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Nibelungen 08 - Der Ketzerfürst

Titel: Nibelungen 08 - Der Ketzerfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Rother, du bleibst zurück. Wir brauchen einen erfahrenen Krieger hier oben, falls uns der Rückweg abgeschnitten wird.«
    Der Ritter ballte die Fäuste. Schließlich nickte er. »Wie Ihr b e fehlt, Auserwählter !«
    Volker warf ihm einen wütenden Blick zu. Der Spielmann haßte es, wenn man ihn mit dem Titel anredete, den die Bardin erfunden hatte. Rother wußte das genau.
    »Wir werden zwei Stunden vor Morgengrauen angreifen. Das ist die Zeit, in der die Wachen am unaufmerksamsten sind. Hundert Krieger will ich für den Ausfall haben. Wählt die be s ten unter euren Männern aus und sorgt dafür, daß sie reichlich Fackeln mit sich führen. Es sollen auch zwei Dutzend Männer mit Äxten bewaffnet sein; für den Fall, daß das Holz nicht brennt, werden wir die Katapulte zerschlagen.« Volker blickte in die Runde. »Gibt es noch Fragen?«
    Der Eber räusperte sich. »Wo wollen wir die Hügelflanke hi n ab?«
    »Warum ist das von Belang? Wir klettern die Palisade hinab und nehmen den kürzesten Weg.«
    »Ich fürchte, dann haben wir ein Problem.«
    Der Spielmann sah den Gesetzlosen fragend an. »Was soll das heißen?«
    »Es gibt ringsherum an der Hügelflanke Fallgruben mit ang e spitzten Eichenpflöcken. Wer den Weg zum Dorf verläßt, ist in Lebensgefahr. Ich wollte warten, bis die Franken den ersten Angriff machen, dann hätte ich es euch gesagt. Ich … «
    Volker erinnerte sich an den Herbsttag, an dem er zum ersten Mal in das Dorf kam. Damals war ihm aufgefallen, daß die Weiden auf dem Hügel seltsam ungleichmäßig abgefressen w a ren, so als hindere man das Vieh daran, an bestimmten Stellen zu grasen. Er sah zum Eber hinüber. »Gibt es sonst noch etwas, was wir wissen sollten?«
    Der Gesetzlose schüttelte den Kopf. »Nein. Wenn meine Männer die Führung übernehmen, dann besteht keine Gefahr. Die anderen müssen nur genau in der Spur laufen, die sie im Schnee hinterlassen.«
    Volker blickte in die Runde. »Sagt das euren Kriegern. Wenn wir uns nicht über die Hügelflanke auffächern können, wird der Rückzug vielleicht ein Problem. Eber, du bleibst mit deinen besten Bogenschützen auf den Wällen. Wenn wir zurückko m men, werden uns sicher die Franken an den Fersen hängen. Sorge dafür, das sie den gebührenden Abstand halten.«
    Der Gesetzlose grinste breit. »Es wird mir ein Vergnügen sein.«
    »Schön. Was das Eindringen in das Lager der Franken angeht, habe ich eine Idee. Mit ein wenig Glück werden wir sie übe r rumpeln und ohne Verluste bis zu den Katapulten gelangen. Wir werden folgendes tun … «

    Volker rieb sich das Kinn. Er hatte den Riemen des Offizier s helms zu straff gespannt. Um sich dem Lager der Franken nicht aus Richtung des Bergdorfes zu nähern, hatte er mit seinen Männern einen weiten Umweg gemacht. Die hundert Mann, die für den Überfall ausgewählt worden waren, hatten allesamt fränkische Ausrüstung erhalten, die beim Gefecht am Tote n maar erbeutet worden war.
    Volker trug als Zeichen seiner Offizierswürde einen goldve r zierten Spangenhelm mit einem prächtigen weißen Pferd e schweif. Der Wind wehte ihm das lange Roßhaar ins Gesicht. Er fluchte.
    Sie waren fast am Tor des Frankenlagers angelangt. Ricchar hatte die Stellung seiner Truppen mit einem niedrigen Wall umgeben, der zusätzlich mit angespitzten Baumstämmen ges i chert war.
    Plötzlich stand wie aus dem Nichts ein Krieger vor dem Spielmann. Es war junger Mann mit rotem Gesicht, den seine reich geschmückten Waffen als einen Adligen auswiesen. »Wer seid ihr?«
    Volker schätzte, daß der Wachoffizier in der Hierarchie unter ihm stehen mußte. Doch um seinen Rang noch zu unterstre i chen, spielte er mit dem erbeuteten Löwenring, den er am Fi n ger trug. Belliesa hatte ihm erklärt, daß ihn der Ring als einen hochrangigen Geweihten des Mithraskultes ausweisen würde. »Das geht dich nichts an!« entgegnete Volker in arrogantem Tonfall.
    »Wartet, Herr«, sagte der Wachhabende nun schon etwas ve r söhnlicher. »Nimm freundlich auf die weihrauchverbrenne n den Löwen und ihr Element, das Feuer, durch welches wir Weihrauch spenden, durch welches wir auch selbst verzehrt werden.« Der Mann hob seine Linke und zeigte dem Spielmann einen Ring, der mit einem Skorpion geschmückt war. Der Bu r gunde nickte und betete stumm darum, daß sein Gegenüber auf diese rituelle Begrüßung keine entsprechende Antwort erwart e te. Daß der Krieger ihn als Flammenbringer willkommen hieß, war schon geradezu

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