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Nibelungen 04 - Das Nachtvolk

Titel: Nibelungen 04 - Das Nachtvolk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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zu zahlen, wenn Ihr uns für eine Nacht Unterschlupf g e währt? Wir müssen unsere Kleider trocknen und … «
    »Ihr habt nichts begriffen! Ich will das Pferd nicht für mich. Der Sumpf fordert es! Die Gesetze der Gastfreundschaft verbi e ten mir, für ein Nachtquartier eine Belohnung zu verlangen, und Euer Angebot beleidigt mich, Edelmann!«
    »Könnten wir darüber vielleicht vor dem Feuer in Eurer Hütte weiterreden«, mischte sich Golo ein und rieb sich zitternd die Arme. »Ich bin naß wie ein Fisch und obendrein halb verhu n gert.«
    Die junge Frau deutete zur Tür. »Entschuldigt, es war unhö f lich, Euch nicht hereinzubitten.«
    »Ich werde erst die Pferde absatteln und trockenreiben. Dann mögt Ihr den Lohn für Eure freundliche Hilfe erhalten«, en t gegnete Volker kühl.
    »Habt Dank, Herr Ritter, aber es ist Eure Aufgabe, das Pferd in den Sumpf zu treiben. Nicht ich bin in Gefahr, sondern Ihr. Behaltet das Tier und fordert Euer Schicksal heraus. Mir ist gleich, was Ihr tut.« Ihre Retterin drehte sich um und ve r schwand durch die niedrige Tür.

4. KAPITEL

    it großen Augen musterte Golo das Innere der kleinen Hütte. Schräg gegenüber der Tür gab es einen mächtigen, gemauerten Kamin, in dem eiserne Haken für Töpfe und einen Bra t spieß hingen. Die Wände waren mit Regalen bedeckt, in denen Hunderte kleiner Tongefäße und Tiegelchen standen. Es roch wie in einem Kräutergarten. Von der rußg e schwärzten Decke hingen dichte Bündel von Kräutern.
    Ein grauer Hund, der ein wenig wie ein Wolf aussah, beäugte den Knecht mißtrauisch und knurrte leise, als Golo an den K a min treten wollte.
    »Ruhig, Ragnar. Er ist mein Gast. Mach Platz für ihn!« Der Hund sprang auf und kam auf Golo zu.
    »Würde es Euch etwas ausmachen, ihn zurückzurufen«, flü s terte der Knecht leise, während er steifbeinig einen Schritt z u rück machte.
    »Er wird dir nichts tun.« Sie lächelte. »Jedenfalls nicht, sola n ge ich in der Nähe bin. Er hört recht gut.«
    Ragnar strich schnuppernd um Golos Beine. Dann verkroch er sich hinter einem Stapel aus Fellen, der offenbar als Nachtlager diente. Auf einem grob gezimmerten Tisch in der Mitte des Raumes standen eine Holzschüssel mit Suppe und ein ang e schlagener Tonkrug.
    »Du solltest deine Kleider ablegen, sonst wird dir niemals warm werden.«
    »Ja … Herrin.« Golo blickte sich ein wenig verlegen um. Er war es nicht gewohnt, sich in Gegenwart fremder Frauen au s zuziehen. Seine Gastgeberin schien sein Unbehagen zu beme r ken und musterte ihn eindringlich.
    »Ich sehe nichts, wofür du dich schämen müßtest. Also zier dich nicht! Ich habe schon mehr als einen nackten Mann in meinem Leben gesehen.« Sie ging zu ihrem Lager und zog zw i schen den Fellen ein altes, zerschlissenes Kleid hervor. »Das kannst du nehmen, um dich abzutrocknen. Draußen vor der Tür ist ein Wassertrog. Wasch dich dort. Du siehst aus wie ein Kobold! Danach kannst du dich hiermit trockenreiben.« Sie le g te das Kleid neben die Schüssel auf den Tisch. »Ich werde s e hen, daß ich für euch beide noch was Warmes zu essen zusta n de bringe. Du nimmst dir am besten eines der Felle und hockst dich auf den Schemel vor das Feuer.«
    »Danke, Herrin. Ihr seid sehr freundlich.«
    »Aber nicht mehr lange, wenn du mich noch länger Herrin nennst, so als sei ich eine hochnäsige Hofdame. Mein Name ist Niamh.«
    »Ja, Her … Niamh!« Golo lachte. »Entschuldigt, ich … Übr i gens, mein Name ist Golo.«
    Die junge Frau nickte.
    Der Knecht trat zur Tür und drehte sich noch einmal zu ihr um. »Verzeiht meinem Herrn, er ist erschöpft. Sonst ist er ganz anders. Er kann sehr großmütig und charmant sein … Vor allem bei so schönen Frauen, wie Ihr es seid.«
    »So? Das sollte mich überraschen, bislang halte ich ihn vor a l lem für dickköpfig und dumm.«

    Volker ärgerte es, daß ihre Gastgeberin seinen Knecht so viel freundlicher behandelte als ihn. Sie war eine hübsche Frau. Er war zwar schon schöneren Damen begegnet, doch ein solches Geschöpf hier inmitten des Sumpfes zu finden war so ung e wöhnlich wie ein prächtiger Edelstein, den ein Schmied nur in einen Bronzering eingefaßt hatte.
    Er griff nach der Laute, die er in die Nähe des Feuers gestellt hatte. Vielleicht vermochte er mit ein paar Liedern die Gunst ihrer Gastgeberin zurückzugewinnen. Bislang hatte er fast jede Frau zu erobern vermocht, die ihn singen gehört hatte. Doch er brauchte nur einmal über die Saiten zu

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