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Nibelungen 08 - Der Ketzerfürst

Titel: Nibelungen 08 - Der Ketzerfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Kopie ist und vielleicht strahlender aussieht als das Orig i nal? Ich bin für mich zu dem Schluß gekommen, daß es den Christengott gar nicht gibt! Ich habe niemals erlebt, wie einer seiner Priester ein Wunder gewirkt hat! Mithras aber macht se i ne Anhänger unbesiegbar auf dem Schlachtfeld! Sein Beiname ist invictus, und jene Kaiser der Römer, die ihn verehrt haben, gehörten zu den strahlendsten Feldherren.«
    »Und wie kommt es dann, daß der Mithraskult dem Christe n tum weichen mußte? Mir scheint, in dieser Schlacht haben seine Anhänger eine vernichtende Niederlage erlitten«, entgegnete Volker lakonisch.
    Ricchar drehte sich im Sattel um. In der Finsternis konnte der Spielmann das Gesicht des Frankenfürsten nicht erkennen, doch klang die Stimme des Grafen düster und zornig. »Es gab keinen regelrechten Krieg zwischen den Mithrasanhängern und den Christen. Ich habe dir doch schon gesagt, daß ich die Chri s ten für keine wirklich guten Kämpfer halte. Doch was man ihnen nicht absprechen kann, ist, daß sie geschickte Intriganten sind. Wer einen Bischof kennt und weiß, wie solche Männer in Amt und Würden kommen, der wird mir recht geben. Sie h a ben Mithras und seine Gläubigen verleumdet und zugleich aus ihrem Kult gestohlen, was ihnen brauchbar erschien. So ist der Gott des Lichtes in Vergessenheit geraten, obwohl noch keine fünf Generationen vergangen sind seit jenen Tagen, in denen in fast jeder Stadt hier am Rhein ein Heiligtum für Mithras g e standen hat. Anders als ihr Christen unterschieden die Mi t hrasjünger nicht nach Stand und Geburt. Selbst der niederste unter ihnen durfte seinen Kaiser, der ebenfalls zu Mithras bet e te, als Bruder ansprechen. Es war wie … « Er hielt inne.
    Ein leichter Wind ließ die schwüle Hitze einen Augenblick lang vergessen und zerriß die dichten Wolken am Himmel. Nördlich von ihnen flackerte ein großes Feuer zwischen Bä u men. Undeutlich konnte Volker den Schatten eines Hauses e r kennen. Das Dach stand in Flammen …
    Ricchar riß sein Pferd herum und gab ihm die Sporen. Der Fürst preßte die Lippen zusammen, so daß sein Mund im fa h len Mondlicht wie eine breite Narbe aussah, die sein Gesicht in zwei Hälften teilte.
    Auch Volker trieb seinen Hengst nun zur Eile an. Immer schneller trommelten die Hufe auf den ausgedörrten Boden. In der Ferne waren jetzt schattenhafte Gestalten vor dem bre n nenden Gebäude zu erkennen. Es war eine hohe Scheune, n e ben der sich ein niedriger Stall und ein heruntergekommenes Gesindehaus in die Schatten der Nacht kauerten.
    Dicht über dem Sattel des Grafen sah der Spielmann ein sil b riges Funkeln. Ricchar hatte seinen Dolch gezogen. Volker tat es ihm gleich. Der Gutshof war jetzt kaum mehr als zehn Schritt entfernt. Deutlich konnte man einen zusammengesunkenen kahlköpfigen Mann im unsteten Licht der Flammen erkennen. Zwei schwarze Pfeilschäfte ragten aus seiner Brust. Noch im Tod hielt er die Hände zu Fäusten geballt. Dicht daneben lag ein Kerl über einem Mädchen im Heu. Ihre Röcke waren heru n tergerissen.
    Ricchar sprang im Galopp aus dem Sattel. Leicht taumelnd, rannte er zu dem Kerl im Heu, riß ihm den Kopf nach hinten und zog ihm den Dolch über die Kehle. Das Mädchen im Heu war tot. Man hatte ihr mit einer Axt den Schädel eingeschlagen. Alles erschien Volker seltsam unwirklich, so als sei er in einem Traum gefangen, aus dem er nicht mehr erwachen konnte. Er wendete sein Pferd und ritt einen jungen Mann nieder, der den Grafen von hinten mit einem Speer angreifen wollte. Dann sprang auch der Burgunde aus dem Sattel. Er stolperte halb über einen kleinen Jungen, der mit dem Gesicht nach unten im Staub lag. Das goldene Haar des Kindes war von dunklem Blut verklebt .
    Ein Kerl mit einer Nagelkeule kam auf Volker zugelaufen. Der Ritter duckte sich unter dem Schlag hinweg und rammte dem Angreifer seinen Dolch in den Bauch. Die Wucht des Aufpralls riß dem Spielmann die Waffe aus der Hand. Der andere rannte noch ein paar Schritt, bis er sich gefangen hatte. Es war ein gr o ßer, schlacksiger Kerl mit weit abstehenden Ohren. Jetzt fiel ihm die Keule aus der Hand. Er drehte sich halb um und starrte erst auf das Messer in seinem Bauch und dann zu Volker.
    Ein gedrungener Mann mit gespanntem Bogen erschien im Tor der Scheune. Seine Hände waren mit Blut besudelt. »G e nug, Fürst Ricchar!« Rings um ihn rieselten glühende Funken vom Dach. Aus der Scheune erklangen gellende Schreie.
    Der Graf stand

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