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Nibelungen 08 - Der Ketzerfürst

Titel: Nibelungen 08 - Der Ketzerfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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melancholisch. Sogar den Ä rger, den Volker gemacht hatte, vermißte er. Hagen mußte an die vielen Liebeshändel seines Freundes denken. Duelle im Morgengrauen, hinter der Burgk a pelle … Nie hatte der Ritter einen der gehörnten Ehemänner getötet. Es war stets amüsant gewesen, seinen Fechtkünsten zuzusehen. Und die Geschichte mit der sächsischen Edlen, die der Spielmann ve r führte, während ihr Mann, der Gesandte des Sachsenkönigs, bei Gunther an der Festtafel saß … Jetzt war es viel ruhiger auf der Burg geworden und ernster. Es wurde w e niger gescherzt und gelacht.
    Hagen hatte sein Ziel erreicht. Mit seinem roten Fachwerkba l ken und dem bunten Schild über der Tür hob sich das Bad e haus deutlich von allen anderen Gebäuden in der Gasse ab. In Gedanken war er jetzt ganz bei dem Zuber voller heißem Wa s ser, der ihn in einer durch ein dickes Wolltuch vom großen Saal abgetrennten Nische erwartete. Es gab nicht Besseres, um die winterliche Kälte aus den Knochen zu vertreiben!
    »Gott zum Gruße, Herr Ritter«, erklang eine heisere Stimme neben der Tür. »Habt ihr eine milde Gabe für einen, dem das Schicksal alles genommen hat.«
    Verärgert blickte der Tronjer zu dem Bettler. Erst vor ein paar Wochen hatte er das Gesindel aus der Stadt vertreiben lassen. »Scher dich zum Teufel, Taugenichts! Ich habe nichts für dich!«
    »Auch nicht für einen Freund desjenigen, der auszog, den Feuervogel zu suchen?«
    Der Tronjer stutzte. Dann packte er den Bettler bei seinem schmutzigen Kittel und zog ihn mit einem Ruck auf die Beine. »Was weißt du über Volker? Heraus damit oder … « Mitten im Satz versagte Hagen die Stimme. Diese Augen! Der Kerl stank wie ein Ziegenstall. Seine Kleider waren Lumpen. Sein blondes Haar hing in schmutzigen Strähnen vom Kopf. Das Gesicht war hinter einem ungepflegten Bart verborgen. Doch diese Augen … Sie gehörten unzweifelhaft zu Volker!
    »Du!« Hagen starrte ihn ungläubig an. »Jeder glaubt, du seiest tot!«
    »Und dabei soll es auch bleiben. Volker, der Spielmann, so wie du ihn kanntest, ist am Christfest in Icorigium gestorben.«
    »Unsinn! Du kommst jetzt mit mir und wirst dich waschen und etwas essen. Danach sehen wir weiter!« Ohne Widerspruch zu dulden, zerrte der Tronjer den Spielmann durch die Tür ins Badehaus.
    Die Baderin kannte Hagen gut genug, um keine Fragen zu stellen, als er mit einem Bettler in ihr Haus kam. Und ein Blick von ihm genügte, sie wissen zu lassen, daß sie mit niemandem über diese Begebenheit reden sollte.
    Er selbst kleidete den zitternden Bettler aus und befahl einer Magd, die Lumpen zu verbrennen, die der Mann am Leibe g e tragen hatte. Zwei frische rote Narben, an Bein und Arm, waren Zeugnis von Volkers letztem Kampf mit Ricchar. Auch die Hände des Spielmanns waren voller Schorf und Narben.
    »Bei den Göttern«, murmelte Hagen ungläubig. »Du siehst wahrlich aus, als hättest du Ragnarök erlebt.«
    Zögernd stieg der Spielmann in den großen Badezuber. Doch als er sich erst einmal an die Hitze des Wassers gewöhnt hatte, ließ er sich mit einem erleichterten Seufzer zurücksinken.
    Zweimal mußte die Baderin heißes Wasser nachgießen, und ein Abendessen aus Fleisch und Brot hatte sie ihnen aufgetr a gen, bevor Volker an das Ende seiner Geschichte kam.
    » … Als ich von dem Gerüst stürzte, wurde ich unter einem der Balken eingeklemmt. Dort war ich sicher vor den Hufen der Stiere, doch wäre ich wohl bei lebendigem Leibe verbrannt, hä t te mich nicht ein junger Schmied, der bei meinen Freischärlern gekämpft hatte, erkannt und befreit. Im Keller seines Hauses hat er mich versteckt, als die Stadt brannte und die Sachsen mordend durch die Straßen zogen. Danach ist er mit seinem Weibe zu seinem Schwager, einem Köhler, der hoch in den Be r gen wohnte, gezogen, denn niemand wollte in den Ruinen der Stadt bleiben, über die das Strafgericht Gottes hereingebrochen war. Den ganzen Weg in die Berge hat er mich auf seinem R ü cken getragen. Er glaubte, in meiner Schuld zu stehen, weil er zu jenen gehört hatte, die kampflos die Waffen streckten, als die Armee Ricchars nach der Schlacht am Totenmaar vor den Toren Icorigiums erschienen war. In den Bergen pflegten sie mich, bis ich mich kräftig genug fühlte, meinen neuen Weg zu beschre i ten.«
    Hagen schüttelte nachdenklich den Kopf. »Und was soll das für ein neuer Weg sein, den du gehen willst?«
    »Ich werde kein Ritter mehr sein. Für meinen König bin ich fast gestorben,

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