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Nibelungen 05 - Das Runenschwert

Titel: Nibelungen 05 - Das Runenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Kastner
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erweisen!«
    Und Siegfried von Xanten zog das Schwert heraus. Das halbe Runenschwert. Und die andere Hälfte, schwor er sich und seinem toten Vater, würde er sich auch noch holen!

Kapitel 3  
    icht vor ihm, genau vor seinem Gesicht, öffnete sich das häßliche Maul unter dem rotglühenden Auge und enthüllte die scharfen Fangzähne. Heißer, fauliger Todesodem umwehte Siegfried. Der Schwarze war zurückgekehrt!
    Mit einem Aufschrei warf sich der Jüngling nach vorn und umklammerte den Hals des Angreifers, wie er es in den alten Gemäuern der Wolfsburg getan hatte.
    War der einäugige Wolf ein Geist, daß er von den Toten auferstanden war?
    Geist oder nicht, Siegfried mußte ihn aufhalten, ihn daran hindern, die Wolfsfänge in das Fleisch des Menschen zu bohren, das Ungeheuer, wenn möglich, töten!
    Und Siegfried drückte die Hände zusammen, wie eine Zange, fester und fester…
    »Hör auf!« krächzte eine entsetzte Stimme. »Du bringst mich noch um, Siegfried!«
    Die häßliche Wolfsfratze wurde zu dem breiten Gesicht eines Menschen. Eines zu Tode erschrockenen Menschen.
    »Wieland!« stieß Siegfried überrascht hervor und lockerte den Griff um den breiten, kräftigen Nacken.
    Der massige Schmiedebursche taumelte rückwärts durch Siegfrieds Kammer und tastete mit zitternden Fingern nach seinem geröteten Hals.
    »Unser Freund Siegfried scheint beschlossen zu haben, uns allen den Garaus zu machen«, zwitscherte eine hohe Stimme. »Gestern schleuderte er eine Schwertspitze nach mir, und heute geht er dir an den Kragen, Wieland!« Die schlanke Gestalt Otters schob sich hinter Wielands breitem Kreuz hervor und grinste den auf seinem schmalen Bett liegenden Xantener an. »Du mußt ja einen schrecklichen Alptraum gehabt haben.«
    Otter ahnte wohl kaum, wie richtig er mit dieser Vermutung lag. Siegfried sah sich wieder in der Wolfsburg, im Kampf mit dem Schwarzen. Dann das plötzliche Eingreifen des Falken – und das Runenschwert!
    Mit der erbeuteten Schwerthälfte war er auf den Burghof zurückgekehrt, nachdem er seinen Dolch aus dem Wolfsleib gezogen hatte. Und noch einmal hatte er festgestellt, daß dies der größte Wolf war, den er kannte. Fast schade, daß er ihn zurücklassen mußte. Was für eine Trophäe!
    Kaum saß er im Sattel, hatte er erkannt, daß die Gefahr noch längst nicht vorüber war. Rund um die alte Burg erklang schauerliches Geheul. Also war das Untier kein Einzelgänger gewesen, sondern der Leitwolf.
    Siegfried verließ die Burg und ritt so schnell zurück, wie es Walddickicht und Dunkelheit erlaubten. Immer wieder drangen die Schreie der Wölfe an seine Ohren. Dann hörte er das Rascheln im Unterholz und sah unzählige glühende Augen in der Finsternis leuchten.
    Er trieb Graufell an, und Graufell war schnell. Trotzdem schafften ein paar Wölfe den Angriff.
    Über zwei, drei Raubtiere flog Graufell mit schnellen Sätzen hinweg. Einen Wolf traf Graufells kräftiger Huftritt, doch ein weiterer sprang auf den Pferderücken. Siegfrieds Dolch fraß sein Fleisch und sein Blut; mit kläglichem Todeswinseln rutschte der Angreifer zu Boden.
    Dann lag offenes Gelände vor Reiter und Pferd. Graufell holte noch weiter, noch schneller aus. Der Königswald fiel zurück und mit ihm die Wölfe.
    Siegfried hatte dank Graufells erstaunlicher Schnelligkeit die Schwertburg noch vor dem Morgengrauen erreicht. So müde war er gewesen, daß er dem Runenschwert kaum noch Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Er verschloß es in der Holzkiste unter seinem Bett, in der er seine persönlichen Sachen verwahrte.
    »Schau dir das an, Wieland, der Kerl schläft glatt im Sitzen wieder ein!« krähte Otter und rüttelte Siegfried, dem die Augen wieder zugefallen waren. »He, aufwaaacheeen!«
    Siegfried verzog das Gesicht und stöhnte. Otters schlanke Hand hatte eine tiefe Kratzwunde getroffen.
    Der Schmiedebursche mit der seltsam bräunlichen Hautfarbe bemerkte sein Mißgeschick und zog die Hand zurück. »Hast du heimlich gekämpft?«
    »Nein«, erwiderte Siegfried hastig. »Ich habe die Zähne meines neuen Pferdes zu spüren bekommen.«
    »Sieht nicht wie ein Pferdebiß aus«, meinte Otter.
    »Ist aber einer!« entgegnete Siegfried verärgert.
    »Sieht eher nach einer Wildkatze aus«, fuhr Otter fort, während seine dunklen Augen auf Siegfried ruhten. »Und da sind noch mehr solcher Wunden!«
    »Das geht euch nichts an!« knurrte der Xantener und zog die Lammfelldecke über seinen nackten Oberkörper. Er sah durch das

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