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Nibelungen 08 - Der Ketzerfürst

Titel: Nibelungen 08 - Der Ketzerfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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unheimlich.
    »Entschuldigt, wenn ich Euch frage, Leo, doch woher kommt Ihr? Mir hat niemand gesagt, daß wir in dieser Nacht noch Ve r stärkungen erwarten.« Dem jungen Krieger stand das Mißtra u en förmlich ins Gesicht geschrieben.
    »Nun, da ich mich zum Morgengrauen bei unserem Feldhe r ren melden soll, wäre ich dir sehr verbunden, wenn du mir e r klären könntest, wie ich das bewerkstelligen soll, wenn du mich nicht ins Lager läßt. Meine Männer sind die ganze Nacht hi n durch marschiert, und du machst dir keine Freunde, wenn du sie hier in der Kälte warten läßt.«
    »Aber in der Offiziersbesprechung hat niemand … « Volker bemerkte, wie sich seitlich des Lagertors einige Schatten bewe g ten. Ganz offensichtlich war der Krieger nicht allein. Er mußte nun schnell handeln, bevor das Geschehen am Tor zu viel Au f sehen erregte.
    »Schön«, unterbrach der Spielmann den Franken barsch. »Da du mich nicht hereinlassen willst, werde ich also die Order u n seres Feldherren ignorieren und mit meinen Männern hier wa r ten. Falls Fürst Ricchar mich nach den Gründen fragt, wie heißt du auch gleich?«
    »Gerwech, vom zweiten Horn der Tauren aus Castra Bonna«, erwiderte der Offizier und nahm Habachtstellung ein. »Ich bin sicher, daß es nicht nötig sein wird, meinen Namen zu erwä h nen. Offensichtlich hat es einen Irrtum bei den Befehlen geg e ben.«
    »Offensichtlich«, brummte der Spielmann. »Wo finde ich die Katapulte. Ich hatte Anweisung, dort mein Lager aufzuschl a gen, weil meine Männer erfahren im Umgang mit Geschützen sind.«
    »Am östlichen Ende des Lagers, Leo. Direkt am Fuß des H ü gels!«
    »Gut. Ich werde deinen Namen wieder vergessen, Gerwech. Dein Mißtrauen zeichnet dich als einen guten Offizier aus. Wenn dir falsche Befehle übermittelt wurden, ist das nicht de i ne Schuld.«
    »Danke, Herr.«
    Volker wandte sich um und gab seinen Männern einen Wink. »Vorwärts!« An der Spitze der Kolonne marschierte er durch das Tor.
    Das Feldlager der Franken war so symmetrisch wie eine röm i sche Stadt aufgebaut. Es gab vier Tore und zwei Hauptstraßen, die einander kreuzten, und in der Mitte des Lagers standen die Zelte des Feldherren und seiner höchsten Offiziere. Vor einem langen Zelt war eine ganze Reihe von Standarten aufgestellt. In seinem Inneren glomm der rote Schein von Kohlenbecken. Das mußte das Quartier von Ricchar sein. Für einige Herzschläge überlegte Volker, ob er nicht einfach in die Mitte des Feldlagers marschieren sollte, das Fürstenzelt niederreißen und Ricchar ermorden. Damit wäre der Krieg zu Ende. Doch was war, wenn der Fürst nicht schlief. Er wußte, daß in dieser Nacht keine Ve r stärkung mehr ankommen sollte. Vielleicht war Ricchar auch in einem der anderen Offizierszelte. Der Spielmann schüttelte den Kopf. Das Risiko war zu groß. Er sollte sich besser auf seinen ursprünglichen Plan besinnen. Wenn es ihnen nicht gelang, die Katapulte zu zerstören, dann war die Zerstörung des Bergdo r fes schon so gut wie besiegelt.
    »Abteilung links schwenkt!« Volker wies auf eine Gasse zw i schen zwei Zeltreihen. Es war besser , dem Praetorium mit den Offizierszelten nicht zu nahe zu kommen. Man würde noch früh genug auf sie aufmerksam werden. Spätestens wenn die Katapulte in Flammen aufgingen. Um sicherzustellen, daß das Holz gut brennen würde, hatte er seine Männer zwei Fäßchen mit Lampenöl mitbringen lassen. Bis jetzt ging alles gut. G e fährlich würde es erst, wenn sie versuchten, den Hang hinau f zukommen und ihnen die halbe fränkische Armee dabei im Nacken saß.

    Die Flammen fraßen hinter ihm die Nacht. Keuchend rannte Golo den Hügel zum Dorf hinauf. Neben ihm hechelten seine Kameraden. Von den brennenden Katapulten her ertönte das Geschrei der Franken. Deutlich konnte Golo die Stimme eines Offiziers hören, der seine Truppen zum Gegenangriff samme l te. Verfluchter Krieg! Wäre er nur in Treveris geblieben! Volker war irgendwo zwischen den huschenden Schatten. Wenn ihn, Golo, jetzt ein Pfeil traf, dann würde es der Spielmann gar nicht bemerken. Jeder starb für sich allein.
    Der junge Ritter keuchte. Es war besser, in dieser Lage nicht an den Tod zu denken. Vielleicht würde der Sensenmann sonst noch auf ihn aufmerksam. Hoffentlich sahen die Bogenschü t zen, wohin sie schossen. Wie besprochen, waren die meisten Männer des Ebers auf dem Wall zurückgeblieben, um ihnen Deckung zu geben. Salve auf Salve schossen sie in die Finste r nis.

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