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Nibelungen 04 - Das Nachtvolk

Titel: Nibelungen 04 - Das Nachtvolk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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eine schwarze Barke. Undeutlich konnte Volker auch die Schemen anderer Boote erkennen.
    Kaum war er an Bord gekommen, da wurde die Barke vom Ufer abgestoßen. Die Kraft von mehr als zwanzig Ruderern ließ sie schnell in die Finsternis gleiten.
    Mit gemischten Gefühlen blickte Volker in den wirbelnden Nebel. Endlich war er der Gefangenschaft auf der Grabinsel entkommen. Doch was war Galis? Ein Dorf, eine Burg? Wohin würde ihn diese dunkle Hohepriesterin bringen?

13. KAPITEL

    eit dem Pfingstfest waren zwei Wochen vergangen, als der B i schof und seine Reiter das kleine Dorf bei der niedergebrannten Burg des Barons von Marans erreichten. Die Bauern und F i scher waren aufgeregt herbeigelaufen gekommen, als sich die gewaltige Reiterkolonne über den Knüppeldamm näherte. Jehan gab B e fehl, vor der rußgeschwärzten Ruine das Heerlager aufzuschl a gen. Um schneller in die Sümpfe vorzurücken, hatte er sein Heer zweigeteilt. Die Reiter und ein Troß aus berittenen Knec h ten und Packpferden waren auf dem Landweg vorg e rückt, während sich die Fußsoldaten in Saintes eingeschifft ha t ten, um die Charente hinabzusegeln und dann vom Meer her in das Sumpfland vorzustoßen.
    Schon vor dem Pfingsttag hatte der Bischof etliche Späher ausgeschickt, um die Stärke der feindlichen Truppen ausz u kundschaften. Die meisten von ihnen waren nicht zurückg e kehrt. Einer jedoch hatte berichtet, eines Nachts eine große Ve r sammlung von Kriegern mit Fackeln beobachtet zu haben.
    Seitdem der Bischof diese Nachricht bekommen hatte, war er deutlich besserer Laune. Nun bestand Gewißheit, daß sie nicht nur gegen eine etwas größere Räuberbande ins Feld zogen. Was auch immer in den Nebeln der Sümpfe verborgen lag, es mußte eine lohnende Beute sein, wenn es von so vielen Kämpfern ve r teidigt wurde. Für ihn schien es nicht den geringsten Zweifel daran zu geben, daß der Feldzug ein Erfolg sein würde und er damit auf Dauer das Recht auf den Titel eines Herzogs erlangte. Mit den Ländereien, die er dazugewinnen würde, wäre er nach dem König der zweitmächtigste Mann in Aquitanien.
    Golo konnte diese Euphorie nicht teilen. Mit jedem Schritt, der ihn tiefer in die Marschen brachte, waren Erinnerungen an seinen toten Herrn verbunden. Wohl tausendmal hatte er jene Nacht verflucht, die der Spielmann in der Kemenate der sächs i schen Prinzessin verbracht hatte und die der Ausgang ihrer tragischen Reise geworden war. Jeden Abend schloß er seinen toten Herren in seine Gebete mit ein, und er hoffte aufrichtig, daß er für seine Art, mit den Weibern umzugehen, Vergebung gefunden hatte.
    Die Sumpflandschaft hatte sich in den letzten Monaten sehr verändert. Überall wogte mannshohes Schilf im Wind und ve r sperrte die Sicht. Der Knüppeldamm erschien ihm wie ein Hohlweg, und wann immer er an den Trophäenbaum und die bewaldete Halbinsel inmitten des Moors dachte, beschlich ihn ein ungutes Gefühl. Es würde nicht so einfach werden, die Feen zu besiegen, wie sich der Bischof das vorstellte. Sie waren keine Krieger aus Fleisch und Blut. Mit Schrecken dachte Golo an den Tag, an dem Volker und Gwalchmai gestorben waren. Manc h mal verfolgte ihn das gräßliche Geheul, das über den Sümpfen erklungen war, in seinen Träumen. Die beiden Ritter waren gute Kämpfer gewesen, doch hatten sie es nicht vermocht, den Streiter der Morrigan zu töten. Was geschah, wenn die Feen nicht durch Waffen verletzt werden konnten, die von Me n schenhand geschmiedet waren? Die Bauern hatten erzählt, die Morrigan sei eine mächtige Zauberin. Vielleicht ließ sie das ganze Heer in Schlaf versinken, so daß die Feen ihnen nur noch die Kehlen durchschneiden mußten.
    Golo schüttelte sich. Er sollte sich nicht von solch finsteren Gedanken mitreißen lassen. Man mochte über den Bischof de n ken, wie man wollte, eins war jedenfalls gewiß: Er war ein mächtiger Kirchenmann! Er würde seine Männer mit der Kraft seines Glaubens beschützen!
    Der ehemalige Knecht hielt sich ganz in der Nähe des B i schofs. Jehan traute ihm nicht. Stets waren ein paar seiner Söl d ner an Golos Seite. Dabei hatte er den Gedanken an eine Flucht längst aufgegeben. Der Bischof war sein Gönner. Er hatte ihn in den Ritterstand erhoben, und wer weiß, mit welchen Ehren der Kirchenfürst ihn noch überschütten würde, wenn es tatsächlich gelang, das Königreich der Feen zu erobern.
    Jehan ritt auf einem schwarzen Hengst durch das Lager und wies die Knechte an, wo welche Zelte

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