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Nibelungen 08 - Der Ketzerfürst

Titel: Nibelungen 08 - Der Ketzerfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Reihe traten in ihre Lücken. Die Reiter rissen ihre Pfe r de herum und drehten ab. Dabei schwenkten sie ihre großen Rundschilde, so daß ihre Rücken gedeckt waren.
    »Jetzt! Gebt es ihnen.« Die Rebellen warfen Speere. Volker sah, wie sein Geschoß vom Rand eines Schildes abprallte. Ein paar Pferde wurden verwundet und strauchelten. Ein bärtiger Kerl stürmte vor, um einen Reiter niederzustechen, dessen Be i ne unter dem Leib seines Rappen eingeklemmt waren.
    »Zurück ins Glied, du Narr!« brüllte der Spielmann. »Sie wa r ten nur darauf, daß unsere Schlachtreihe aufbricht. Alles zehn Schritt zurück. Und haltet die Formation!«
    Weiter unten am Hang wendeten die Reiter ihre Pferde. Die Franken hatten nur fünf Krieger verloren. Ihre Schilde und Rü s tungen gaben ihnen guten Schutz. Die Verluste auf seiner Seite waren deutlich höher. Trotz der reichen Beute aus dem Überfall am Totenmaar besaß nur jeder zweite seiner Männer einen Helm, und Kettenhemden gab es so gut wie gar nicht.
    »Achtung!« gellte Rothers Stimme. »Sie kommen zurück!«
    Wieder surrten die Speere durch die Luft. Volker biß die Zä h ne zusammen und duckte sich hinter seinen Schild. Dann war es vorbei. Ängstlich blickte er die Reihe seiner Männer entlang. Auch diesmal hatten sie dem Angriff standgehalten. Hinter ihnen ertönten Schreie. Hektisch blickte der Spielmann über die Schulter. Irgend etwas geschah am Waldrand. Der Eber und seine Schützen kamen den Hang hinunter gelaufen. Sie wurden beschossen. Schatten huschten zwischen den Bäumen. Dann tauchte ein Krieger in einem Wolfsfell am Waldrand auf. Die Sachsen! Jetzt war alles verloren. Wenn die Männer … Inmitten der Schlachtreihe ertönte Lautenklang.
    »Mein Panzer ist nicht schimmernde Wehr,
    mich schützt mein mutiges Herz.
    Und stürmt der Feind auch tausend Mal,
    ich werde nimmer weichen,
    denn ich weiß, mein Mut ist der Freiheit Schild,
    und würde er jemals brechen,
    so erhöbe sich der Stier aus blutiger Grube
    und ewig würde meine Knechtschaft sein,
    denn mein Stolz wäre der Preis für mein Leben.«
    Kristallklar klang die Stimme der Bardin über den Schlachte n lärm, und so, als läge ein Zauber in ihren Worten, faßten die Männer noch einmal Mut.
    »Bildet einen Kreis! Nehmt die Maultiere in die Mitte. Sie werden an unseren Reihen zerbrechen wie die Welle am Fe l sen«, feuerte Rother seine Krieger an.
    Zweimal noch griffen die Reiter an, dann waren ihre Köcher mit den Wurfspeeren leer. Solange der Schildwall nicht ze r brach, war Ricchars Kavallerie machtlos. Auch die Sachsen w a ren nicht genug, um einen offenen Angriff wagen zu können. Die Kräfte der Freischärler reichten jedoch auch nicht aus, um Icorigium zurückerobern zu können. So verharrten sie, hundert Schritt vom Waldrand entfernt an der Hügelflanke. Mehr als eine Stunde belauerten sie einander. Als der Schneefall dichter wurde, zogen sich die Reiter in die Stadt zurück. Die sächs i schen Plünderer waren irgendwo im Dickicht verschwunden, doch Volker war sich sicher, daß sie nur darauf warteten, wi e der loszuschlagen.
    »Was sollen wir tun?« Golo war an seine Seite getreten. Der junge Ritter war blaß und erschöpft. »Hier können wir nicht bleiben.«
    Der Spielmann nickte. »Es gibt einen Ort! Die anderen Städte sind vielleicht auch schon verloren, die Dörfer und Gutshöfe nicht zu verteidigen, aber … «

    »Sie ziehen sich zurück!«
    Erschöpft ließ Golo seinen Schild vom Arm gleiten und ging in die Knie. Hätten sie das Bergdorf nicht vor Augen, er würde einfach hier im Schnee liegen bleiben. Nie zuvor in seinem L e ben war er so erschöpft gewesen. Immer wieder hatten die Sachsen während des Marsches angegriffen. Meist hatten sie nur ein paar Pfeile aus dem Hinterhalt abgeschossen und waren dann wieder in den Wäldern verschwunden. Zweimal jedoch hatten sie ihr Nachtlager angegriffen, und jetzt, als das rettende Festungsdorf schon in Sichtweite war, hatten sie noch einmal einen letzten Angriff unternommen.
    »Alles in Ordnung?« Der Spielmann stand neben ihm und legte ihm die Hand auf die Schulter.
    In Ordnung, dachte Golo bitter. Wie konnte er so etwas fr a gen? Sie waren durch die Hölle gegangen. Von den sechshu n dert Mann, mit denen sie aufgebrochen waren, würden nicht einmal hundertfünfzig das Dorf des Ebers erreichen. Er blickte in die Gesichter der Toten ringsherum im Schnee. Die rettenden Wälle vor Augen waren sie gestorben. Aber für sie hatten die Leiden

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