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Nibelungen 07 - Das Zauberband

Nibelungen 07 - Das Zauberband

Titel: Nibelungen 07 - Das Zauberband Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Held
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wolle er es auslöschen. Zitternd drückte sie sich ein wenig näher an die Wand.
    Sie würde sich nie an solche Unwetter gewöhnen. Um sich abzulenken, versuchte Brunhild, sich an Mirkas Worte zu erinnern, als sie ihr von der finsteren Seite der Göttin erzählt hatte. Die Hohepriesterin hatte damals auch eine Wölfin erwähnt, welche die schwarze Göttin begleitete. Es sei ein grausamer Dämon, der ewig hungrig nach Blut und den Herzen der Menschen sei, hatte Mirka gesagt.
    Offensichtlich hatte Inmee für ihren zerstörerischen Zauber dieses Tier mit in den heiligen Garten gebracht. Dies wäre eine Erklärung dafür, daß sie die alte Ramee in dem magischen Duell besiegen konnte und daß sie die gewaltige Kraft aufgebracht hatte, alles in Stein zu verwandeln. Brunhild dachte darüber nach. Aber das bedeutete auch, daß sie selbst nicht nur alleine mit der schwarzen Priesterin den Kampf aufnehmen mußte, sondern auch mit dem Dämon.
    Behutsam strich sie mit den Fingerspitzen über die weichen Haare. Seltsam, wie konnte etwas derart Finsteres wie diese Wölfin ein solch zartes Fell haben. Es schmeichelte ihrer Haut und fühlte sich angenehm warm an. Brunhild erinnerte sich an die wohltuende Wärme, die sie empfunden hatte, als sie der Wölfin in die Augen geschaut hatte.
    »Wirf es in den Seerosenteich!« sagte plötzlich eine Stimme in ihr und riß sie aus ihren Träumereien. Die junge Kriegerin hielt einen Augenblick inne.
    Vielleicht ist es das beste, dachte sie. Wenn ich es in den Teich werfe. Noch einmal drehte sie den warmen Haarflaum zwischen ihren Fingern. Sie war sich nicht sicher, wieviel Macht ihre Göttin überhaupt noch in diesem versteinerten Hain hatte, um sich diesem finsteren Zeichen anzunehmen, wenn die Jägerin der schwarzen Göttin ungestraft den Mondscheintempel betreten konnte.
    »Wirf es in das Wasser! Dann kann die Wölfin dich nicht finden. Solange du dieses Fell bei dir trägst, bist du in Gefahr! Laß es fallen!« Die Stimme in ihr wurde drängender.
    Brunhild spürte, wie ihr Herz plötzlich ein wenig schneller schlug, als sie sich dem kleinen Seerosenteich näherte. Nur langsam streckte sie den Arm aus, bis ihre Hand über dem Wasser schwebte. Sie fragte sich, was geschehen mochte, wenn die weiße Göttin nicht mehr genug Kraft besaß, dieses Zeichen der dunklen Macht zu besiegen.
    Doch ehe sie weiter darüber nachdenken konnte, erfüllte gleißend helles Licht wieder den heiligen Raum. Der Blitz schien geradewegs in den Tempel hineinzujagen und sich in seinem Inneren zu verfangen. Krachend schlug der Donner auf die Wände. Erschrocken ließ Brunhild den Wolfspelz los. Doch zu ihrem Erstaunen fiel er nicht herab, sondern blieb wie von Zauberhand gehalten einen Lidschlag lang in der Luft über dem Wasser stehen. Dann fegte ein zorniger, wilder Windhauch durch das silberweiße Tor des versteinerten Tempels hinein, erfaßte das schwarze Büschel und wirbelte es aus der Halle nach draußen.
    Brunhild wollte dem sonderbaren Zeichen folgen, als noch ein Blitz, der wie ein bebender Peitschenschlag aus purem Licht durch den Tempel jagte, sie niederwarf. Zitternd krümmte sie sich unter dem Schlag des darauffolgenden Donners; wie eine mächtige, göttliche Faust schien er auf sie herabzustürzen.
    Erst nach einer Weile kroch sie mühsam vom Seerosenteich fort, bis sie wieder die nahe Wand erreicht hatte. Dort setzte sie sich auf und lehnte sich mit dem Rücken gegen den Stein. Sie versuchte, ein Lied zu Ehren der weißen Göttin zu singen, doch ihre Stimme versagte. Draußen begann es zu regnen.
    Brunhild wußte nicht, wie lange sie so eng an die Wand gelehnt mit angezogenen Knien dagesessen hatte, als eine seltsam weiche Melodie plötzlich durch den Raum zog. Sie wirkte zwischen dem prasselnden Regen und den harten Donnerschlägen, die immer noch vom Himmel herabschlugen, wie ein unwirklich filigranes Gespinst. Brunhild horchte auf. Die leisen, hellen Töne, die sich in klingendem Spiel aneinanderreihten, kamen näher. Raban, dachte sie hoffnungsvoll, er spielt auf seiner Flöte.
    Aber dann verklang die Musik so unerwartet, wie sie gekommen war. Enttäuscht ließ Brunhild den Kopf auf die Knie sinken. Es war unsinnig zu hoffen, daß Raban zurückkehrte.
    »Fürchtet Ihr Euch noch immer vor Gewitter, Gefährtin?«
    Brunhild hob den Kopf. Sie sah Raban vor sich stehen, der mit einer eleganten Bewegung seine Flöte wieder in die Tasche gleiten ließ. Sein Haar tropfte vom Regen wie zuvor, als er aus

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