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Nibelungen 04 - Das Nachtvolk

Titel: Nibelungen 04 - Das Nachtvolk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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streichen, um zu wissen, daß es noch Stunden dauern würde, bis er auf dem Instrument wieder spielen konnte. Obwohl er die Laute in gefettetes Leder eingeschlagen hatte, war sie in den Sümpfen feucht geworden.
    So schnitt er eine mürrische Grimasse und stellte die Laute ein wenig vom Feuer entfernt wieder ab. Wenn sie zu schnell trocknete, würde das Holz vielleicht Risse bekommen.
    »Ihr seid ein Troubadour?«
    Volker lächelte. »Ich verstehe mich ein wenig darauf, die La u te zu schlagen, und vermag ein paar Lieder zu singen. Nichts Nennenswertes.«
    »Wie schade, daß Euer Instrument nicht mehr brauchbar ist. Habt Ihr noch einmal darüber nachgedacht, auf Euer Packpferd zu verzichten? Mir erscheint dies ein kleiner Preis für ein Me n schenleben.«
    »Das Packpferd zu töten würde bedeuten, daß wir einen gr o ßen Teil unserer Ausrüstung nicht mehr mitnehmen könnten.« Volker musterte sie aus den Augenwinkeln. Während er die Pferde trockenrieb, hatte er darüber nachgedacht, was Niamh damit bezwecken mochte, das Packpferd zu verlangen. Vie l leicht spekulierte sie auf die Güter, die sie dann zurücklassen mußten.
    »Was treibt einen Ritter eigentlich hier in die Sümpfe, edler Herr?«
    Ihre Stimme klingt stets ein wenig spöttisch, wenn sie mit mir spricht, dachte Volker verärgert. Mit Golo redete sie ganz a n ders.
    »Ich suche eine Dame, die angeblich von den Feen entführt wurde. Wißt Ihr etwas über das Nachtvolk?«
    »Etwas wissen?« Sie machte eine weit ausholende Geste. »Es gibt Hunderte Geschichten über die Feen. Sie sind die Herren des Sumpfes und aller angrenzenden Gebiete. Sie waren schon immer hier. Die schwarze Morrigan, die Hohe Königin der Feen, und ihre drei Schwestern sind die Herrscherinnen am Feenhof. Man sagt, die Mauern ihres Schlosses, das jenseits der großen Nebelwand liegt, seien aus schneeweißem Marmor und die Dächer der Türme aus lauterem Gold. Doch niemals kam ein Sterblicher zurück, um von dort zu berichten, denn was e i nem Menschen wie ein Fest, das nur eine einzige Nacht währt, erscheint, mag ein ganzes Leben lang dauern. Morrigan verläßt niemals ihren Palast.
    Ganz anders hingegen sind ihre Schwestern. Sie alle haben große Zaubermacht, und manchmal verwandeln sie sich in R a ben, um durch den Nebel in die Welt der Menschen zu reisen. Sie fressen dann von dem fauligen Fleisch jener Köpfe von Frevlern, die ihre Feenkrieger der Morrigan zu Ehren auf hö l zerne Pfähle gespießt haben. Doch ich vergehe mich an den G e setzen der Alten. Man sollte nie über die Götter reden, ohne seinen Gästen ein wenig Bier oder Honigmet anzubieten.« Niamh erhob sich, holte einen Krug aus einem ihrer Regale und stellte ihn mit zwei Tonbechern auf den Tisch. Noch bevor sie einschenkte, goß sie ein paar Tropfen des goldenen Mets auf den Boden der Hütte.
    Volker kannte diesen Brauch. Auch der düstere Hagen pflegte seinen nordischen Göttern heimlich Trankopfer zu bringen.
    Ihre Gastgeberin hatte inzwischen die beiden Becher gefüllt und war zu ihrem Lager aus Fellen hinübergegangen, hinter dem ein leises Knurren erklang. Sie bückte sich und schien nach etwas zu suchen.
    Volkers Zunge glitt über seine Lippen. Niamh war wirklich sehr hübsch. Ihr Rock hatte sich verschoben, so daß er ihre schlanken Fesseln sehen konnte. Warum nur lebte eine solche Frau allein mitten in den Sümpfen? »Seid Ihr nicht manchmal sehr einsam hier draußen?«
    Niamh antwortete ihm darauf nicht. Als sie sich aufrichtete, hielt sie eine kleine Harfe in den Händen. »Die alten Geschic h ten muß man bei Musik erzählen.« Ihre Finger glitten über die Saiten. Sie spielte eine kurze, melancholische Melodie und stimmte das Instrument.
    Golo, der neben dem Kamin fast eingeschlafen war, hob bli n zelnd den Kopf und blickte wie verzaubert zu Niamh. Nicht zum ersten Mal an diesem Abend fragte sich Volker, ob die junge Frau vielleicht eine Hexe war. Das würde vieles erklären! Er würde auf alle Fälle wachsam bleiben.
    Ihre Gastgeberin hatte sich inzwischen wieder an den Tisch gesetzt. »Du willst also in das Land der Feen reisen, Ritter. Heute hast du lernen müssen, daß der Weg durch den Sumpf dir nur den Tod bringen wird. Versuchst du es ein zweites Mal, so werdet ihr beide gewiß sterben.« Niamh begleitete ihre Wo r te mit einer Melodie, die wie das Wispern des Windes in den Weiden klang. »Wenn du zur Morrigan gelangen willst, so mußt du den Weg des Königs beschreiten. Einen halben Tage s

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