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Nibelungen 04 - Das Nachtvolk

Titel: Nibelungen 04 - Das Nachtvolk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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aufzuschlagen waren. Er trug einen prächtigen roten Umhang und das goldbestickte B i schofsgewand. Dazu ein langes Kettenhemd. Er hatte für sich einen ganz besonderen Topfhelm fertigen lassen, auf dem eine holzgeschnitzte Mitra thronte. Ständig war ein Diener in seiner Nähe, der den Helm auf einem Kissen vor sich her trug, und der Bischof erschien in seinem Aufzug wie ein Mann, der stets bereit war, in die Schlacht zu ziehen. Unter den Söldnern und Rittern war er sehr beliebt. Jeden Abend war er der letzte, der sich zur Ruhe legte, und morgens war er stets als erster wieder auf den Beinen. Es schien ganz so, als könne ihn nichts erschö p fen, und er hatte eine Aura, die außer Golo wohl niemanden im Heerzug daran zweifeln ließ, daß der Krieg gegen das Nach t volk kurz und erfolgreich sein würde.
    Jehan hatte seinen Dienern den Befehl gegeben, sein prächt i ges Zelt direkt unter der Ruine des Bergfrieds aufschlagen zu lassen. Dann sprang er aus dem Sattel und trat in die zerstörte Burg. Prüfend blickte er sich um und gab dann Golo einen Wink, an seine Seite zu eilen.
    »Wo waren die Köpfe des Barons und seiner Krieger aufg e pflanzt?«
    Der ehemalige Knecht wies auf die Weiden, die dicht beim Wasser standen. »Dort drüben, Herr. Wir haben sie hier nahe bei dem Festungsturm beerdigt.«
    Der Bischof strich sich nachdenklich über sein kantiges Kinn und blickte auf das Moor hinaus. »Es soll der Heidenbrut g e nauso ergehen wie dem armen Baron Rollo. Jeden, den wir zu packen bekommen, werde ich enthaupten lassen. Wir werden alle paar Schritt entlang des Knüppeldamms einen Pfahl mit einem Kopf darauf aufstellen, damit die abergläubischen Ba u ern hier in der Gegend endlich lernen, daß nichts und niemand gegen die Ritter der Christenheit bestehen kann!«
    Das Poltern eines Steins ließ Golo zu den Ruinen blicken. Hi n ter einer zerborstenen Mauer trat Jean, der Dorfälteste, hervor. Er trug einen schmutzigen Kittel und hielt einen alten Strohhut in der Hand. Mit gesenktem Haupt trat er vor den Bischof.
    »Herr, ohne Euch belauschen zu wollen, wurde ich Zeuge E u rer Worte. Ihr dürft das nicht tun. Zieht Euch zurück, bevor Ihr den Zorn der alten Götter auf Euch ladet. Schon einmal hat die Morrigan ein ganzes Heer vernichtet, das gekommen war, um Ihr Volk zu versklaven. Nicht einer der Krieger kehrte aus den Sümpfen zurück.« Jean hob den Kopf und deutete auf Golo. »Hütet Euch vor diesem Mann! Er hat schon seinem letzten Herren das Verderben gebracht. Mag er jetzt auch die Gewa n dung eines Ritters tragen, so erkenne ich ihn dennoch wieder. Damals war er wie ein Knecht gewandet.«
    »Schweig!« Der Bischof hatte den alten Fischer bei seinem Ki t tel gepackt. »Du warnst mich vor einem meiner Edlen und vor einer heidnischen Göttin! Bist du noch bei Sinnen, Mann? Ich bin der Bischof von Saintes! Gott selbst hat mich hierher g e führt, damit ich das Heidentum in diesem Königreich vernic h te! Es ist meine heilige Pflicht, dafür zu sorgen, daß solche Tö l pel wie du endlich begreifen, daß die Götzen der Vergange n heit nicht vor Christus bestehen können.«
    »Die Götter, von denen Ihr sprecht, Herr, sind so alt wie di e ses Land. Sie haben die Römer, die Goten und die Franken kommen und vergehen sehen. Sie werden auch dann noch über die Sümpfe gebieten, wenn ihr Normannen nur noch eine ferne Erinnerung seid.«
    »Das ist Ketzerei, du Lump!« Jehan wandte sich zu den be i den Waffenknechten, die ihn stets begleiteten. »Packt den Kerl! Wollen wir doch mal sehen, ob ihn seine alten Götter vor dem Zorn eines Kirchenfürsten bewahren können!«
    Die zwei Krieger taten, wie ihnen geheißen. Der alte Fischer leistete keinen Widerstand. »Laßt das Heer zusammenrufen und bringt die Bauern aus dem Dorf herbei! Ich will an diesem Heiden ein Exempel statuieren.«
    Golo trat dem Bischof in den Weg. »Laßt ihn, Herr! Er ist doch nur ein verwirrter Alter. Er weiß nicht, was er redet.«
    »Ich denke, daß du diese Sache zu leicht nimmst! Hast du nicht gehört, wie er mir gedroht hat? Ich kann seine Frechheiten nicht hinnehmen! Außerdem kennt er dich und weiß, wer du bist«, fügte er leiser hinzu. »Auch das ist ein Grund, warum er sterben muß. Es wäre nicht gut, wenn er durch das Lager liefe und jedem erzählen würde, daß du erst vor wenigen Wochen noch ein ungewaschener Pferdeknecht gewesen bist.«
    Golo zuckte mit den Schultern. »Wer würde ihm schon gla u ben? Alle in diesem Lager haben

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