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Nibelungen 07 - Das Zauberband

Nibelungen 07 - Das Zauberband

Titel: Nibelungen 07 - Das Zauberband Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Held
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Pyros hatte sie gebeten, ihn mitzunehmen. Er würde seine Gründe haben, wenn er nun verschwand.
    Ihr gegenüber rauschte der Wasserfall über die schwarzen Steine, doch der Klang hatte sich verändert. Das Rauschen war nicht länger ein sprudelnder Gruß an die Lebendigkeit der Göttin, sondern eher eine unheimliche Totenklage.
    Die Heilerin schüttelte traurig den Kopf. Der frühlingshafte Zauber dieses Ortes war zerstört, der Garten schien nun der Finsternis geweiht zu sein. Grau und schwer legte sich die Kälte und die Zerstörung allmählich auf ihr Gemüt. Antana fragte sich, was aus dem Land und den Menschen werden würde, wenn nicht einmal die alte Ramee die schwarze Priesterin hatte aufhalten können. Sie betrachtete die Steinfiguren, die sich rings um den See in einem erstarrten Gefecht gegenüberstanden. Verbissenheit und Haß lag in den Gesichtern der Männer; auch die Priesterinnen hatten den friedlichen Glanz verloren, der sonst in ihnen strahlte. So etwas hatte es im Zaubergarten der weißen Göttin niemals zuvor gegeben, dessen war die Heilerin sich sicher.
    Antana schaute auf die Hohepriesterin, die immer noch ohnmächtig unweit des Ufers lag. Hoffentlich würde Mirka, wenn sie erwachte, den Anblick des versteinerten Gartens ertragen können. In ihrem verletzten Zustand konnte ein solcher Schock die Heilung stark gefährden und die Kräfte des göttlichen Wassers zerstören. Antana wandte sich um und ging zu Mirka zurück. Besser, sie wachte bei ihr.
    Auf dem Rücken der Hohenpriesterin lagen weiße Tücher, die Antana in dem heiligen Wasser getränkt hatte. Jetzt konnte sie nur noch abwarten.
    Die abendliche Dämmerung legte sich bereits wieder über den Garten, als Mirka endlich den Kopf hob und sie anschaute.
    »Antana? Ihr?« fragte sie erstaunt.
    Die Heilerin nickte. »Ja, Mirka.«
    Suchend schaute die Hohepriesterin sich um. Antana hielt sie fest. »Langsam, Herrin, Ihr seid sehr schwer verletzt, Ihr solltet noch eine Weile ruhen!«
    »Verletzt?« Mühsam richtete sie sich auf. »Ja, der Hinterhalt…. als wir die Eskorte für Brunhild begrüßen wollten. Ich erinnere mich!« Ihr Blick glitt an Antana vorbei. »Heilerin, wo sind wir? Ich höre den Wasserfall, doch das ist nicht der Zaubergarten. Wo ist Arma?«
    Antana blickte auf die düsteren Schatten des heiligen Haines. »Wir sind am Wasserfall«, sagte sie leise und legte ihre Hand auf Mirkas Schultern.
    »Seid unbesorgt, hier seid Ihr erst einmal in Sicherheit!«
    »Was redet Ihr von Sicherheit? Wo ist Arma?« Die Hohepriesterin hatte sich aufgesetzt und schaute ihr geradewegs in die Augen.
    »Arma hat es nicht geschafft, Inmee hat sie getötet. Ich konnte nichts mehr für sie tun!«
    Antana sah, wie die Priesterin schluckte.
    »Arma ist tot?«
    Die Heilerin nickte. Sie wußte, daß die blonde Kriegerin schon seit langer Zeit hier am Wasserfall gelebt hatte und daß Mirka ihr sehr nahestand.
    »Das heilige Feuer hat sie zur Göttin gebracht!«
    »Habt Ihr es entfacht?«
    »Ja, es war alles, was ich noch tun konnte!«
    Mirka nickte. »Wo ist Brunhild? Ich muß mich um sie kümmern.« Sie wandte sich um. »Wo sind die anderen? Wieso sind wir nicht im Tempel? Wo ist die alte Ramee?«
    »Langsam, Herrin«, sagte Antana. »Ihr seid verwundet!«
    »Es ist kalt hier«, sagte Mirka und stand mühsam auf. Antana sah, daß die Priesterin noch Schmerzen hatte, doch sie ließ sich nicht aufhalten. Mirka schaute sich um und ging dann taumelnd zum Ufer des heiligen Sees. Zum ersten Mal schien sie wirklich die Veränderung zu sehen. Antana folgte ihr in einigem Abstand.
    »Was ist hier geschehen? Erzähle es mir!«
    »Inmee hat Brunhilds Eskorte aus den Feuerbergen dazu gebracht, mit ihr den Wasserfall anzugreifen.«
    »Inmee? Ihr scherzt, Heilerin.« Mirka kniete sich nieder und ließ die Hände in den See gleiten.
    »Ich wünschte, es wäre ein Scherz, Hohepriesterin!«
    »Das Mädchen war vor vielen Jahren in der Flammenburg Opfer eines Überfalls«, sagte Mirka und tauchte mit den Armen tief ins Wasser. »Seither ist ihr Geist davon besessen, selbst Hüterin des Feuers zu werden, aber sie hat niemals wirklich die Kraft, die alte Ramee und die Gemeinschaft der Priesterinnen zu besiegen. Selbst dann nicht, wenn ich nicht hier bin! Sie mag ein paar der alten Lieder können, aber das reicht nicht aus, alles zu zerstören!«
    Das Wasser schien Mirka neue Kraft zu geben. Ihre Stimme klang wieder voll und stark. Antana sah, wie die Hohepriesterin für den

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