zurück: Schauen Sie nicht geringschätzig auf sich herab!»
    «Okay. Sie haben gewonnen.»
    Er ging auf die Tür zu. Plötzlich fühlte ich das Verlangen, die Last, die mich drückte, abzuwerfen. «Einen Augenblick noch. Ich möchte Ihnen etwas sagen.» Er kam zum Tisch zurück und stand wie ein Telegrammbote da, der etwas in Empfang zu nehmen hat. Stramme Haltung. Respektvoll stramme Haltung. Welche Mitteilung er wohl erwartete?
    «Als Sie vor ein paar Minuten hereinkamen», begann ich, «war ich gerade in der Mitte eines langen Abschnitts mitten in einem Satz. Möchten Sie ihn hören?» Ich lehnte mich über die Maschine und las den Abschnitt herunter. Es war eine dieser verrückten Stellen, aus denen ich selbst nicht klug werden konnte. Ich wollte sehen, welchen Eindruck sie machte, und zwar auf einen anderen als Pap oder Mona.
    Ich bekam diesen Eindruck auch sofort zu hören.
    «Miller!» rief er. «Miller , das ist einfach wunderbar. Es klingt wie bei einem Russen. Ich weiß nicht, was es bedeuten soll, aber es ist wie Musik.»
    «Glauben Sie? Ehrlich?»
    «Natürlich. Sie würde ich nicht anlügen.»
    «Schön, dann werde ich so fortfahren und den Abschnitt zu Ende schreiben.»
    «Ist das ganze Buch so?»
    «Hol's der Teufel, nein! Da liegt der Hase im Pfeffer. Die Stellen, die mir gefallen, mögen andere nicht. Die Verleger jedenfalls nicht.»
    «Bekümmern Sie sich doch nicht um die!» sagte Reb. «Wenn sie das Buch nicht nehmen, veröffentliche ich es für Sie, mit meinem Geld.»
    «Das würde ich Ihnen nicht empfehlen», erwiderte ich. «Sie sollten nicht Ihr ganzes Geld auf einmal wegwerfen.»
    «Miller, und wenn es mich meinen letzten Cent kostete, ich würde es tun, weil ich an Sie glaube.»
    «Lassen Sie es dabei bewenden», sagte ich. «Ich wüßte mir etwas Besseres, wofür Sie Ihr Geld ausgeben könnten.»
    «Ich nicht. Es würde mich stolz und glücklich machen, wenn ich Sie auf den Weg bringen könnte. Dasselbe Gefühl würden meine Frau und meine Kinder haben. Sie schätzen Sie sehr hoch. Für sie gehören Sie zur Familie.»
    «Es tut wohl, das zu hören, Reb. Hoffentlich verdiene ich ein solches Vertrauen. Also morgen , nicht wahr? Wir wollen den Schwarzen was Gutes mitbringen.»
    Als er fort war, ging ich auf und ab, ruhig und gefaßt, blieb dann und wann stehen, um mir einen Holzschnitt oder eine farbige Reproduktion anzusehen (Giotto, della Francesca, Uccello, Bosch, Breughel, Carpaccio), setzte dann meine Wanderung fort, wurde immer gewichtiger, stand still, blickte ins Leere, ließ meinen Geist wandern, sich ausruhen, wo er wollte, wurde immer zuversichtlicher, immer mehr und mehr erfüllt von der schwangeren Schönheit der Vergangenheit -erfüllt von Zufriedenheit mit mir selbst, weil ich ein Teil dieser