Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nibelungen 07 - Das Zauberband

Nibelungen 07 - Das Zauberband

Titel: Nibelungen 07 - Das Zauberband Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Held
Vom Netzwerk:
Lebenskraft wie damals. Und Ihr seid stark geworden, sehr stark, genau wie Arma!«
    »Woher kennt Ihr meinen Namen? Und was wißt Ihr von Anna?« Mißtrauisch blickte sie ihm nach, als er neben seinem Hengst ans Ufer schwamm. »Antwortet!« Mit ein paar kräftigen Zügen folgte sie ihm und kletterte ebenfalls an dem felsigen Rand empor. Die nassen Kleider zogen schwer an ihr, doch wenigstens war es hier draußen ein wenig wärmer als in der Höhle hinter dem Wasserfall. Brunhild warf die lederne Weste von sich und wrang das untere Teil ihres Leinenhemdes aus, das unter Ramees Gürtel hervorschaute. »Sagt schon, was wißt Ihr von mir und Arma!«
    »Wenn Ihr mir nicht gleich wieder davonlauft oder mich niederschlagt, sondern mich statt dessen ausreden laßt, dann helfe ich vielleicht Eurem müden Geist, sich an mich zu erinnern, Gefährtin der Nacht«, sagte der Mann und deutete eine Verbeugung an. Dann hob er den Kopf, und Brunhild sah, wie sehr er sich an der Wirkung seiner Worte ergötzte.
    »Diesen Namen hat mir nur einer gegeben«, erwiderte Brunhild leise und ließ den Blick über den Fremden gleiten, als suche sie etwas. Wieder entdeckte sie die vertrauten Züge an ihm, doch diesmal wußte sie warum. »Ihr seid Raban?«
    Der junge Ritter nickte, doch da fiel ihm Brunhild schon um den Hals.
    »Der Göttin sei Dank«, lachte der Mann, als er die Arme fest um sie schloß. »Ich dachte schon, Ihr hättet mich völlig vergessen!«
    »Wie könnte ich das?« Sie fühlte, wie die Tränen in ihr aufstiegen. »Ihr müßt mir erzählen, wie es Euch ergangen ist und was ihr erlebt habt.« Einen Herzschlag lang hielt sie inne und riß die Augen auf. »Warum habt Ihr denn nicht gleich gesagt, wer Ihr seid? Beinah hätte ich Euch mit meinem Schwert erschlagen!«
    »Das glaube ich kaum!« Raban machte eine abwehrende Geste. »In Worms habe ich einiges über das Schwertkämpfen gelernt. Es wird wohl genügen, mich nicht gleich von Euch durchbohren zu lassen, holde Gefährtin.«
    »Ihr seid hochmütiger als damals«, bemerkte Brunhild in gespieltem Ernst, dann fiel ihr Blick wieder auf den steinernen Garten, und ihre ausgelassene Fröhlichkeit über das unerwartete Wiedersehen erlosch. Sie wandte sich von Raban ab und lief mit eiligen Schritten zu der Stelle, an der Ramee lag. Traurig blieb sie stehen. Auch die alte Priesterin war zu grauem Fels erstarrt. Kalt und regungslos lag sie da, ihre Augen waren geschlossen, nur ihre Hände waren geöffnet, die Handinnenfläche dem Himmel entgegengestreckt. Langsam kniete Brunhild neben Ramee nieder.
    »Sie hat noch zur Göttin gebetet!« sagte sie leise. Zärtlich fuhr sie mit dem Finger durch die Furchen der steinernen Hand, als könne sie ihre alte Gefährtin damit wieder lebendig machen. Fragend blickte sie auf Raban. »Was ist hier geschehen?«
    »Sieht aus, als habe diese fremde Priesterin mit ihren schwarzen Blitzen den Garten völlig verflucht«, bemerkte Raban und hob einen Stein vom Boden auf. Unschlüssig drehte er ihn zwischen den Fingern, dann warf er ihn weg.
    Brunhild blickte suchend zum anderen Ufer hinüber. Die schwarze Priesterin war fort.
    »Hattet Ihr gehofft, sie habe sich selbst mit zu Stein verwandelt?« fragte Raban, der ihrem Blick gefolgt war.
    Brunhild zuckte mit den Schultern. »Vielleicht…« Sie schüttelte unwillig den Kopf. Das ist unsinnig, dachte sie.
    Langsam löste sie sich von Ramee und stand auf. Es half nichts, wenn sie hier kniete.
    Ein paar Schritte von der alten Priesterin entfernt lag auf einem kleinen Geröllhaufen das Schwert, das Raban ihr aus der Hand geschlagen hatte. Die junge Kriegerin hob es auf.
    »Damit dürfte es Euch schwerfallen, mich zu durchbohren«, sagte Raban, als er nach einer Weile zu ihr trat. Er tippte vorsichtig mit dem Finger an die graue Waffe. »Es ist nicht mehr sehr scharf.«
    Brunhild betrachtete die Klinge, dann ließ sie das Schwert achtlos wieder zu Boden fallen. Mit einem dumpfen Ton schlug die versteinerte Waffe auf den Geröllboden auf und zersprang dabei in einzelne Brocken. Entsetzt blickte Brunhild auf die Überreste ihres Schwertes, dann schaute sie auf die versteinerten Gefährtinnen, schließlich auf Ramee. »Sie sind zerbrechlich«, sagte sie. »Alle! Wir müssen vorsichtig sein!«
    »Glaubt Ihr, daß dies noch von Bedeutung ist?« fragte Raban und betrachtete eine erstarrte Priesterin, die unweit von ihnen stand und ihr Schwert zum Kampf gegen einen ebenfalls zu Stein gewordenen Krieger erhoben hatte.

Weitere Kostenlose Bücher