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Nibelungen 08 - Der Ketzerfürst

Titel: Nibelungen 08 - Der Ketzerfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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wenigstens ein Ende. Genauso wie für die Deserteure, die sie auf dem Weg ins Bergdorf gefunden hatten. Dreißig Mann, die vor zwei Nächten geflohen waren und direkt in e i nen Hinterhalt der Sachsen gelaufen sein mußten.
    Golo hatte versucht, mit Volker darüber zu reden, die Rebell i on aufzugeben, doch der Spielmann stand völlig unter dem Einfluß Belliesas. Wenn man ihn darauf ansprach, nach Treveris zu fliehen, redete er nur von Schicksal.
    Der junge Ritter blickte zu den Befestigungsanlagen des Do r fes hinauf. Wie lange Ricchar wohl brauchen würde, bis er mit einer ganzen Armee vor den Wällen stand?
    Wenigstens hatten sie kaum Maultiere verloren. Die Vorräte im Dorf würden lange reichen. Müde erhob sich Golo aus dem Schnee. Volker war weitergeeilt und sprach mit Verwundeten und Erschöpften. Je verzweifelter die Lage wurde, desto verbi s sener kämpfte der Spielmann gegen das Unausweichliche an. Seine Kraft schien niemals zu versiegen.
    Golo mußte an Mechthild denken. Als der Kampf begann, war sie noch ganz in seiner Nähe gewesen. Ängstlich glitt sein Blick erneut über die Gesichter der Toten. Dann rief er laut i h ren Namen. In der Schlacht vor Icorigium hatte sie sich eine böse Schramme eingefangen. Sie konnte kaum noch ihren Schild halten. Wenn sie einer der Sachsen gestellt hatte!
    »Mechthild!«
    »Hier.« Sie stand bei einer Gruppe von Kriegern und stützte sich schwer auf ihren Rundschild. Sie hatte einen roten Vogel auf weißem Grund als ihr Zeichen gewählt. Das Mädchen l ä chelte erschöpft. »Du führst dich ja auf, als seiest du meine Amme.« Die Krieger um Mechthild lachten.
    Golo hätte sie am liebsten in die Arme geschlossen. Zum er s ten Mal seit ihrem Streit in Treveris hatte sie ihm wieder ein Lächeln geschenkt.

18. KAPITEL

    ir können nicht mehr länger warten. Sie bra u chen höchstens noch zwei Tage, um fertig zu werden.«
    Volker lehnte an einer der rauhen Wände und beobachtete die Männer, die sich im Turm des Ebers versammelt hatten. Belliesa hatte zu ihnen gespr o chen, und die meisten der Krieger nickten zustimmend. Seit der Schlacht vor Icorigium war sie im Kriegsrat. Mit ihren Liedern hatte sie den Verzagten ihren Mut zurückgegeben, und jeder der Männer hatte sie dort auch kämpfen sehen. So wie die Mo r rigan, die heidnische Fürstin aus den Sümpfen Aquitaniens, so wurde auch Belliesa von den Kriegern als ihresgleichen akze p tiert.
    »Und was schlägst du vor?« fragte Rother. Der burgundische Ritter gehörte zu den wenigen, die sich mit der Rolle der Bardin nicht abfinden mochten. In allen Treffen des Kriegsrates hatte er bisher gegen sie gesprochen, wobei Volker manchmal den Eindruck hatte, daß es dem Ritter gar nicht um die Sache ging, sondern allein darum, Belliesa zu widersprechen.
    Der Spielmann schmunzelte. So hatte schon manche Liebesg e schichte angefangen. Doch dafür würde ihnen wohl nicht mehr die Zeit bleiben. Ricchar hatte sie wieder einmal überrascht. Nur drei Tage nachdem sie das Festungsdorf erreicht hatten, erschien er mit einer Armee aus fast achthundert Kriegern vor dem Hügel. Die fränkischen Soldaten hatten alle Wege zum Dorf abgeriegelt und schon am ersten Tag mit Vorbereitungen zum Bau von Belagerungsmaschinen begonnen.
    »Was hast du vor? Willst du hinuntergehen und sie mit einem kecken Augenaufschlag fragen, ob sie dir ein paar Fackeln le i hen, um die Katapulte in Brand zu setzen«, höhnte Rother. »Sie sind mehr als viermal so viele wie wir. Wenn wir uns hinter den Wällen hervorwagen, sind wir erledigt.«
    »Wenn wir hier oben sitzen bleiben, sind wir das auch«, en t gegnete die Bardin ruhig. »Mag es sein, daß Ihr Angst vor e i nem Kampf habt, Herr Ritter«, fügte sie spitz hinzu.
    Der Eber lachte lauthals. »Sei nicht so streng mit ihm. Er ist doch nur ein Ritter. Bisher war er es gewohnt, daß man sich aus einem Kampf mit einem Lösegeld freikaufen kann. Jede Nacht, wenn er daran denkt, daß hier nicht mehr die netten Regeln wie sonst unter den Adeligen gelten, scheißt er sich vor Angst ins Kettenhemd.«
    Rothers Hand fuhr zu dem Dolch an seinem Gürtel. »Das wirst du mir büßen, dreckiger Halsabschneider.«
    »Genug!« Volker trat in die Mitte der Turmkammer. »Wenn einer von euch seinen Mut kühlen muß, gibt es draußen ein ganzes Heer von Franken. Daß ihr euch untereinander an die Kehle geht, werde ich nicht dulden! Belliesa, Eber, ihr beide werdet mit mir zusammen den Angriff anführen. Was dich a n geht,

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