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Nibelungen 08 - Der Ketzerfürst

Titel: Nibelungen 08 - Der Ketzerfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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verloren, und ich denke, nicht allein die Löwen haben ve r standen, worauf das Lied noch anspielt. Es wird überall dort gesungen, wo man sich nicht vor den Schergen des Fürsten fürchtet, und ich bin überzeugt, von heute an wird es noch e i nen Grund mehr geben, warum die Löwen dieses Lied hassen.«
    Volker begriff. Er schüttelte energisch den Kopf. »Du weißt, daß es anders war! Ein Zufall … «
    »War es ein Zufall? Der Statthalter war der Jäger Ricchars. Er sollte mich fangen. Er hielt die Fackel zum Scheiterhaufen schon in der Hand. Alles schien verloren. Dann erschienst du … Wie der Feuervogel kamst du aus dem Nichts. Niemand in Icorigium hatte dich je zuvor gesehen, und du trugst einen flammendroten Umhang. Du hast den Falken gefordert und getötet. Dein Schwert durchbohrte sein Herz … «
    »Du weißt, daß es nicht so war. Wo kommst du vor in dem Lied? Und mein Schwert hat auch nicht sein Herz durchbohrt! Das ist alles Unsinn!«
    »Kleinigkeiten! Stimmt es nicht, daß dir eine Lichtgestalt in Castra Bonna erschienen ist? Wurdest du nicht in die Berge g e rufen, wo du mich gerettet hast? Auch wenn du es nicht wah r haben willst, Volker, du bist der Feuervogel! Das Symbol des Aufbegehrens gegen den Tyrannen. Deine Geschichte wird in den Bergen von Mund zu Mund gehen und den Menschen neue Hoffnung geben.«
    Volker war auf die Beine gesprungen. »Hör auf damit! Erw e cke keine Hoffnungen, die nur in Verzweiflung münden we r den! Es ist jetzt genug! Ich will nichts mehr davon hören.« Er wollte nicht in diese Sache hineingezogen werden. Für ihn gab es keinen Grund, Ricchar zu bekämpfen. Der Fürst hatte ihn freundlich empfangen, und er war Volker auch nicht als blu t dürstiger Tyrann erschienen. Außerdem würde er mögliche r weise einen neuen Krieg zwischen Burgund und den Franken heraufbeschwören, wenn er als burgundischer Ritter und Ve r trauter König Gunther s mit irgendwelchen rebellischen Bauern in Verbindung gebracht würde. Die Bardin ahnte vermutlich nicht einmal, was sie mit ihren Liedern bewirken mochte. Er würde dafür sorgen, daß sie schwieg und … Belliesa hatte ihre regennasse Tunika abgestreift. Darunter trug sie ein tief ausg e schnittenes Mieder aus rotem Leder, um den Hals aber hing ihr eine geflochtene Schnur, von der ein goldenes Amulett und zwei flammend rote Federn hingen.
    »Was ist das?«, stammelte der Spielmann leise. Seine Zunge war wie taub. Die Federn! Es waren dieselben, wie sie der Mä r chenerzähler am Hof von Burgund als Beweis für die Wahrheit seiner Geschichte vom Feuervogel vorgezeigt hatte.
    »Mein Glücksbringer. Ich lege ihn niemals ab.«
    »Woher … woher hast du das? Die Federn … «
    »Vielleicht habe ich sie ganz in der Nähe des Ortes gefunden, an dem Ricchars Falke aus dem Himmel gestürzt ist?«
    »Hast du ihn also auch gesehen? Den Feuervogel … Weißt du, wo er ist?«
    »Kann man einer Märchengestalt begegnen?« fragte sie spö t tisch. »Du glaubst doch, daß meine Lieder nur erfunden sind. Du bist kein guter Poet, Volker. Dein Blick ist in die Ferne g e richtet, und du siehst nicht, was vor dir steht!«
    Der Spielmann verkniff sich eine zynische Antwort. Es war besser, die Bardin nicht zu erzürnen. Offenbar war es tatsäc h lich kein Zufall, daß das Schicksal es so gefügt hatte, daß ihrer beide Wege sich kreuzten. Sie wußte etwas über den Feuerv o gel … Und er würde herausfinden, was es war! Vielleicht ließen sich dieser Suche sogar ganz angenehme Seiten abgewinnen. Schließlich war sie schön … Eigenwillig, aber durchaus auch begehrenswert. Volker setzte sein charmantestes Lächeln auf.
    »Ich gebe mich im Duell der Worte geschlagen. Wie es scheint, habe ich meine Meisterin gefunden, zumindest für he u te abend. Doch vielleicht magst du uns nun ein wenig mit de i ner Sangeskunst unterhalten, denn ich bin neugierig, ob deine Stimme von gleichem Liebreiz wie dein Antlitz ist.«
    Golo verdrehte die Augen, so als habe man ihm einen faul i gen Fisch aufgetischt, doch Belliesa nickte zustimmend. »Du hast recht. Laßt uns das Streitgespräch beenden! Für heute z u mindest. Nachdem ihr alle euer Leben riskiert habt, um mich zu retten, solltet ihr zumindest die Lieder kennen, deretwegen man mich zum Tode verurteilt hat.«

7. KAPITEL

    inter ein Gebüsch geduckt, beobachtete Golo, wie eine Gruppe dunkler Schatten durch die Rege n schleier glitt. Es goß wie aus Eimern, und er mußte die Lippen aufeinanderpressen, um sich nicht

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