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Nibelungen 05 - Das Runenschwert

Titel: Nibelungen 05 - Das Runenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Kastner
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Rufe ausstieß, um seine Rojer anzutreiben. »Der niederländische Kriegsherr selbst führt den Angriff!«
    »Das war auch nicht anders zu erwarten«, knurrte Hariolf, während er Schwert und Schildgriff fest umfaßte. »Wer sonst hätte wagen können, das Gastrecht zu brechen und noch auf niederländischem Boden die Klinge gegen uns zu führen?«
    Er hatte noch nicht ganz ausgesprochen, als ein Pfeilregen auf das Friesenschiff prasselte. Scharfkantige Stahlspitzen bohrten sich in Holz und Menschenfleisch.
    Die friesischen Krieger rissen abwehrend die Schilde hoch. Die Rojer machten sich möglichst klein, zogen die Köpfe fast zwischen die Schultern.
    »Pullt, Männer, pullt!« brüllte Ulerk. »Nur das kann uns retten!«
    Dann waren die beiden vordersten Feindschiffe heran. Ein Dreißig-Riemen-Schiff mit Reinhold von Glander an Bord und ein Vierundzwanzigriemer. Ulerk rief dem Steuerer einen Befehl zu. Er hoffte, sein Schiff mit einer winzigen Kurskorrektur zwischen den beiden Angreifern hindurchzumanövrieren.
    Reinhold von Glander schien dieses Manöver vorauszuahnen. Jedenfalls rief er seiner Besatzung etwas zu, und der Dreißigriemer drehte sich quer, auch wenn dadurch die Bordwand des niederländischen Schiffes von dem friesischen Bug, dessen massiver Vordersteven in einem schwarzen Wolfskopf mit aufgerissenem Maul auslief, gespalten wurde. Es sah aus, als wolle der hölzerne Wolf das Feindschiff zerreißen.
    Die Niederländer zögerten nicht. Sie sprangen an Bord des Königsschiffes, Graf Reinhold allen voran. Schwerter, Speere und Schilde stießen gegeneinander.
    »Unser Schiff scheint weitgehend unbeschädigt«, rief Onno zu Ulerk. »Seht zu, daß ihr es freibekommt, während wir das Xantener Pack zurückwerfen! Wir können diesen Kampf nicht gewinnen, wir können uns nur retten!«
    Im Kampflärm ging Ulerks Antwort unter. Onno sah nur noch aus den Augenwinkeln sein knappes Nicken und warf sich schon in die Schlacht, die am Bug des eigenen Schiffes entbrannt war. Vergeblich suchte er Reinhold, den hinterlistigen Verräter. War der Kriegsherr schon gefallen?
    Doch Onno mußte zunächst Hariolf zur Hilfe eilen. Der König wurde von drei Gegnern gleichzeitig bedroht. Er hatte seinen Schild verloren und hieb mit seinem großen Schwert um sich, um die gegnerischen Klingen von sich fernzuhalten. Gleichwohl blutete er schon aus mehreren Wunden.
    Onno sprang zum Bug und bohrte seine Klinge von hinten gegen den Hals eines Niederländers. Mit solcher Wucht, daß die Eisenringe der Brünne zerbrachen. Mit gurgelndem Laut brach der Niederländer zusammen. Onno zog die blutige Klinge heraus. Er sah sofort mit der Erfahrung vieler Schlachten, daß ein zweiter Stoß nicht nötig war. Der Getroffene krümmte sich zu seinen Füßen; er würde nie mehr eine Waffe führen.
    Das rächende Schwert eines anderen Niederländers krachte auf Onnos reflexartig hochgerissenen Schild. Mit kreischendem Geräusch fuhr der niederländische Stahl über den friesischen Eisenbeschlag und zerkratzte Onnos Wappen, ein rotes Schwert über einem fliegenden Vogel gleicher Farbe. Aber der Schild hielt, und der Markgraf drängte den Angreifer ab.
    Onno selbst schlug zu, und diesmal fing der Niederländer mit seinem Schild den Schlag auf. Doch Onno hatte so wuchtig zugehauen, daß der Gegner taumelte, das Gleichgewicht verlor und ins Wasser fiel.
    Ihm folgte gleich noch ein Niederländer unter fürchterlichem Gebrüll: der dritte Angreifer, dem Hariolfs Klinge zwischen die Augen gefahren war.
    Weitere Niederländer formierten sich, um König Hariolf zu bedrängen.
    Onno stand an der Seite seines Lehnsherrn und keuchte: »Ich weiche nicht von Euch, mein König. Sie werden Euch nicht bekommen!«
    »Nicht lebend!« zischte Hariolf und hob das Schwert zum nächsten Streich.
    Da ging ein heftiger Ruck durch das Friesenschiff. Ulerk war es gelungen, das Schiff durch den Einsatz von Staken freizubekommen. Ein ganzer Trupp Niederländer fiel in den Fluß. Nur noch wenige ihrer Kameraden befanden sich an Bord des rasch an Fahrt gewinnenden Königsschiffes. Sie fielen schnell unter den Hieben der wütenden Friesen.
    Ulerk rief mit dröhnender Stimme seine Kommandos. In schneller Fahrt schoß sein Schiff zwischen den niederländischen Fahrzeugen hindurch. Die Angreifer hatten nicht damit gerechnet, daß das Königsschiff so schnell freikommen würde. Als es die Feindschiffe erst einmal hinter sich gelassen hatte, konnten die Niederländer es nicht mehr

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