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Nibelungen 04 - Das Nachtvolk

Titel: Nibelungen 04 - Das Nachtvolk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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die Höhle nicht mehr verlassen konnte. Nun lag es bei Gott, ob er weiterleben oder hier in einem Erdloch am Ende der Welt sterben würde.

8. KAPITEL

    ufrieden blickte Golo zu den vier Pferden, die nur ein paar Schritt entfernt angebunden waren. Sie waren se i ne Zukunft, die Garanten für viele fette Jahre! Wenn nur dieser verdammte Regen nicht wäre.
    Er war zu der Weggabelung vor dem Wald zurückg e kehrt, wo er in der letzten Nacht noch gemeinsam mit den be i den Rittern gelagert hatte. So ohne Begleitung in der Wildnis zu sein war ihm unheimlich. Morgen würde er dem Pfad folgen, den Gwalchmai gekommen sein mußte. So würde er diesem verfluchten Sumpf entkommen.
    Während er im Wald die Pferde suchte, hatte er Pläne g e macht. Zunächst würde er sich auf den Weg nach Niort beg e ben, jener berühmten Stadt der Troubadoure, in der er mit Vo l ker Unterkunft genommen hatte, bevor sie die unglückselige Reise in die Sümpfe antraten. Dort würde er mit Leichtigkeit ein bequemes Quartier finden. Wenn das Wetter besser würde, könnte er dann nach Norden reiten. Die Landschaft bei Troyes hatte ihm recht gut gefallen. Vielleicht würde er sich dort Land kaufen. Ein ansehnlicher Teil der Reisekasse befand sich in e i ner verborgenen Tasche, die in den Packsattel des Lastpferdes eingearbeitet war. So brauchte er sich um Geld zunächst einmal keine Sorgen zu machen. Auch im Gepäck des toten Kaledon i ers hatte er einen reichen Vorrat an Silbermünzen gefunden. Einen Teil davon würde er aufwenden, um für die beiden toten Ritter gleich in der Wallfahrtskirche von Niort Messen lesen zu lassen. Schließlich wollte er nicht, daß ihre rachsüchtigen Gei s ter ihm in seinem weiteren Leben nachstellten.
    Auch heute abend hatte er bereits für Volker und Gwalchmai gebetet. Golo starrte in das kleine Feuer, das er entfacht hatte, und versank in dumpfes Brüten. In wie kurzer Zeit sich sein Leben doch vollständig verändert hatte! Ob man ihm glauben würde, daß die Schlachtrösser ihm gehörten? In Niort hatte man ihn zusammen mit Volker gesehen. Was würde geschehen, wenn ihn ein eifersüchtiger Wirt bei den Stadtherren als Mö r der und Dieb anzeigte? Vielleicht war es doch klüger, eine a n dere Route einzuschlagen als jenen Weg, den er gemeinsam mit seinem Herren genommen hatte. Und was war mit den Gei s tern der beiden Ritter? Würden sie ihm seinen neuen Woh l stand gönnen, oder erwarteten sie von ihm, daß er ihren Tod sühnte? Doch was konnte er schon tun? Er war ein Bauernsohn ohne Macht und Einfluß, und obendrein war er noch völlig a l lein in einem fremden Land.
    Golo seufzte. Das Leben als ein freier und reicher Mann war anstrengender, als er gedacht hatte. Dann grinste er. Sobald er sich einen Hof gekauft hatte, würde er sich einen Knecht zul e gen. Endlich könnte er dann einmal anderen sagen, was zu tun sei. Er würde morgens noch faul im Bett neben seinem hü b schen Weib liegen, während der Knecht in den Stall ging, um die Tiere zu versorgen.
    Er war nicht sonderlich ansehnlich, das wußte Golo genau, doch sein Geld würde ihn in den Augen der Bauernmädchen von Troyes so hübsch wie einen Prinzen erscheinen lassen. Er würde sich eins nehmen, das einen reichen Vater hatte. So konnten sie nach dessen Tod die beiden Güter vereinigen. Ja, so würde er es machen! Wenn eines Tages die Zeit gekommen w ä re, seine letzte Reise anzutreten, dann würde er soviel Land wie ein Baron besitzen!
    Golo rollte sich vor dem Feuer zusammen, zog sich Volkers warmen Reitmantel bis zum Kinn und gab sich seinen süßen Zukunftsträumen hin.

    Als Volker erwachte, schien ein blasses Gesicht über ihm in der Finsternis zu schweben. Rotgoldene Locken rahmten das fei n geschnittene Antlitz. Das mußte eine Fee oder ein Engel sein. Der Spielmann schluckte. Sein Hals war wie ausgedörrt. Die Kälte war aus seinen Gliedern gewichen. Er fieberte, und p o chender Schmerz pulsierte in der Wunde an seiner Brust. Er wollte sich aufstützen, doch die Fremde legte ihm sanft eine Hand auf den Arm. »Bleib liegen, fremder Krieger, der du zw i schen den Gebeinen der toten Helden erstanden bist. Ich möc h te nicht auch dein Klagelied singen.«
    Volker verstand den Sinn ihrer Worte nicht, doch versuchte er zu nicken. Die Fremde war gewiß eine Fee. Wäre er im Hi m mel, dann würde es nicht so finster wie in einem Grab sein. Nur ein kleines Öllämpchen, das in einer Nische in der Wand stand, erhellte die Dunkelheit. Jetzt konnte sich

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