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Nibelungen 08 - Der Ketzerfürst

Titel: Nibelungen 08 - Der Ketzerfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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durch Zähneklappern zu verraten. Seit Stunden regnete es schon. Er trug keinen trockenen Faden mehr am Leib. Ihre Reise stand unter einem schlechten Stern. Hoffentlich hatte Belliesa keinen Fehler gemacht!
    Allein dem Regen, der auf dem schlammigen Boden ihre Sp u ren gelöscht hatte, war es zu verdanken, daß sie gestern den Jägern des Grafen entgangen waren. Ein Trupp von zehn B e waffneten war keine zweihundert Schritt unterhalb ihres Nachtlagers vorbeigeritten. Danach waren sie sich alle einig gewesen, daß sie weiter von den Wegen und Pfaden fortmu ß ten, die für Pferde gangbar waren. Belliesa hatte ihnen angeb o ten, sie zu einer kleinen Stadt zu führen, wo sie Freunde hatte. Dort wollte sie die Reittiere verkaufen und frischen Proviant besorgen. Castra Corona nannte sich die befestige Stadt, die sich über den langgezogenen Hügelrücken am anderen Ende des Tals erstreckte. Sie war durch hohe steinerne Mauern g e schützt, die von fast einem Dutzend massiger Wehrtürme übe r ragt wurden.
    Volker hatte sich geweigert, sich der Stadt auf mehr als fün f hundert Schritt zu nähern. So war Belliesa in der Nacht alleine davongeschlichen, um ihre Gewährsleute zu finden. Golo b e trachtete die Gestalten, die nun auf ihn zukamen, mit gemisc h ten Gefühlen. Er wußte nicht, ob man ihnen trauen durfte. Und dann dieser Regen! Wenn es nun Soldaten wären, die ihre Wa f fen und Rüstungen unter weiten Mänteln verbargen … Der ju n ge Ritter kniff die Augen zusammen. Die Fremden waren dem Waldrand, wo Belliesa auf sie wartete, jetzt bis auf zehn Schritt nahe gekommen. Die Bardin trat aus ihrem Versteck hinter e i nem mächtigen Eichenstamm und grüßte die Männer. Der A n führer des Trupps schloß sie herzlich in die Arme. Golo atmete erleichtert auf. Soldaten konnten das nicht sein! Sobald Belliesa das verabredete Zeichen gab, würde er die Pferde die Bergfla n ke hinabbringen.
    Die Männer standen jetzt im Halbkreis um die Bardin, die he f tig gestikulierte und auf die Fremden einredete. Ob sie über den Preis für die Pferde feilschten? Belliesa deutete zum Hang hinauf. Sie sollte das lieber lassen. Auch wenn Volker sie hö f lich behandelte und mit Komplimenten um ihre Gunst buhlte, wußte Golo, daß der Spielmann ihrer Gefährtin im Grunde noch immer mißtrauisch gegenüberstand. Dabei hatte sie sich in den letzten Tagen als gute Führerin erwiesen. Ohne ihre Hi l fe wären sie den Soldaten Ricchars mit Sicherheit nicht en t kommen! Von Ferne hatten die Gefährten immer wieder Such t rupps sehen können, und an jeder größeren Wegkreuzung gab es Wachposten. Doch Belliesa hatte sie bei Nacht und Nebel sicher über die bewaldete Hochebene geführt. Die Bardin war nicht zum ersten Mal auf der Flucht, und sie kannte die Berge so gut, als sei sie hier geboren worden.
    Warum das Gespräch mit dem Pferdehändler und seinen Knechten nur so lange dauerte? Golo trat unruhig von einem Bein auf das andere. Er wünschte, der Handel wäre schon abg e schlossen. Belliesa redete noch immer auf die Kerle ein. Was da wohl vor sich gehen mochte?
    Der junge Recke hätte nur zu gerne gewußt, was ihre Gefäh r tin hierher in die Berge verschlagen hatte. Sie schien kaum lä n ger als ein Jahr hier zu sein. Woher sie kam, hatte sie ihnen bi s lang nicht verraten. Vielleicht stimmte die Anklage gegen sie sogar, und sie war tatsächlich eine Zauberin. Gestern abend war die Bardin allein bei den Pferden im Lager geblieben, wä h rend die anderen losgezogen waren, um Pilze zu sammeln und trockenes Holz für ein Feuer zu sammeln. Golo war als erster zurückgekommen, und da hatte er gesehen, wie sie ihre Hände beschirmend über die neue Feuerstelle gehalten hatte und plötzlich Flammen aus dem nassen Holz schlugen. Golo hatte das bislang für sich behalten. Er wollte die anderen nicht beu n ruhigen, doch war er sich sicher, das dies nicht mit rechten Dingen zugegangen war. Überhaupt war es unerhört, daß eine Frau ganz allein reiste. Wo hatte man je so etwas gehört! Und doch schien sie keinerlei Schwierigkeiten zu haben.
    Belliesa hob die Rechte und winkte. Das war das verabredete Zeichen. Der junge Ritter nahm die Pferde beim Zügel und führte sie den Hang hinunter. Es fiel ihm schwer, sich von se i ner Stute zu trennen. Seit mehr als einem halben Jahr war er das Tier geritten. Sie hatten sich gerade aneinander gewöhnt.
    Als er aus dem Wald trat, starrten ihn die Männer rund um Belliesa eigenartig an. Golo hatte das Gefühl,

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