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Nibelungen 04 - Das Nachtvolk

Titel: Nibelungen 04 - Das Nachtvolk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Bischof hatte sich inzw i schen vor ihm aufgebaut, so als stünde er in der Kanzel einer Kathedrale, um eine ganze Stadt wegen ihrer Verderbtheit zu geißeln. »Der Burgunde, dem es gehört, hat mir erst vor zwei Wochen erklärt, er würde lieber seine linke Hand als diesen Hengst hergeben.«
    Golo räusperte sich. »Die Reise zur schönen Gunbrid, der Nichte unseres Königs, hat ihn in der Tat mehr als seine linke Hand gekostet.«
    Auf der Stirn des Bischofs zeigte sich direkt über der Nase e i ne steile Zornesfalte. »Wie meint Er das? Spreche Er nicht in Rätseln zu mir!«
    »Mein Fechtmeister, der Herr von Alzey, ist vom Feenvolk in den Sümpfen bei Marans ermordet worden, als er versuchte, die schöne Gunbrid aus den Händen dieser Unholde zu befre i en. Ich bin auf der Reise zum Hof des Königs Eurich, um dort Klage wegen des Todes meines Herrn zu erheben!«
    »Seines Herrn? Wer ist Er? Reist mit vier Pferden, als sei Er ein Baron, und hat doch zugleich keinerlei Diener oder Knechte um sich. Auch sieht Er nicht aus, als sei Er von hoher Geburt. Man mag Ihn vielmehr für einen Pferdedieb und Halsabschne i der halten.«
    Golo erhob sich leicht schwankend von seinem Stuhl. »Ihr seid gewiß von hohem Stand, Herr Bischof, doch gibt Euch das kein Recht, einen Mann von edler Geburt zu schmähen! Mein Vater, der Herr von Zeilichtheim, hat mich als Edelknappen in die Obhut des Herren von Alzey gegeben, damit dieser mich die Tugenden des Rittertums lehren konnte. Indem Ihr mich beleidigt, schmäht Ihr auch ihn, dessen blutbefleckten Waffe n rock ich als Zeugnis des feigen Mordes zu Eurem König tragen werde.« Golo blickte den Bischof offen an und hoffte, den ric h tigen Ton getroffen zu haben. Er hatte zwar oft zugehört, wenn Volker sich mit anderen Adeligen in der gestelzten Hofsprache unterhielt, doch ihm selbst fehlte darin jede Übung.
    »Zeige Er mir doch einmal diesen Waffenrock und erkläre Er mir, warum Er noch lebt, während Sein Waffenmeister tot ist.«
    »Nun, Volker hat gefochten, als sei er der Erzengel Gabriel selbst und … «
    Der Bischof packte ihn am Wams und fauchte erbost: »Hüte Er sich, den Namen eines Engels so leichtfertig und lästerlich auszusprechen! Hinaus mit Ihm, und zeige Er mir nun diesen Waffenrock!« Der Kirchenmann versetzte Golo einen groben Stoß, so daß er quer durch die Schenke zur Türe taumelte.
    Flankiert von den Söldlingen des Geistlichen wurde der Knecht zu den Pferden geführt. Mit zitternden Fingern hantie r te er an dem schweren Packsattel herum und zog schließlich aus einer der Taschen den Waffenrock seines Herren. Triu m phierend hielt er ihn dem Bischof hin. »Hier, genügt Euch das als Beweis für die Wahrheit meiner Worte?«
    Der Kirchenmann betrachtete das Kleidungsstück kurz und zeigte dann auf den Schild, der auf dem Packsattel befestigt war. »Er sagte doch, Sein Herr sei in einem Zweikampf ermo r det worden, nicht wahr?«
    Golo nickte eifrig.
    »Wie kommt es dann, daß auf Seinem Schild nicht eine Schramme zu sehen ist? War der Herr von Alzey etwa ein so schlechter Fechter, daß die Feen sofort seine Deckung zu durchbrechen vermochten? Schildere Er mir doch einmal di e sen Kampf.«
    Golo spürte, wie ihm kalter Angstschweiß den Rücken hina b rann. Dieser Bischof wollte seinen Kopf und sich dann die Pfe r de nehmen! Wenn ihm jetzt auch nur der kleinste Fehler unte r lief, dann würde er binnen einer Stunde an einem der ausl a denden Zweige der Dorfeiche baumeln!
    »Nun … Meinem Herrn war für den Zweikampf die Wahl der Waffen überlassen worden, und er entschied sich für sein Ba s tardschwert, so daß er keine Hand mehr frei hatte, um noch einen Schild zu führen. Wie ein Erz … ich meine wie ein … au f rechter Ritter es tun sollte, focht er mit allem Mut und großer Tollkühnheit. Er brachte den Feenritter in arge Bedrängnis. Als dieser schon zu unterliegen drohte, kamen zwei weitere Ritter auf den Kampfplatz und stachen den Herrn Volker hinterrücks nieder. Er war sofort tot. Dann drangen die Feen auf mich ein, doch zum Glück saß ich noch im Sattel und konnte den Mö r dern mit unseren Pferden entkommen.«
    Der Bischof rümpfte die Nase. »Seine Geschichte stinkt zum Himmel! Wie kommt es, daß das Bastardschwert Seines Herrn dort drüben am Packsattel festgeschnallt ist, wenn der Herr von Alzey mit dieser Waffe in der Hand gestorben sein soll und Er hier vorgibt, vor den Feen geflohen zu sein? Und wie ist Er in den Besitz des blutigen

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