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Nibelungen 08 - Der Ketzerfürst

Titel: Nibelungen 08 - Der Ketzerfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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breitbeinig über einem zweiten Räuber, den er niedergemacht hatte. »Du wagst dich weit aus deinem Wald, Eber!«
    Der Kerl unter dem Scheunentor lachte. Sein Gesicht war von roten Pockennarben entstellt. »Wer sollte mich auch daran hi n dern? Ein Götzenanbeter, der sich mir mit nichts als einem Messer in der Hand entgegenstellt?« Er hob den Bogen und zielte auf Ricchars Brust.
    »Wenn du mich tötest, werden meine Brüder dich hinter j e dem Busch von hier bis Treveris suchen, Bastard!« Der Graf ging langsam auf den Bogenschützen zu. Das Messer zum Stoß bereit.
    »Ich weiß.« Der Pfeil schnellte von der Sehne und durc h schlug Ricchars Oberschenkel. Der junge Fürst wurde von der Wucht des Aufschlags halb herumgerissen und strauchelte.
    »Bleib, wo du bist!« Der Pockennarbige zog einen zweiten Pfeil aus dem Köcher an der Hüfte. Die Schreie in der Scheune waren verstummt. »Es lohnt nicht, für diesen räudigen Hund dort hinten zu sterben. Er hat zugesehen, wie sich meine Mä n ner seine Frau und seine Tochter genommen haben, ohne zu verraten, wo er sein Silber vergraben hat. Erst als ich ihm einen Fuß abgeschnitten habe, ist er gesprächiger geworden.« Der Bogenschütze spuckte aus und beobachtete ruhig, wie Ricchar versuchte, wieder auf die Beine zu kommen.
    »Ich werde dich für das bestrafen, was du getan hast. Mein Henker wird dich aufs Rad flechten, Mörder.«
    Der Eber hatte seinen Bogen jetzt auf Volker gerichtet. »Bleib, wo du bist, Ritter, sonst wirst du für deinen Herrn in die Hölle fahren.«
    »Laß von den Weibern in der Scheune ab, und ich schenke dir dein Leben, Räuber!« Volker hob die Hand mit dem Messer leicht. Sobald der Halsabschneider einen Augenblick unau f merksam war, würde er mit dem Dolch nach ihm werfen.
    Der Bogenschütze pfiff leise durch die Zähne. »Für jemanden, der jeden Augenblick mit einem Pfeil im Bauch vor mir im Staub liegen könnte, nimmst du dir viel heraus, Krieger. Was sollte mich davon abhalten, euch beiden jetzt gleich das Leben s licht auszublasen?«
    »Ich weiß, daß du ein kluger Mann bist«, stöhnte Ricchar. »Wenn du mich jetzt tötest, werden dich spätestens bei Mo r gengrauen meine Brüder verfolgen. Sie werden nicht ruhen, bis sie dich haben. Du weißt, wie viele es sind. Jeden Unterschlupf von hier bis zur Mosel würden sie durchstöbern, um dich zu finden. Läßt du mich leben, werde ich mich persönlich auf die Suche nach dir machen. Das heißt, du hast zwei oder drei Tage Vorsprung, bis ich wieder auf einem Pferd sitzen kann.«
    »Wenn ich dich töte, beginnt der Streit um deine Nachfolge. Niemand würde mir folgen und … «
    »Wir haben es, Eber.« Ein junger Mann erschien unter dem Scheunentor und hielt einen schmutzverkrusteten Lederbeutel hoch. »Es war dort, wo er gesagt hatte. Er wird es nicht mehr brauchen!«
    »Gut.«
    Volker fluchte. Der Bogenschütze drehte sich nicht um. Dieser Eber schien genau zu wissen, was er vorhatte.
    »Sag den Männern, sie sollen alles zusammenpacken und sich in den Wald davonmachen. Ich komme gleich nach.«
    »Brauchst du Hilfe, Eber?« Der junge Kerl griff nach dem la n gen Dolch an seinem Gürtel.
    »Ich habe meinen ersten Mann getötet, als du dir noch in die Hosen geschissen hast. Mit den beiden würde ich auch dann noch allein fertig, wenn sie mir in voller Rüstung gegenübe r stünden und ich nichts als einen Eichenknüppel hätte, um mich zu wehren. Mach jetzt, daß du fortkommst, Mann!«
    Volker schätzte die Entfernung zum Eber. Er war kein guter Messerwerfer. Wenn sich die Waffe in der Luft drehte und den Räuber mit dem Knauf statt mit der Spitze traf, dann würde ihn das sein Leben kosten. Der Barde leckte sich mit der Zunge über die Lippen. Seine rechte Hand war schweißnaß.
    »Du willst also eine Fehde mit mir, Fürst.« Der Eber lachte le i se. »Ich glaube nicht, daß du genügend Männer aufbieten kannst, um mich aus den Bergen zu holen. Dort herrsche ich! Dich und deine Krieger habe ich dort nur geduldet. Ich bin g e spannt, wann ich das nächste Mal Gelegenheit haben werde, dir einen Pfeil in den Balg zu jagen. Für heute habe ich genug Zeit mit dir vertan.« Der bullige Kerl drehte sich auf dem Absatz um und lief in die Scheune. Im selben Moment schleuderte Volker seinen Dolch. Mit dumpfen Schlag bohrte sich die Klinge in die hölzerne Scheunenwand. Der Dolch hatte den Schurken um mehr als eine Elle verfehlt.
    »Wir werden ihn kriegen«, stöhnte Ricchar. Der Graf hatte seinen

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