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Nibelungen 08 - Der Ketzerfürst

Titel: Nibelungen 08 - Der Ketzerfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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wiedergewinnen. Doch hüte dich vor den drei Schwestern, die das Wasser und auch das Land sind. Schwarz, weiß und rot, so ist der Tod … «
    Der Spielmann mochte den Worten nicht weiter zu folgen. Etwas Kühles berührte seinen Hals. Dann schlief er ein.

23. KAPITEL

    n der Stadt herrschte eine gedrückte Stimmung. Golo war am späten Nachmittag in Icorigium eingetroffen. Sein neues Schwert hatte er auf den Rücken g e schnallt und unter seinem Umhang verborgen. Die Wachen an den Toren kontrollierten nur sehr nac h lässig. Die Krieger waren die einzigen, die guter Dinge waren. Ricchar wollte nach den Hinrichtungen ein gr o ßes Fest feiern lassen. Es sollte Fleisch für alle Soldaten und Bürger in der Stadt geben. Hundert Stiere wollte man schlac h ten. Sie sollten dem Götzen Mithras geopfert werden.
    Die Straßen wimmelten vor Menschen. Von überall her waren sie gekommen, um dem Tod des Auserwählten und der Bardin beizuwohnen. Doch im Gegensatz zu anderen Fest- und Mark t tagen hörte man nirgends ein Lachen oder Lieder. Wenn die Menschen miteinander sprachen, taten sie es leise. Die weitaus meisten jedoch waren stumm und starrten vor sich hin.
    Golo betrat durch jenes Tor die Stadt, über das man den Kopf des Ebers auf einen Pfahl aufgespießt hatte. Er verharrte dort und spuckte aus. Zu spät hatte den Schurken sein Schicksal e r eilt. Und zu einem Helden hatte man ihn gemacht!
    Der Ritter mußte einen weiten Umweg machen, um zum Marktplatz zu gelangen. Man hatte eine der Hauptstraßen a b gesperrt und dort die Stiere zusammengetrieben, die in dem Ritual, das auf die Hinrichtung folgen würde, geopfert werden sollten. Woher Ricchar wohl all diese Tiere genommen hatte? Hundert gut genährte Stiere … Und das mitten im Winter. Der Fürst wollte den Unterworfenen seine Macht demonstrieren! Zeigen, daß für ihn, den Günstling des Götzen Mithras, nichts unmöglich war.
    Schwarz vor Menschen war der Marktplatz im Herzen der Stadt. Voller schweigender Gesichter, die Augen gefangen von den zwei hohen hölzernen Gerüsten. Jeder sollte sehen können, was jenen widerfuhr, die sich gegen den Grafen erhoben hatten. Auf dem rechten Gerüst stand ein Eichenpfahl mit Ketten i n mitten hoher Reisigbündel. Das andere aber war leer bis auf den hölzernen Richtblock, in den das Schwert des Henkers schaurige Narben geschnitten hatte. Soldaten in schimmernden Rüstungen und mit ehernen Masken auf den Gesichtern waren rings um den Richtplatz aufgezogen.
    Verloren inmitten der Menschen blickte Golo zum Himmel. Finstere Wolken zogen von Westen heran. Schwarz wie die Nacht, bereit, das blasse Licht des Winterhimmels gänzlich zu verschlingen. Der Schrei eines Stieres zerriß die laute Stille auf dem Platz, klang über Raunen und halb erstickten Flüchen. Man darf einem Unrecht niemals unwidersprochen beiwohnen. Sieg oder Niederlage sind unwesentlich … Das hatte Volker zu ihm g e sagt, als sie vor so langer Zeit zum ersten Mal in diese Stadt gekommen waren. Auch damals schon hatte auf diesem Platz ein Scheiterhaufen gestanden. Belliesa war als Zauberin ang e klagt … Golo atmete tief ein. Was wohl geschehen wäre, wenn sie nur eine Stunde später gekommen wären. Er war der A n sicht, daß sie zu Recht dort oben gestanden hatte. Sie war ihm nicht geheuer … Und ohne sie müßte Volker heute nicht den Weg zum Richtblock antreten. Damals hatte der Spielmann ihn einen schlechten Ritter gescholten. Einen, der zwar die gold e nen Sporen trug, doch der vom Geist des Rittertums unberührt geblieben war.
    Golo tastete nach dem Schwert unter seinem Umhang. Volker war zu Unrecht verurteilt. Er war ein Opfer. Verführt von der Bardin! Mit ihren Liedern hatte sie es zuletzt geschafft, daß er den spielen mußte, der er nie sein wollte. Den Auserwählten! Den Anführer des Aufstandes gegen Ricchar. Belliesas Tod kümmerte den jungen Ritter nicht. Doch wenn der Henker das Schwert aufnahm, den Spielmann zu richten, dann würde er auf den Platz treten und Volkers Kläger herausfordern, schwor sich Golo. Gott würde ihm zur Seite stehen. Es war Unrecht, den Barden zu töten. Und wenn Volker schon sterben mußte, dann würden sie diesen letzten Weg gemeinsam gehen.
    Der junge Ritter preßte entschlossen die Lippen zusammen. Dann drängte er sich durch die Menschenmenge, bis er ganz vorne war, direkt hinter den Soldaten, die um die Henkersg e rüste standen.
    Von Ferne ertönte dumpfer Trommelklang. Bald würde der Wagen mit den Verurteilten

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