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Nibelungen 07 - Das Zauberband

Nibelungen 07 - Das Zauberband

Titel: Nibelungen 07 - Das Zauberband Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Held
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Kopf. Immer noch lag ein seltsames Flimmern vor seinen Augen, dennoch erkannte er deutlich die fremde Frau in seinem Zelt, die neben Mirka saß und der Hohenpriesterin über den Kopf streichelte.
    »Seid vorsichtig, ich bin nicht sicher, daß Ihr wirklich schon ganz gesund seid!« Mit fließenden Bewegungen erhob sich die Fremde und kam zu ihm herüber. Ihr langes Haar war ehemals sehr dunkel gewesen, doch jetzt wurde es von silbernen Fäden durchzogen.
    »Ich bin Antana, die Heilerin, seid unbesorgt, ich werde Euch nichts tun!« sagte sie und kniete sich neben ihn. Sie hatte sehr helle Augen, die ihn freundlich anblickten.
    Norwin berührte vorsichtig seine Stirn. »Mein Name ist Norwin«, sagte er und stöhnte leise. Alle Glieder seines Körpers schienen zu schmerzen. Er schloß die Augen, doch sogleich stiegen dunkle Bilder in ihm auf. Unvorstellbare Grausamkeiten sah er vor sich, die er für immer hatte vergessen wollen. Überall um ihn waren Kälte, Blut und Tod.
    Er öffnete die Augen wieder und schaute sich um.
    »Arma?« fragte er mit einem letzten Hoffnungsschimmer, daß er diese Scheußlichkeiten nur geträumt hatte. Suchend glitt sein Blick durch das Zelt.
    »Arma? Kennt Ihr die Kriegerin?« Fragend schaute die Heilerin ihn an.
    Norwin nickte und setzte sich aufrecht hin.
    »Wartet, nicht so schnell!« Antana legte ihm stützend eine Hand in den Nacken. »Jemand muß Euch ziemlich lange unter einem schweren Zauberbann gefangengehalten haben. Als ich kam, sah es aus, als ob Ihr schlafen würdet, doch Ihr müßt unzählige Tage nicht mehr wirklich richtig geschlafen haben, so wie Eure Augen ausschauen. Ihr wart in einer Art Zwischenzustand, man verwendet ihn bei Zaubern, mit denen man sich das Gemüt eines anderen gefügig macht. Es hat ziemliche Mühe und weit mehr als die Hälfte der Nacht gekostet, Euch von diesem Bann zu lösen, sonst wäret Ihr wahrscheinlich nicht mehr aufgewacht.« Sie reichte ihm eine kleine Kristallflasche mit einer übelriechenden Flüssigkeit. »Hier, trinkt dies, es wird Euch stärken!«
    Norwin hielt einen Augenblick lang inne, dann nahm er das Fläschchen entgegen und trank es aus.
    »Mit diesem vorgetäuschten Schlaf wollte Euch gewiß niemand etwas Gutes, Herr«, sagte Antana. »Euer Herz hätte einfach irgendwann aufgehört zu schlagen!«
    »Ich weiß«, erwiderte Norwin und schüttelte sich. Das Zeug, das sie ihm zu trinken gegeben hatte, schmeckte scheußlich. »Vielleicht wäre es besser gewesen, mein Herz hätte aufgehört zu schlagen!«
    »Was redet Ihr da für einen Unsinn! Die Göttin bestimmt, wann wir gehen müssen, nicht uns ist es in die Hände gelegt.«
    »Ihr wißt doch überhaupt nicht, was geschehen ist.« Norwin rieb sich über die Augen. Sie brannten nicht mehr.
    »Es wird der Tag kommen, an dem alles seinen Sinn ergibt«, entgegnete die Heilerin und berührte seinen Arm.
    »Gar nichts wird einen Sinn ergeben! Denn ich bin ein Mörder, ich habe eine Frau getötet, die ich liebte! An mir klebt mehr Blut, als Ihr Euch vorstellen könnt, ich habe zugelassen, daß viele Unschuldige starben! Ich…« Irritiert hielt er inne und blickte auf Antanas lächelndes Gesicht. »Was freut Euch daran?«
    »Versteht mich nicht falsch, Herr, es ist möglich, daß Ihr Euch dessen schuldig fühlt, aber was heißt das schon? Es war der Wille der Göttin, daß es geschah. Könnt Ihr mir ansehen, was ich in meinem Leben getan habe?« fragte sie.
    »Nein, aber…« Norwin zögerte. »Aber es ist doch ein Unterschied, welcher Göttin man dient, ob der weißen oder der…«
    »Vielleicht gibt es nur eine einzige Göttin, eine mit zwei Gesichtern.«
    »Glaubt Ihr das wirklich?«
    Die Heilerin lächelte. »Manchmal. Aber wenn es Euch hilft, dann laßt Euch sagen, daß Ihr wohl die meisten Eurer Schandtaten unter dem Einfluß dieses Zauberbannes getan habt!«
    »Glaubt Ihr, der Tod einer Geliebten ließe sich damit so einfach entschuldigen?« fuhr der Krieger sie an und stand auf.
    »Nein, entschuldigen läßt sich so etwas gewiß nicht, aber ertragen.« Auch Antana stand auf. »Ihr spracht eben von Arma. Wo ist sie?«
    Norwin ging drei Schritte bis zu der alten Frau, über die irgend jemand eine Decke geworfen hatte. »Hier!«
    »Nein, ich spreche von der Kriegerin Arma, nicht von einem alten Weib!«
    »Seht sie Euch genauer an!« sagte Norwin leise und wandte den Kopf.
    Die Heilerin hob die Decke, unter der die alte Frau lag.
    Nach einer Weile trat sie neben den Krieger. »Wenn Ihr

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