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Nibelungen 07 - Das Zauberband

Nibelungen 07 - Das Zauberband

Titel: Nibelungen 07 - Das Zauberband Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Held
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verursacht haben könnte. Dann hörte sie tief in ihrem Inneren ein dunkles Lachen, daß ihr Schauer über den Rücken liefen.
    »Wir müssen umkehren«, flüsterte sie, aber der Wind trug ihre Worte davon. »Raban, laßt mich hier!«
    Das mächtige Pferd unter ihr fiel in einen scharfen Galopp. Erschöpft schloß Brunhild die Augen.

6. KAPITEL
    ier seid Ihr in Sicherheit«, sagte Raban leise und hielt Bortino an. Brunhild hob den Kopf. Der Regen hatte schon eine ganze Weile aufgehört. In der Ferne war zwar noch immer das dunkle Grollen des Donners zu vernehmen, doch in dem Wald ringsum klang es nicht mehr bedrohlich. Zögernd schaute sie sich um. Sie waren an einer kleinen Lichtung angelangt, die in einiger Entfernung des Zaubergartens lag.
    »Kommt, wir werden hier rasten, bis die Sonne aufgeht.« Raban hob sie vom Pferd und stellte sie sanft auf die Füße. Brunhild fror; ihre Glieder schmerzten immer noch vor Kälte und Erschöpfung. Doch sie genoß es, statt des steinernen Bodens wieder weiche Erde unter ihren Füßen zu spüren. Vielleicht war es doch nicht so falsch gewesen, den Zaubergarten zu verlassen.
    Sie sah zu, wie der Mann unweit von ihr niederkniete, um ein kleines Feuer zu entfachen. »Gleich wird Euch wärmer sein«, sagte er und blickte sie freundlich an.
    Brunhild nickte und ließ sich ebenfalls nahe der Feuerstelle nieder. Sie betrachtete Rabans schmale Hand, die geschickt ein paar dürre Zweige aufstapelte und mit einem Feuerstein Funken schlug, bis schließlich die ersten Flämmchen gierig an den Hölzern leckten. Rasch legte er noch einige Äste nach, die er in der näheren Umgebung fand. Größer und größer wurden die orangeroten Flammen, so daß Brunhild bald ihre Hände in der Luft darüberschweben ließ, um sich daran zu wärmen.
    »Habt Dank!« sagte sie leise und schaute den Mann an, der sich neben ihr ausstreckte.
    »Ich wußte nicht, daß Ihr Euch immer noch vor Gewitter fürchtet, Kriegerin«, begann er das Gespräch. »Mir scheint, Ihr habt Euch nicht viel geändert!«
    Brunhild betrachtete Raban. Offensichtlich spielte er damit auf die Nacht an, die sie als Kinder gemeinsam in einer Höhle verbracht hatten. Pyros war damals bei einem Unwetter in den Zaubergarten eingedrungen, und ein Blitz hatte schließlich den Tempel der weißen Göttin zerstört. Brunhild erinnerte sich gut an diese Nacht. Seither hatte es nie wieder ein Gewitter im heiligen Hain der Göttin gegeben. Solche Unwetter waren nur dann möglich, wenn das Zauberband, daß die Priesterinnen mit ihren Liedern um den Garten woben, zerrissen war.
    Brunhild wandte den Blick ab und schaute in die Flammen. »Ich fürchte mich nicht«, sagte sie leise und suchte nach den Worten, mit denen sie Raban hätte erklären können, was in ihr vorgegangen war. »Ihr müßt verstehen, da war…«
    Langsam richtete er sich auf. »Schon gut«, sagte er leise. »Ihr müßt mir nichts erklären.« Eine Weile betrachtete er ihr Gesicht, als wollte er es sich für alle Ewigkeiten einprägen. »Ihr seid schön geworden, Gefährtin der Nacht«, bemerkte er, während er ihr eine feuchte Haarsträhne aus der Stirn strich. Dann berührte er mit den Fingerspitzen sanft ihre Wangen, glitt hinab zu ihrem Hals und hielt am dünnen Stoff ihres Leinenhemdes inne.
    »Das Zeug ist immer noch feucht. Kommt, ich helfe Euch, es auszuziehen.«
    Er zog die Schleifenbänder an ihrem Hemd auf. »Wir müssen es über dem Feuer trocknen, sonst holt Ihr Euch noch den Tod«, sagte er.
    Brunhild schaute ihn an, während seine Hände sanft an ihr hinunterglitten. Der Kuß im Tempel fiel ihr wieder ein, und sie wünschte sich einen Herzschlag lang, seine Lippen würden sie noch einmal so zart berühren.
    »Das Fell, Ihr habt es nicht mehr?«
    Brunhild schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte sie. »Es flog mit dem Wind davon!« Einen Augenblick lang wollte sie ihn fragen, warum er ihr nichts von der Wölfin gesagt hatte, aber dann ließ sie es bleiben.
    »Gut, daß Ihr es nicht mehr bei Euch tragt.« Raban öffnete die silberne Schnalle und ließ den Gürtel auf den Waldboden fallen.
    Brunhild schaute auf. »Das Schwert!« sagte sie und fluchte leise. »Ich muß zurück.« Schon wollte sie aufstehen, doch Raban hielt sie fest. »Ich habe das Schwert, das der fremde Reiter mir geschenkt hat, im Tempel vergessen«, fuhr Brunhild fort. »Ich hatte es abgelegt, weil das Tragen von Waffen im Haus der Göttin nicht erlaubt ist.« Sie sprang auf.
    »Wartet!« Raban blickte

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