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Nibelungen 04 - Das Nachtvolk

Titel: Nibelungen 04 - Das Nachtvolk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Waffenrocks gekommen?«
    Golo räusperte sich. »Das kann ich alles erklären. Ich … «
    »Genug! Schnall Er den Schild vom Sattel, und dann folge Er mir in die Scheune dort drüben!«
    Ohne zu widersprechen, folgte der Knecht dem Befehl des B i schofs. Was wollte dieses Rauhbein von ihm? Hätte er nur nie bei diesem Wirtshaus angehalten! Das Schicksal meinte es schlecht mit ihm! Er hätte seinen Herrn nicht allein lassen dü r fen.
    Als Golo die Scheune betrat, verschloß der Normanne das h o he Tor hinter ihm. »Höre Er mir gut zu! Ich bin Jehan de Thenac, der Bischof von Saintes. Mein Großvater war noch ein gefürchteter normannischer Pirat, der die Küsten von Ulaid bis hin zum Land der Lotophagen unsicher machte. Mein Vater hat mit seinen Kriegern die Franken aus diesem Landstrich vertri e ben, und ich habe zehn Jahre Krieg geführt, um das Poitou von maurischen Banditen zu säubern. Ich stamme aus einem G e schlecht von Kriegern, und selbst wenn ich das Gewand eines Bischofs trage, heißt das nicht, daß ich nicht genauso drei n schlagen könnte wie meine Vorfahren!« Jehans Hand glitt zum Schwert, und er zog blank. »Na los, hebe Er Seinen Schild!«
    Krachend sauste die Klinge auf die Kante von Volkers Wa p penschild und grub sich tief ins Holz. Golo wollte nach seinem Schwert greifen, doch der Bischof verpaßte ihm einen Stoß, der ihn zurücktaumeln ließ. »Er wird doch nicht etwa gegen einen Mann der Kirche Sein Schwert ziehen wollen, oder ist Er ein verdammter Heidensohn, der keinen Respekt vor den Dienern des Herrn hat?«
    »Bitte, Herr, haltet ein! Ich möchte keinen Streit mit Euch.« Wieder traf ein Schlag den Schild.
    »Er möchte keinen Streit! Dann soll Er sich nicht so aufführen, als sei ich ein Trottel. Oder glaubt Er, nur weil ich das Gewand eines Kirchenmannes trage, könne ich eine Lüge nicht mehr von der Wahrheit unterscheiden? Heraus mit der Sprache! Was ist mit Seinem Herrn geschehen?«
    »Bitte, glaubt mir doch … « Das Schwert des Bischofs sauste nieder und trennte die linke Kante von dem dreieckigen Reite r schild. Dieser Kerl mußte verrückt sein! Und er schlug drein wie ein Berserker! »Mein Herr, Volker von Alzey, wurde von den Feen ermordet! Sie haben die Burg bei Marans zerstört, und er folgte ihnen in die Sümpfe.«
    »Und warum lebt Er noch, wenn Sein Herr in einen Hinterhalt geraten ist? Überhaupt, wer ist Er? So wie Er diesen Schild hält, könnte Er sich auch mit einem Küchenbrett verteidigen.« Der Bischof machte einen Ausfall und trieb Golo vor sich her, bis der Knecht mit dem Rücken zum Tor stand.
    »Ich gestehe, daß ich nur ein Diener bin und kein Adliger. Doch der Rest meiner Geschichte ist wahr! Ich schwöre bei Gott!«
    »Er sollte den Namen des Herrn nicht leichtfertig in den Mund nehmen!« Jehan hatte das Schwert mit beiden Händen gefaßt und zu einem vernichtenden Streich über den Kopf e r hoben.
    »Bitte Herr, glaubt mir doch, ich … «
    Der Bischof stieß einen wütenden Schrei aus und ließ die Wa f fe niedersausen. Golo duckte sich zur Seite weg, und die Klinge bohrte sich in das massive Holztor.
    Jehan lachte. »Nun schön, soll Er Sein Leben behalten. Er kann mir nützlich sein. Wir werden zum Hof des Königs Eurich re i ten, und ich werde Ihm auf dem Weg erklären, was ich für Pl ä ne mit Ihm habe. Sollte sich alles zu meiner Zufriedenheit en t wickeln, so wird Sein Herr gerächt sein, ich werde meine Lä n dereien um ein beträchtliches Stück erweitern, und am Ende mag Er mit Seinen Pferden unbescholten das Weite suchen. Wird Er sich dem fügen?«
    »Sicher, Herr. Es ist mir eine Freude, Euch zu dienen und … «
    »Genug! Ich schätze Schmeicheleien nicht! Knie Er nieder und küsse Er zum Zeichen Seiner Unterwerfung meinen Ring.«
    Golo tat, wie ihm geheißen. Er streifte den schweren Schild von seinem Arm und küßte den goldgefaßten Bischofsring.
    Jehan warf einen Blick auf Volkers Wappenschild und nickte zufrieden. »Nun sieht er aus, als habe sein Ritter ihn wirklich in seinem letzten Kampf getragen. So wollte ich es haben! König Eurich hat seine Hauptstadt Tolosa verlassen und reist nach Martinopolis. Wir werden dort seinen Hof besuchen, und wir werden große Dinge in Bewegung bringen!«
    Golo verstand nicht, was Jehan mit dieser Bemerkung meinte, doch wer begriff schon die Adligen.

9. KAPITEL

    in schweres Fieber hatte Volker gepackt. Unfähig, sich zu bewegen, lag er in der Grabhöhle, und sp ä ter wußte er nicht mehr zu sagen,

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