Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Nibelungen 08 - Der Ketzerfürst

Titel: Nibelungen 08 - Der Ketzerfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
Vom Netzwerk:
schluckte. Doch er stellte seinem Kameraden keine Fragen. Mit langen Schritten eilte er den Gang hinunter. Hinter sich hörte er undeutlich Volkers Stimme.
    Als er die Öffnung im Felsen fast erreicht hatte, ging er in die Hocke. Vorsichtig näherte er sich dem Rand. Unter ihm reichte die Steilwand fast dreißig Schritt senkrecht in die Tiefe. Von hier aus könnten sie unmöglich angegriffen werden. Es gab a l lerdings auch tiefer im Fels Höhlungen, die offenbar zu Stollen der alten Mine gehörten.
    Suchend wanderte Golos Blick über die nahen Hügel und Wälder. Alles schien ruhig. Er wollte sich schon wieder zurüc k ziehen, als er auf eine flüchtige Bewegung im Schneefeld unte r halb der Steilklippe aufmerksam wurde. Er kniff die Augen zusammen, um im grauen Licht des wolkenverhangenen Wi n tertages besser sehen zu können. Es gab zwei dicht beieinande r liegende Flecke, wo der Schnee ein wenig gelber aussah.
    Der junge Ritter ließ sich auf dem Bauch nieder und robbte bis ganz zum Rand der Klippe. Etliche Herzschläge lang gab es nichts Verdächtiges zu sehen. Doch dann kam Bewegung in einen der Flecke. Es war ein Mann, der ganz in weiße Schafsfe l le eingehüllt war! Er wies den Felshang hinauf und schien auf einen zweiten Mann einzureden. Zwei Sachsen. Sie hatten e t was bemerkt! Der junge Ritter fluchte. Vielleicht täuschte er sich ja, doch es war besser, Volker und die anderen zu warnen. Wenn die beiden die ganze Zeit über dort unten gewesen w a ren, dann mußten sie den Schrei des Kindes gehört haben.
    »So viel Pech kann man gar nicht haben«, flüsterte Volker mit gepreßter Stimme, doch war er nicht wirklich von seinen Wo r ten überzeugt.
    Eine Stunde mochte vergangen sein, seit Golo von seinem Spähposten zurückgekehrt war. Sie hatten sich sofort auf den Weg zu jenem Stollen gemacht, der im Keller des Turms endete. Dort warteten sie, doch bislang war nichts Auffälliges gesch e hen.
    »Vielleicht haben sie den Schrei ja nicht gehört?«
    Volker bedachte Golo mit einem zweifelnden Blick. »Die Sachsen sind Ricchars Späher. Das sind Männer, die in den ri e sigen Wäldern auf der anderen Seite des Rheins leben und j a gen. Sie werden wissen, was es zu bedeuten hat, und … « Hinter den Brettern, die den Eingang zum Stollen tarnten, waren G e räusche zu hören. Schritte. Auch gedämpfte Stimmen. Einen Augenblick lang klangen sie ganz nah, dann entfernten sie sich wieder.
    Der Spielmann wollte schon aufatmen, als er plötzlich ganz deutlich eine Männerstimme hörte. »Hier muß es sein.« Es fol g ten Axtschläge und das Krachen splitternden Holzes.
    Der Spielmann gab Golo ein Zeichen, sich mit ihm ein wenig tiefer in den Tunnel zurückzuziehen.
    »Ein Gang!« hallte es dumpf von den Wänden des Stollens wieder. Das leise Tappen von Schritten folgte.
    Volker und Golo hatten hinter einer scharfen Biegung des Stollens haltgemacht. Hier würden sie ihre Verfolger auf jeden Fall überraschen können.

    Der erste Krieger, der um die Ecke kam, brachte nicht einmal einen Schrei über die Lippen. Der Spielmann tötete ihn mit e i nem Stich durch die Kehle. Mit Schrecken sah Golo das Lächeln auf den Lippen des Barden. Was war aus ihm geworden? Oder war er es, der sich so sehr verändert hatte? Golo packte den Mann und zog ihn um die Ecke, damit er seinen Kameraden nicht vor die Füße fiel.
    Den nächsten von Ricchars Soldaten trafen sie gleichzeitig. Doch jetzt hatten die anderen Franken etwas bemerkt. Alar m schreie gellten durch den Stollen. Ein riesiger Kerl mit einer zweihändig geführten Axt trat ihnen entgegen. Er ließ seine Waffe vor sich hin und her schwingen, so daß sie nicht an ihn herankamen.
    »Zurück«, zischte Volker leise. »Hinter uns wird der Gang etwas breiter. Dort kriegen wir ihn.«
    Ohne den Hünen aus den Augen zu lassen, machte Golo ein paar Schritt rückwärts. Der Franke grinste triumphierend. O f fenbar glaubte er, schon gewonnen zu haben.
    Volker versuchte einen Ausfallschritt zur Seite und führte e i nen Stich nach dem Bein des Gegners, doch der Krieger wich geschickt aus und seine Axt verfehlte den Spielmann nur um Haaresbreite. Mit einem Satz nach hinten brachte der Barde sich in Sicherheit. »Halt ihn einen Moment auf! Ich habe einen Plan.« Volker zog sich zurück.
    Der junge Ritter fluchte. Diesen Riesen aufzuhalten war so aussichtsreich, wie mit ausgebreiteten Armen eine Lawine au f fangen zu wollen. Zu allem Überfluß änderte der Bastard jetzt auch noch seine

Weitere Kostenlose Bücher