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Nibelungen 07 - Das Zauberband

Nibelungen 07 - Das Zauberband

Titel: Nibelungen 07 - Das Zauberband Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Held
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ihm ihr Schwert entgegen. Der Mann kam näher, ohne eine Waffe in der Hand zu halten. Vielleicht ist es ein Magier, dachte Brunhild, als sie versuchte, sich dieses sonderbare Verhalten zu erklären. Einen anderen Grund, warum jemand ohne Waffe in eine blutige Schlacht reiten konnte, gab es schließlich nicht. Mißtrauisch hob sie ihr Schwert noch ein wenig höher und begann rasch den Vers zu wiederholen, den sie bei dem ersten Reiter schon gemurmelt hatte, um sich das Pferd des Fremden gefügig zu machen. Sie würde ihm zuvorkommen, wenn er sie mit einem Fluch belegen wollte. Aber das schwarze, zottelige Pferd stürmte mit einer solch gewaltigen Kraft auf sie zu, daß der Boden unter ihren Füßen bebte. Brunhild gelang es nicht gleich, ihr eigenes Wesen mit dem des Pferdes zu verbinden, um die Herrschaft über das Tier zu erlangen. Auch sang die alte Ramee neben ihr immer lauter, so daß die junge Kriegerin sich sehr konzentrieren mußte, ihre Verse nicht zu verwechseln. Mühsam hatte sie die letzte Zeile der Strophe beendet, als sie plötzlich von einem schwarzen Blitz abgelenkt wurde, der zornig wie ein finsterer Fluch vom Himmel hinabstieß. Brunhild wußte nicht, was geschehen war. Sie wollte sich zu Ramee umwenden, als ein gleißend heller Blitz sie blendete. Noch bevor sie handeln konnte, spürte sie, wie der fremde Reiter sie erreichte, ihre blinde Verwirrung nutzte, um ihr die Klinge aus den Händen zu schlagen, und sie fest um die Taille faßte. Zornig schlug sie um sich, verfehlte jedoch den Fremden, der sie mit hartem Griff auf sein galoppierendes Pferd hinaufzog. Brunhild verlor den Boden unter den Füßen. Der Hengst steuerte geradewegs auf den See zu.
    Vom anderen Ufer her hörte Brunhild die Stimme der schwarzen Priesterin, dann war alles still. Das mächtige Pferd setzte zu einem gewaltigen Sprung an. Dann fühlte Brunhild, wie das heilige Wasser des Sees über ihr zusammenschlug.
    Zornig drehte sie sich unter Wasser, soweit sie es vermochte, hin und her, aber es gelang ihr nicht, sich zu befreien. Der Fremde lockerte einen Lidschlag lang seinen Griff, um gemeinsam mit ihr vom Rücken seines Pferdes zu gleiten und weiter hinab in die kalte Tiefe zu tauchen, aber auch er kämpfte mit aller Kraft, um sie nicht freizugeben.
    Brunhild versuchte ihm mit schlängelnden Bewegungen zu entschlüpfen, doch da hatte er sie schon wieder fester gepackt und hielt sie mit aller Gewalt unter Wasser. Auch das Pferd zog er mit der Hand am Zügel tiefer herunter. Voller Zorn über diese ungewöhnliche Attacke begann Brunhild mit Händen und Füßen dagegen anzukämpfen, doch sein Arm lag wie ein eiserner Ring um ihre Brust, so daß es für sie unmöglich war, aufzutauchen. Langsam wurde der Druck in ihren Lungen stärker. Sie sah plötzlich dunkle Ringe vor sich, die in ihrem Kopf zu tanzen begannen, dann verlor sie das Bewußtsein.

4. KAPITEL
    ls Brunhild wieder erwachte, lag sie auf hartem, feuchtem Steinboden. Ihre nassen Kleider klebten ihr kalt am Leib, und ihre Zähne schlugen zitternd aufeinander. Sie brauchte eine Weile, bis sich ihre Augen an das sanft schimmernde Licht gewöhnt hatten, das sie umgab. Benommen richtete sie sich auf. Das Rauschen des Wasserfalls klang anders als sonst. Schließlich erkannte Brunhild, wo sie war. Es mußte die Höhle hinter dem Wasserfall sein, in der sie lag.
    Vor langer Zeit hatten die Priesterinnen hier einst den Feuermagier Elenor, Pyros Vater, gefangengehalten. Um Elenor zu befreien, hatte Pyros den heiligen Wasserfall in jener längst vergangenen Nacht in Flammen aufgehen lassen. Brunhild wußte nicht genau, was damals geschehen war, zu sehr hatte dieses magische Feuer ihre kindliche Faszination auf sich gezogen. Aber später hatte sie begriffen, wie sehr ihnen allen damals die Gefahr gedroht hatte, vernichtet zu werden. Ramee hatte ihr seither immer wieder versichert, daß der Feuermagier Elenor nicht mehr in der Höhle hauste und daß Pyros nicht zurückkommen würde, um noch einmal gegen die weißen Frauen zu kämpfen.
    Brunhild schaute sich um. Eine unerwartete Bewegung hinter ihr ließ sie zusammenfahren. Schlagartig wurde ihr klar, daß sie nicht alleine war. Sie wandte den Kopf und sah in einiger Entfernung den Fremden sitzen, der sie auf sein Pferd gezogen hatte. Sein langes, schwarzes Haar glänzte feucht in dem sanften Licht, das durch den Wasserfall hindurchschimmerte. Für den Hauch eines Augenblickes glaubte sie, in seinem Gesicht vertraute Züge

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