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Nibelungen 08 - Der Ketzerfürst

Titel: Nibelungen 08 - Der Ketzerfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Strategie. Der Franke wollte ihn offenbar mit einem einzigen gewaltigen Hieb niederstrecken. Golo warf sich zur Seite. Die Schneide der Axt verfehlte ihn so knapp, daß er ihren Luftzug auf dem Gesicht spüren konnte. Krachend fuhr die Waffe in den Boden. Ein splitterndes Geräusch ertönte. Der Boden bebte unter seinen Füßen. Im selben Augenblick traf den Franken Volkers Dolch in die Brust.
    Golo machte einen hastigen Schritt zurück. Der Hüne fiel wie vom Blitz gerührt vornüber. Auch der Boden stürzte nach vo r ne. Golo ließ sein Schwert fallen. Verzweifelt versuchte er i r gendwo Halt zu finden. Hinter sich hörte er Volker schreien. Inmitten splitternder Bretter und Balken stürzte er in die Tiefe. Sie hatten auf einem der abgedeckten Schächte gestanden!
    Golo schrammte an der Felswand entlang. Der Aufprall pre ß te ihm die Luft aus den Lugen. Dann verschlang ihn eisiges Wasser. Das Gewicht seiner Pelze und Wollkleider zog ihn ti e fer und tiefer. Wild mit den Armen um sich schlagend versuc h te er wieder zur Wasseroberfläche zu kommen. Er riß sich den Pelzumhang von den Schultern. Etwas streifte ihn an der Stirn. Endlich schaffte er es, prustend aufzutauchen. Rings um ihn prasselten noch immer Bretter und Felsstücke in das Wasser. Es war fast völlig finster. Nur weit über ihnen, dort, wo sie eing e brochen waren, schimmerte schwaches Licht.
    Keuchend stieß Volker neben ihm durch das Wasser. »Wir müssen … hier raus! Oder die Kälte … tötet uns!« Er zeigte auf eine dunkle Stelle an der Felswand.
    Paddelnd versuchte Golo dorthin zu gelangen. Seine Kleider waren schwer wie Blei, und ihm schien es, als wollten ihn u n sichtbare Hände in die Tiefe ziehen. Volker war vor ihm ang e kommen. Er zog sich aus dem Wasser. Ein Tunnel endete neben dem Brunnenschacht. Der Ritter war am Ende seiner Kräfte. Es war vorbei. Er konnte nicht mehr kämpfen!
    »Pack das!« Volkers Stimme schien ihm unendlich weit fort. Etwas stieß grob gegen Golos Schulter. Der Spielmann hielt ihm ein zersplittertes Brett hin.
    »Halt dich fest! Ich ziehe dich heraus!«
    Mehr im Reflex als bewußt griff er nach dem Brett. Seine Fi n ger waren taub vor Kälte. Fast vermochte er sie nicht mehr zu krümmen, um sich festzuhalten. Wenn er jetzt einfach losließ, wäre er bald wieder mit Mechthild vereint. Er spürte, wie er gepackt wurde. Volker zerrte ihn aus dem Wasser. Golos Kopf sank nach hinten in den Nacken. Ein glühender Stern fiel aus der Finsternis hinab. Der Spielmann hatte ihn jetzt vollends ins Trockene gezogen. Zischend verlosch der Stern hinter ihnen im Wasser.
    Golo klapperten die Zähne. Es war so kalt! Volker preßte ihm die Hand auf den Mund. »Leise«, raunte er mit zitternder Stimme. »Sie werfen Fackeln hinab, um zu sehen, ob wir übe r lebt haben. Wir müssen tiefer in den Gang hinein.«
    Der Stollen, der vom Brunnenschacht wegführte, war so nie d rig, daß sie auf allen vieren kriechen mußten. Manchmal waren sie sogar gezwungen, auf dem Bauch zu robben, und schram m ten dabei noch mit dem Rücken an der Tunneldecke entlang. Golo wurde immer langsamer. Die Kälte drohte den Leben s funken in ihm verlöschen zu lassen. Er hatte keine Kraft mehr, dagegen anzukämpfen, und er sah auch kein Ziel, für das es sich noch zu leben lohnte.
    Als sie eine größere Höhle erreichten, blieb er einfach liegen. Volker zerrte ihm die Kleider vom Leib und sagte dabei etwas, doch der junge Ritter machte sich nicht mehr die Mühe hinz u hören. Es war so kalt. Ein Licht zerteilte die Finsternis und wurde größer. Er kroch ihm entgegen. Von dem Licht ging Wärme aus. Zitternd streckte er ihm die Hände entgegen. Ein Feuer! Sie waren gerettet!

    Volker saß nackt neben dem kleinen Feuer und rieb sich die Arme. Er war in den Stollen zurückgekrochen und hatte eine der Engstellen verstopft, damit kein verräterischer Rauch durch den Brunnenschacht aufsteigen konnte. Golo lag neben dem Feuer und schlief. Mit einem kurzen Gebet an den Herren b e dankte sich der Spielmann für ihre Rettung. Sie wären nicht mehr weit gekommen, wären sie nicht auf diese Höhle gest o ßen. Sie mußte einst eine Vorratskammer des Bergwerks gew e sen sein. In der Mitte der Höhle befand sich ein Kreis aus ru ß geschwärzten Steinen. Offenbar hatte man den Platz auch fr ü her schon genutzt, um Feuer zu machen.
    An den Wänden lag trockenes Brennholz gestapelt, und in e i nem hölzernen Kasten hatte es sogar Zunder und Reisig geg e ben. Daneben

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