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Nexus

Nexus

Titel: Nexus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Miller
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dachte mir. . . wenn du sie vielleicht mal aufsuchtest, mit ihr sprächest, ihr sagtest, wie ernst ich es meine .. . so in dieser Art.»
    «Aber wenn ich als dein Sendbote zu ihr käme, würde sie mich hinauswerfen, ehe ich überhaupt den Mund auftun könnte.»
    «Allerdings. Aber vielleicht könnten wir einen Weg finden. Du könntest sie aufsuchen, ohne daß sie von unserer Freundschaft etwas weiß. Schmeichle dich bei ihr ein und dann ...»
    «Dann soll ich dich vorschieben, was?»
    «Was ist dabei? Jedenfalls wäre es möglich.»
    «Möglich ist alles. Nur .. .»
    «Was nur?»
    «Hast du schon daran gedacht, daß ich mich vielleicht selbst in sie verlieben könnte?» (Ich befürchtete das natürlich nicht. Ich wollte nur sehen, wie er darauf reagierte.)
    Er lachte über eine so absurde Vorstellung. «Hab keine Angst, Hen, sie ist nicht dein Typ. Du suchst das Exotische. Sie ist schottisch-irischer Abkunft, wie ich dir schon gesagt habe. Ihr habt nichts gemeinsam. Aber verdammt noch mal, du kannst reden! Wenn du willst, heißt das. Du hättest einen guten Rechtsanwalt abgegeben, das habe ich dir schon früher gesagt. Stell dir vor, du hättest eine Sache zu vertreten . . . meine Sache . Du könntest ja mal von deinem Sockel heruntersteigen und etwas für deinen Freund tun, he? Viel ist es ja nicht, was er von dir verlangt.»
    «Ich würde Geld brauchen», sagte ich.
    «Geld? Wofür?»
    «Müßte allerhand Geld ausgeben . . . für Blumen, Taxis, Theater, Cabarets ...»
    «Hör auf!» rief er. «Für Blumen vielleicht. Aber stell dir das nicht als einen langwierigen Feldzug vor. Du brauchst nur mit ihr bekannt zu werden und reden . Ich brauche dir doch wohl nicht zu sagen, wie du das anzustellen hast. Die Hauptsache ist, daß du sie zum Schmelzen • bringst. Weine, wenn es nötig ist. Himmel, wenn ich nur in ihre Wohnung dringen und allein mit ihr sein könnte, ich würde mich vor ihr niederwerfen, ihr die Zehen lecken, mich von ihr treten lassen. Ich meine das im Ernst, Hen. Ich hätte dich nicht aufgesucht, wenn ich nicht so verzweifelt wäre.»
    «Also gut», sägte ich. «Ich will es mir überlegen. Laß mir ein bißchen Zeit.»
    «Du vertröstest mich doch nicht? Versprich mir, daß du es tun willst.»
    «Ich verspreche nichts», sagte ich. «Erst muß ich mir die Sache überlegen. Ich werde mein Bestes tun, mehr kann ich nicht sagen.»
    «Gib mir die Hand darauf», sagte er und streckte die seine hin.
    «Du weißt nicht, wie gut es mir tut, Hen, dich das sagen zu hören. Ich wollte mich zuerst an George wenden, aber du kennst ja George. Er würde alles als Spaß ansehen, aber es ist alles andere als Spaß. Du weißt das, nicht wahr? Du wolltest dir einmal eine Kugel vor den Kopf knallen wegen dieser . . . wie heißt sie doch?»
    «Mona.»
    «Ja, Mona. Du mußtest sie haben, nicht wahr? Jetzt bist du glücklich, ich hoffe es wenigstens. Hen, ich verlange nicht einmal, glücklich mit ihr zu sein. Ich möchte sie nur anschauen, sie vergöttern, sie anbeten. Klingt knabenhaft, wie? Aber es ist so. Mich hat's gepackt. Wenn ich sie nicht bekomme, werde ich verrückt.»
    Ich goß ihm noch ein Glas ein.
    «Früher habe ich über dich gelacht, erinnerst du dich? Immer warst du verliebt. Weißt du noch, wie deine Witwe mich haßte? Sie hatte guten Grund dazu. Was ist übrigens aus ihr geworden?»
    Ich schüttelte den Kopf.
    «Du warst einfach verrückt auf sie. Wenn ich jetzt zurückdenke, erscheint sie mir gar nicht so übel. Sie war vielleicht ein bißchen zu alt, schaute ein wenig traurig drein, war aber sonst attraktiv. Hatte sie nicht einen Sohn, der ungefähr in deinem Alter war?»
    «Ja», sagte ich. «Er ist vor ein paar Jahren gestorben.»
    «Damals glaubtest du, du kämst nie mehr aus dieser Verstrickung heraus. Es scheint schon tausend Jahre her zu sein . . . Und was ist mit Una? Ich glaube, darüber bist du nie hinweggekommen.»
    «Mag wohl sein.»
    «Weißt du was, Hen? Du hast in allem Glück. Gott kommt dir jedesmal zu Hilfe. Aber ich will dich nicht länger von deiner Arbeit abhalten. In ein paar Tagen rufe ich dich an. Dann werden wir schon sehen, wie der Hase läuft. Enttäusche mich nicht, das ist das einzige, worum ich dich bitte.»
    Er nahm seinen Hut und ging zur Tür. «Übrigens», sagte er grinsend mit einer Kopfbewegung zur Maschine hin, «wie wird der Roman heißen?»
    «Die eisernen Pferde von Wladiwostok» , erwiderte ich.
    «Nicht übel.»
    «Oder vielleicht: Die Welt der Gojim.»
    «Dann

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