Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Nibelungen 04 - Das Nachtvolk

Titel: Nibelungen 04 - Das Nachtvolk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
Vom Netzwerk:
in eine and e re Welt gelangt, jenes Reich der Feen, von dem die Troubado u re berichteten, so fremd und andersartig erschien ihm hier alles. Doch nachdem er jetzt schon zwei Wochen unter dem Nach t volk gelebt hatte, wußte er, daß auch sie nur ganz gewöhnliche Sterbliche waren. Jedenfalls die meisten von ihnen …
    Die Stadt lag auf einem langgezogenen Hügel und war durch vier Mauerringe untergliedert. Die erste Schutzmauer, vor der ein tiefer, mit zugespitzten Pfählen gespickter Graben verlief, wand sich auf halber Höhe um den Hügel und beschirmte das Viertel der Bauern und Fischer. Ihre Häuser aus Holz und Lehm standen auf Terrassen, die künstlich angelegt worden waren. Die Dächer der einfachen Behausungen waren mit dem gelben Schilf der Sümpfe gedeckt. In den meisten dieser Häuser gab es nicht einmal eine gemauerte Feuerstelle. Der Boden b e stand aus festgestampfter Erde. Die runden Häuser hatten nur einen einzigen Raum, in dessen Mitte oft eine Feuergrube lag, deren Rauch durch eine Öffnung im Dach abzog.
    Die zweite Wallanlage umgab das abgeflachte Plateau, das die Hügelkrone bildete. Hier hatten die Handwerker ihre Häuser. Sie waren solider gebaut, aus Holz und Stein. Manche hatten sogar ein zweites Geschoß. Die Dächer waren aus Holzschi n deln oder aus Sumpfgras.
    Am hinteren Ende des Plateaus gab es eine Erhebung, auf der eine Art Burg lag. Einige auserwählte Krieger sowie die Priest e rinnen und Priester lebten dort. Die Häuser in der Festung s a hen sehr fremdartig aus. Es waren große, steinerne Kegel. Ma n che der Priesterinnen lebten auch in Höhlen, die in die Erde gegraben waren.
    Auf dem höchsten Punkt des Hügels, noch einmal von einer eigenen Mauer umgeben, lag schließlich das Heiligtum der Morrigan. Die Bewohner von Galis benutzten den Namen a n ders als die abergläubischen Bauern am Rand der Sümpfe. Für das Nachtvolk war Morrigan die Bezeichnung der Hohepriest e rin, die den drei Göttinnen Macha, Babd und Neman diente. Eine solche Priesterin hatte er bislang aber noch nicht zu sehen bekommen. Überhaupt war der Tempelbezirk sehr eigenartig gestaltet. Es gab dort mehrere steinerne Tore, die völlig verei n zelt standen, ohne daß sie von Mauern umgeben waren. In die Pfeiler, welche die Abschlußsteine stützten, waren Nischen g e schlagen, in denen Schädel lagen. Es waren die Köpfe der gr o ßen Helden des Nachtvolks und besonders ruhmreicher Ge g ner. Hinter den Toren lagen zwei Kreise aus aufrechtstehenden Steinen. Welche Bedeutung sie hatten, konnte Volker noch nicht erfahren. Einmal hatten sich dort nachts die Priesterinnen der Morrigan versammelt, doch ihm war es verboten gewesen, das Heiligtum zu betreten.
    Vor drei Tagen war er in einer Vollmondnacht mit Neman vermählt worden. Es war eine heidnische Zeremonie, die für einen guten Christen natürlich nicht bindend war. Der Vol l mond hatte hoch am Himmel gestanden, als die Priesterinnen ihn geholt hatten und hinauf zu dem Heiligtum brachten. A u ßer ihm war kein einziger Mann bei dieser Zeremonie zugegen gewesen. Anschließend hatte es in der tiefer gelegenen Burg ein großes Festessen gegeben, doch als Volker Neman in sein G e mach tragen wollte, hatte sie sich ihm verweigert. Sie hatte en t schieden darauf bestanden, daß sie bestimmen würde, wann sie beide sich vereinten.
    Volker hatte den Rest der Hochzeitsnacht damit verbracht, e i nen möglichst großen Teil der Vorräte an Met zu vernichten, und schließlich war er es, der in seine Kammer getragen we r den mußte. Wo hatte man so etwas schon gehört! Daß die Braut das Recht hatte, sich in der Nacht ihrer Vermählung zu verwe i gern!
    Etwas Gutes hatte dieses Fest jedoch, überlegte Volker. Sei t dem war er von den Kriegern der Stadt akzeptiert. Er durfte sich frei bewegen und überall hingehen, außer in das Heiligtum oberhalb der Burg. Die Stadt des Nachtvolks lag in einem von hohen Deichen geschützten Gebiet inmitten der Sümpfe. Die heißen Quellen rings herum verbargen die Siedlung hinter N e belwänden. Nördlich der Stadt erhob sich ein dichter, uralter Wald, der nach ein paar Meilen auch wieder in Sumpf übe r ging. Dort sollte es angeblich noch eine zweite, kleinere Insel geben.
    Seit zwei Tagen schon beobachtete Volker verstohlen die Priesterinnen. Bisher hatte er noch keine Gelegenheit gefunden, allein mit Gunbrid zu sprechen. Er fragte sich, womit man der Baronin gedroht haben mochte, damit sie sich dem Kult der Götzendienerinnen

Weitere Kostenlose Bücher