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Nibelungen 04 - Das Nachtvolk

Titel: Nibelungen 04 - Das Nachtvolk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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seiner Reise nach Troyes gönnen würde.
    »Darf ich Euch noch etwas nachreichen, edler Herr? Vielleicht ein wenig Käse oder frisches Zimtgebäck. Auch süße Eierk u chen könnten wir für Euch bereiten.«
    Golo rülpste zufrieden und gab der Magd einen Klaps auf den Hintern. »Etwas Fleisch käme mir ganz gelegen, falls ich zur Nacht verweilen sollte.« Er war ein wenig enttäuscht, sie nicht einmal erröten zu sehen. Statt dessen beugte sie sich vor, so daß er tief in ihr großzügig geschnittenes Mieder blinken konnte. »Nehmt oben das Zimmer am Ende des Ganges! Dort steht das beste Bett des Hauses. Laßt eine Kerze brennen, wenn Ihr mich zur Nacht noch erwartet, Herr! Ich werde kommen, wenn der Wirt die Schenke verriegelt und sich zur Ruhe begeben hat.«
    »Ich werde dir beweisen, wie gut sich ein Ritter aufs Lanze n stechen versteht. Das wird was anderes werden als die Hurerei mit einem Bauerntölpel auf dem Heuboden.« Golo grinste a n züglich. Jetzt endlich zeigte sich ein leichtes Erröten auf den Wangen der Magd. Er würde seine Reisepläne ändern und hierbleiben. Er sah ihr nach, wie sie zur Feuerstelle am anderen Ende der Schenke zurückging, um den Bratspieß zu drehen und in dem Kessel mit dem Eintopf zu rühren, von dem den ärmeren Reisenden serviert wurde. Die Kleine hatte üppige Hüften und ein prallgefülltes Mieder. Als Nachtmahl wäre sie sicher nicht zu verachten.
    Mit einem Seufzer lehnte sich der Knecht auf dem bequemen Stuhl zurück und strich sich über den Bauch. Er hatte ein wenig von Volkers Garderobe aus den Kisten auf den Packpferden geholt. Die Kleider seines Herren paßten ihm recht gut. Man fühlte sich gleich ganz anders in einem solchen Gewande. Der Wirt hatte ihn als Ritter angesprochen, als er in die Schenke g e treten war. Was ein besticktes Wams und ein pelzgefütterter Reitmantel doch ausmachten! Natürlich hatte Golo dem Mann nicht widersprochen und es genossen, sich hofieren zu lassen, als sei er der Sohn eines Grafen. Er nahm noch einen Schluck vom Wein und blickte wieder zur Magd. Er sollte sich ein paar Stunden zur Ruhe legen, damit die Zeit bis zur Nacht schneller verstrich. Noch war es heller Nachmittag. Zuerst müßte er j e doch klären, daß seine Pferde versorgt wurden. Er hatte darauf verzichtet, sie in den Stall zu bringen, und sie draußen vor der Schenke angebunden. Ursprünglich wollte er nur für ein kurzes Mittagsmahl hier einkehren, um dann sogleich seine Reise nach Norden weiter fortzusetzen. Aber jetzt auf ein Pferd zu steigen hieße, dem köstlichen Mahl Gewalt anzutun. Was machte es schon, wenn er zur Nacht hierblieb. Er hatte schließlich keine Eile.
    Der Knecht leerte den Weinbecher und orderte einen frischen Krug von dem köstlichen Weißen. Ein Fisch mußte schließlich schwimmen!
    Krachend flog die Tür der Schenke auf, und ein hochgewac h sener Mann mit kurzgeschorenem, eisgrauem Haar trat ein. Zwei Waffenknechte folgten ihm auf dem Fuß. Der Fremde trug den purpurnen Ornat eines Bischofs, doch unter dem Saum des geistlichen Gewandes lugte ein knöchellanges Ke t tenhemd hervor. Auch war der eigenartige Geistliche mit einem Schwert gegürtet. Wie ein Falke blickte er sich in der Schenke um. Die leisen Gespräche der Bauern waren verstummt, und buckelnd kam der Wirt zur Tür geeilt.
    »Womit kann ich Euch zu Diensten sein, Eure Erhabenheit?«
    »Wo steckt der Ritter, dem das weiße Schlachtroß vor deiner Tür gehört?«
    Golo schluckte und setzte sich gerade auf seinen Stuhl. Jetzt erkannte er den Kerl. Volker hatte von ihm erzählt. Als Golo in Martinopolis nach einer geeigneten Schenke gesucht hatte, war ein Bischof an seinen Herrn herangetreten und hatte versucht, dem Spielmann sein Schlachtroß abzukaufen. Volker hatte ihm hinterher lachend erzählt, wie er den Bischof erst ein wenig g e neckt hatte und dann einen Preis forderte, der so hoch war, daß selbst ein Kirchenfürst ihn nicht zu zahlen vermochte.
    Der Wirt deutete in seine Richtung. Golo wünschte sich, er hätte Wasser statt Wein getrunken. Dieser Bischof roch nach Ärger! Er müßte sich als Ritter oder vielleicht besser als Knappe von edler Abstammung ausgeben. Wenn der Bischof durc h schaute, daß er nur ein Knecht war, aber die Kleider eines Edelmannes trug, dann ließ er ihm wahrscheinlich gleich dra u ßen bei der Dorfeiche einen Hanfkragen anlegen. Was er jetzt brauchte, war eine tolldreiste Lügengeschichte, um seinen Kopf zu retten!
    »Woher hat Er dieses Pferd?« Der

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