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Nibelungen 04 - Das Nachtvolk

Titel: Nibelungen 04 - Das Nachtvolk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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ganz nah! Auch wenn Nebel und Regen die Geräusche dämpften und veränderten, schätzte Volker, daß die anderen Krieger des Nachtvolks höchstens dreihundert Schritt entfernt sein mochten.
    Der junge Bogenschütze ging ein Stück das Ufer hinauf. Für einen maurischen Sklavenjäger sah er recht eigenartig aus. Wahrscheinlich war er nur ein Räuber aus der Region. Aber ein reicher Räuber! Ein dicker, goldener Reif war um seinen Hals geschlungen. Volker traute seinen Augen kaum. Wenn dieses Schmuckstück massiv war, dann mußte es soviel wie ein Schlachtroß wert sein. Der Sklavenhandel schien ein einträgl i ches Geschäft zu sein!
    Der Bogenschütze kniete jetzt nieder und betrachtete irgend etwas im weichen Uferschlamm. Volker schluckte. Dort war er eben erst entlanggelaufen! Ob der Kerl etwa seine Fußspuren im Schlamm gefunden hatte?
    Unheimlich ertönte das Heulen der Luren. Diesmal klang es anders, auf schwer zu beschreibende Weise majestätischer … Ein eisiger Schauer lief Volker über den Rücken. Der junge Mann am Ufer sprang auf und lief in die Richtung, in die der Trophäenbaum stehen mußte. Erleichtert atmete Volker auf. Er war davongekommen. Der Spielmann ließ einige Augenblicke verstreichen, dann erhob er sich aus seinem Versteck und trat ans Ufer. Der junge Krieger schien sich in Dunst und Regen aufgelöst zu haben. Volker warf kurz einen Blick ins Boot. Im Rumpf lag ein kurzer Jagdspeer, sonst gab es nichts Besonderes zu sehen.
    In der Ferne ertönte das Klirren von Schwertern. Der Zwe i kampf hatte begonnen! Ohne auch nur einen Augenblick zu zögern, machte sich Volker auf den Weg in Richtung des Tr o phäenbaums. Beunruhigende Gedanken gingen ihm durch den Kopf, während er dem schmalen, schlammigen Uferstreifen folgte. Ob Golo mit seinem Aberglauben doch recht hatte? Der Spielmann blickte auf das dunkle Wasser. Er bewegte sich hier am Rand zweier Welten. Er ging genau auf der Grenze! Dort, wo sich das Wasser und die schwere, braune Erde vereinten. Es war ein trügerischer und unsicherer Pfad. Ein falscher Schritt, und er würde ausgleiten … Lag dort drüben im Nebel wirklich ein Feenreich? Und hatte er sich nun bis an die äußerste Grenze seiner eigenen Welt bewegt?
    Der junge Ritter schüttelte ärgerlich den Kopf. Das war jetzt nicht die Zeit für solche verrückten Gedanken. Wenn er zurück in Worms war und Gunbrid gerettet hatte, dann könnte er über diesen Unsinn weiter nachdenken! Es wäre gewiß eine schöne Metapher für ein Heldenlied. Der Spielmann grinste. Es war schon von Vorzug, wenn man in der Lage war, seine Helde n lieder selbst zu dichten. So konnte man seine eigenen Taten stets ins rechte Licht rücken und … Ein Geräusch in den B ü schen hinter ihm ließ ihn herumfahren. Seine Hand schnellte zum Schwertgriff. Der junge Krieger aus dem Boot hatte sich hinter einem Busch erhoben. Er zielte mit gespanntem Bogen auf ihn. Volker hob die Hand vom Schwertgriff. Es war zu spät, um noch die Waffe zu ziehen. »Wir können über alles reden. Du mußt wissen … « Der Pfeil schnellte von der Sehne. Der Spielmann versuchte, sich in Deckung zu werfen, doch er war zu langsam. Ein wuchtiger Schlag traf ihn an der Brust. Er stürzte. Er konnte spüren, wie die Pfeilspitze das Kettenhemd durchdrang und sich in seinen Brustmuskel bohrte, doch fühlte er keinen Schmerz. Noch im Fallen griff er nach dem Messer an seinem Waffengurt. Dann schlug er seitlich mit dem Gesicht in den kalten Schlamm. Er rührte sich nicht mehr. Vielleicht kön n te er den jungen Krieger täuschen. Immerhin hatte der Pfeil ihn auf Höhe des Herzens getroffen.
    Aus den Augenwinkeln konnte Volker beobachten, wie der Rothaarige sich näherte. Er hielt seinen Bogen jetzt in der Li n ken und hatte mit der Rechten ein langes Messer aus seinem Gürtel gezogen. Vorsichtig näherte sich der Krieger und stieß Volker mit dem Fuß an. Der Spielmann blieb reglos liegen. Mit einem triumphierenden Lächeln beugte sich der Rothaarige herab. Seine Klinge näherte sich Volkers Hals. Im letzten A u genblick erst rollte sich der Ritter zur Seite. Seine Rechte schnellte vor, und der Dolch, auf dem er gelegen hatte, bohrte sich dem jungen Mann in den Bauch.
    Der Kerl taumelte zurück. Die Waffen glitten ihm aus den Händen. Er öffnete den Mund, als wolle er schreien, doch drang nur ein leises Röcheln über seine Lippen. Blut tropfte ihm aus dem Mundwinkel. Er griff mit der Rechten nach dem Griff des Messers, das aus seiner Brust

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